Auf die Schnelle: Gute Sachbuchliteratur, gebraucht, Teil 1089 EXIL III
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – In den vorherigen Artikeln konnte man ja schon von denen hören, deren Weg auf der Flucht vor Gewalt und Mord aus Nazi-Deutschland zuerst einmal nach Frankreich, bevorzugt Paris und die Mittelmeerküste führte. Die Küste ist lang und leider findet sich in fast allen Büchern, die sich mit den einzelnen Orten, wo sich Exilanten niederließen, beschäftigen, keine Karte, das gilt auch für dieses Buch, dem die geographische Konkretisierung gut getan hätte.
Sanary-sur-Mer ist eine französische Gemeinde , die heute 16.605 Einwohnern hat und im im Département Var in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur liegt. Sie gehört damit zum Kanton Ollioules im Arrondissement Toulon, nur damit Sie wissen, wieviele Bezugspunkte vorhanden sind. Für unsere Übersicht ist Toulon wichtig, denn beide Orte liegen am südlichsten Punkt der französischen Mittelmeerküste. Damals war Sanary ein Fischerdorf, als die deutschen Intellektuellen dort Zuflucht fanden, war aber schon von Engländern entdeckt. Wenn man einige Berichte, von den jeweiligen Flüchtlingen, darüber gelesen hat, kommt es einem bei einem neuen Buch immer wieder so vor, als ob man dabei gewesen sei, wenn die Häuser geschildert werden oder die Feste, die gefeiert wurden. Sehr lebendig war es und es ging gesellig zu, was einen ja nicht wundert, denn sie waren ihren Häschern entkommen, also frei! Wenigstens in den ersten Jahren.
Das Buch beschreibt im ersten Teil unter MONTPARNASSE AM MITTELMEER die Entwicklung des Ortes vom Fischerdorf bis zu seiner Entdeckung als apollinischer Ort, Wasser, Sonne, Licht.
Im zweiten Teil werden dann die DICHTERFÜRSTEN IM EXIL, nein, vorgeführt hätte einen Beigeschmack, sie werden vorgestellt, als sie sich erst frei fühlten und dann, nach dem Einmarsch der Deutschen in Gefahr gerieten. Letzterem dient der dritte Teil DER TEUFEL IN FRANKREICH. Und in einem kurzen vierten Abschnitt kommt als Resümee WAS BLEIBT?, was wir uns zuerst anschauen. Sehr gut, daran hatten wir auch sofort gedacht, das Kapitel beginnt mit der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main, die seit ihrer Gründung 1949 den Schwerpunkt Exilliteratur hat. „Mehr als 300 Nachlässe von Exilanten lagern in ihrem unterirdischen Depot. Hinzu kommen 18 000 Bücher und mehr als 11 000 Zeitschriftenartikel.“ Dieses Archiv - wer es nicht kennt, sollte es wirklich in Form einer Daueraufstellung aufsuchen – überrascht durch die vielen gesammelten Gegenstände, einschließlich von Flucht- oder Überlebenskoffern. Wir beißen uns dabei so fest, daß wir einen eigenen Artikel folgen lassen.
Zurück also zur Zeit des Exils in Sanary-sur-Mer. Es gibt dort eine Gedenktafel, die auf Seite 14 abgedruckt ist, die alle aufführt, die dort im Exil waren, kurz oder sehr lange. Das beginnt mit Ernst Bloch, Bertold Brecht, Ferdinand Bruckner – und schon haben wir einige ausgelassen, denn es sind 66 Namen, zu viele, um alle aufzuführen, aber neben den Erwähnten, Bruno Frank, Arthur Koestler, Rudolf Leonhard, die Familie Mann, sowohl die von Thomas, wie die von Heinrich, natürlich der Großschriftsteller Franz Werfel und die beiden Zweigs Arnold und Stefan, nicht verwandt.
FORTSETZUNG FOLGT
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Info:
Magali Nieradka-Steiner, Exil unter Palmen, Deutsche Emigranten in Sanary-sur-Mer, Theiss Verlag 2018
ISBN 978 3 8062 3656 9