Graham Greene litterae artesque blogspot Zum heutigen dreißigsten Todestag von Graham Greene, Teil 1/2

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Kaum ein Schriftsteller war so populär wie seinerzeit Graham Greene, 2. Oktober 1904 – 3. April 1991, der ein Vielschreiber war, einer der als Journalist angefangen hatte und dann in vielen Genres zu Hause war, aber als Romancier weltbekannt wurde, denn er vermochte es, die Menschen seiner Zeit in ihren gesellschaftlichen Bezügen lebendig werden zu lassen, so daß man sowohl an den Personen Interesse hat, wie auch die jeweiligen Gesellschaften kennenlernt, auch die in England eigentlich überholten Standesunterschiede.

Und was man seit damals in Erinnerung hat, ist seine Konversion zum Katholischen Glauben, die in manchen Romanen sogar durchscheint. Niemand hat so wie er uns Jugendlichen die ganze Welt literarisch nahe gebracht. Er selbst hat immer Joseph Conrad, auch T.S. Eliot und Herbert Read als seine schreibenden Vorbilder genannt, später Robert Louis Stevenson, übrigens sein Großonkel!, und den auch von uns verehrten Henry James, mit dem eine Literaturgattung zu Ende ging, die niemand wieder in der Kombination von gebildetem Weltbürgertum und Kunst aufgreifen konnte.

rororodritte mannSeine erfolgreiche literarische Laufbahn kam später, denn erst war er ein unglückliches Kind, war, wie er in seiner Autobiographie schreibt, als Schüler depressiv mit mehreren Selbstmordversuchen, war 1920 sechs Monate in einer Psychoanalyse – merkwürdige Angabe?, denn eine echte Psychoanalyse dauert Jahre- und 1922 für kurze Zeit Mitglied der Kommunistischen Partei, aber dennoch nicht in die Sowjetunion reisen durfte, stattdessen in Oxford Geschichte studierte.

Daß er, eigentlich ein Agnostiker, aber der anglikanischen Kirche zugehörig, 1926 zum katholsichen Glauben übertrat, hat mit der Frau zu tun, die er dann ein Jahr drauf heiratete, eine Familie mit zwei Kindern. Gleichzeitig legte er sich gern emit der Amtskirche an.

Sein erster Roman wurde 1929 veröffentlicht, sofort gab er den Journalismus auf, wurde Romanschriftsteller und hatte mit ORIENTEXPRESS 1932 einen Welterfolg. Daß seine Romane so oft verfilmt wurden, genau 33 Mal, er übrigens auch Drehbücher und Theaterstücke schrieb, hat mit der Anschaulichkeit seiner handelnden Personen und den stringenten Geschichten zu tun, die schon beim Lesen Bilder evozieren. So wurde ORIENTEXPRESS schon 1934 verfilmt. Gleichzeitig wurde er auch Filmkritiker, ein scharfer dazu, der so manche Verleumdungsklage überstehen mußte, wie beispielsweise sein Verriß des Kinderstars Shirley Temple, weswegen er sogar nach Mexiko ausriß. Das wiederum machte ihn zum Reiseschriftsteller, als den wir ihn auch als Romancier dann kennenlernen: Die Kraft und die Herrlichkeit 1940, ein Welterfolg.

Im Krieg war er wie wohl so mancher Schriftsteller für den britischen Geheimdienst tätig, wo sein Vorgesetzter übrigens der russisch-englische Doppelagent Kjm Philby war, über den Robert Littell den tollen Roman geschrieben hat. Für Greene waren diese Zeiten eine Lehre fürs Leben, denn die Diplomatie wurde sein Spezialgebiet, wie es UNSER MANN IN HAVANNA 1958 zeigt. Er war einer der ersten, der Fidel Castro als Revolutionär ernst nahm und vor allem die US-Außenpolitik entschieden ablehnte und auch literarisch angriff: in DER STILLE AMERIKANER 1955 geht es um deren imperialistische Indochinapolitik, was die USA nicht gerne hörten, wo er anschließend als Schriftsteller kritisiert wurde. Erst nach 2000 wurde bekannt, daß Graham Greene seit den 50er Jahren bis zum Tod vom US-Geheimdienst überwacht wurde. Welche Ehre für einen Romancier und Journlisten, daß Worte so ernst genommen werden!

Das gilt auch für DIE STUNDE DER KÖMIDIANTEN 1966, wo Greene die Mörderbanden in Haiti als das Terrorregime bezeichnete, das es war. Als er dann auch noch den Staatschef, den Diktator François Duvalier als Folterer bezeichnete, gab es neue Prozesse. Aber ist das nicht toll, daß einer im Gewand des Romanciers so politisch agiert. Gibt es heute solche Schrfitsteller, die über die Romane unsere Welt klären helfen. Ich wüßte keinen, der dies so populär konnte. Graham Greene zog sich in die Schweiz nach Vevey am Genfersee zurück, wo auch Charlie Chaplin lebte, mit dem er sich befreundete und wo er mit 86 Jahren an Leukämie starb.

. Das Milieu der Diplomatie zeigt auch DER DRITTE MANN. Diese Romane zeigen aber auch sein Alkoholproblem, das wiederum in Diplomatenkreisen fern der Heimat leicht verschärft auftritt. Seine zahlreichen Affären führten zur Trennung von der Ehefrau, mit der er aber verheiratet blieb.

Ich habe nur wenige Romane mit Titeln genannt. Tatsächlich habe ich über 20 Taschenbücher, die alle als rororo im Rowohlt Verlag erschienen sind, was man sich als Jugendliche leisten konnte.

FORTSETZUNG FOLGT

Foto:
Graham Greene
©litterae artesque blogspot
Cover des rororo-Bandes,
das der REdaktion auch vorliegt. Leider haben wir bei den tausend Bildern kein Titelbild der unten angegebenen Ausgabe gefunden

Info:
Graham Greene, Der dritte Mann, Lizensausgabe für den Bertelsmannlesering mit Genehmigung des Paul Zsolnay Verlages Hamburg-Wien , printed in Germany Buch Nr. 1984

Timmermann, Brigitte/Baker, Frederick, Der dritte Mann. Auf den Spuren eines Filmklassikers, Wien Czernin Verlag 2002
ISBN 3 7076 0143 9

Der dritte Mann (Special Edition) , 2 DVDs
Großbritannien, 1949
FSK ab 12 freigegeben
Bestellnummer: 7578566
Erscheinungstermin: 16.7.2015
Serien: Filme, die man haben muss!, 
Arthaus Thriller, 101 Min.
Regie: Carol Reed
Darsteller: Orson Welles, Alida Valli, Paul Hörbiger, Ernst Deutsch, Trevor Howard, Siegfried Breuer, Joseph Cotten
Originaltitel: The Third Man
Sprache: Deutsch, Englisch
Tonformat: Dolby Digital mono
Bild: 4:3 (s/w)