Wagenknecht wird in Nordrhein-Westfalen auf Listenplatz 1 der Linken-Landesliste für die Bundestagswahl gewählt
Juliane Schätze
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Sahra Wagenknecht, so prominent wie umstritten, erreichte am Samstag in Essen den Spitzenplatz auf der Landesliste der NRW-Linken und dies trotz heftiger Kritik aus den eigenen Reihen an ihrem neuen Buch.
Obwohl Sahra Wagenknecht im Landesverband der Partei „Die Linke“ in Nordrhein-Westfalen eine große Anhängerschaft hinter sich weiß, konnte sie sich nur noch mit 61 Prozent der Delegiertenstimmen gegen ihre beiden Gegenkandidatinnen durchsetzen. Damit erreichte sie das schlechteste Ergebnis, seit sie für den Bundestag kandidiert. Im Jahr 2013 waren es 94 Prozent, Bei der darauffolgenden Wahl 2017 wurde sie mit 80 Prozent zur Spitzenkandidatin gewählt. Viele parteiinterne Kritiker sehen in Wagenknechts Wahl einen Angriff auf die politische Praxis der Partei „Die Linke“ und einen Imageschaden. Laut einer Umfrage steht die Partei in NRW bei drei Prozent.
In ihrer Kandidatenrede plädierte Sahra Wagenknecht für eine Politik der sozialen Gerechtigkeit. Die sogenannten „kleinen Leute“, die Verlierer der Globalisierung, benötigten ein adäquates Angebot. Mit der Identitätspolitik, die die Partei derzeit betreibe, setze sie falsche Prioritäten. So würden skurrile Minderheiten, die Marotten anhängen, unterstützt. Sie bezeichnete diesen Personenkreis als Lifestyle-Linke und kritisierte deren Verbundenheit mit Bewegungen wie Black Lives Matter, Fridays for Future, Seebrücke und UNTEILBAR. Diese jungen Leute seien weltläufig und intolerant zugleich. Sie gehörten zu den Bessergestellten, die vorrangig ihre Partikularinteressen umsetzen. In ihnen sieht Wagenknecht die Gewinner der Globalisierung, die mit ihrem Wertekanon der Weltoffenheit, des Multikulturalismus. Feminismus, Konsumkritik, Nachhaltigkeit und Klimagerechtigkeit neoliberale Paradigmen vertreten. Mitgefühl für die Armen und Schwachen unserer Gesellschaft zeigten diese Moralisten nicht. Sie seien keine Interessenvertreter für die abhängig Beschäftigten wie Arbeiter, Angestellte und Angehörige der unteren Mittelschicht. Eher verlöre die politische Linke durch sie ihre klassische Klientel, die sich nicht mehr angesprochen und verstanden fühlt, an die AfD.
Die Kritik der Gegenkandidatinnen und des Parteivorstandes ließ nicht lange auf sich warten. Angela Bankert aus Köln wird von der „Antikapitalistischen Linken“ unterstützt und die queere Hannah Haerhus aus Münster versteht sich als Klimaaktivistin. Es seien vor allem die, von Wagenknecht als Lifestyle-Linke bezeichnet, jungen Leute, die die Partei auf der Straße, an den Info-Ständen und im Wahlkampf repräsentieren. Haerhus fühlt sich eindeutig diskriminiert und verwahrt sich damit auch gegen die gleichlautenden Thesen in Wagenknechts neuem Buch.
Sahra Wagenknecht will eine Alternative zum Linksliberalismus, der sich mehr für das eigene Milieu interessiert statt für eine linke Politik, die die Konflikte und Widersprüche löst. Ob sie das richtige Programm dafür entworfen hat, lässt sich ab heute nachlesen:
„Die Selbstgerechten. Mein Gegenprogramm – für Gemeinsinn und Zusammenhalt“
Foto:
Cover
Info:
„Die Selbstgerechten. Mein Gegenprogramm – für Gemeinsinn und Zusammenhalt“
Campus Verlag
Hardcover gebunden
Erscheinungstermin: 14.04.2021
ISBN: 9783593513904
345 Seiten, Lesebändchen
24,95 €
Sahra Wagenknecht sorgt erneut für Konfliktpotenzial und spaltet mit ihrem neuen Buch die Partei „Die Linke“
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