Konrad Daniel
Berlin (Weltexpresso) - Die Autorität der Museen bröckelt, und viele wollen wissen: Woher kommen die dort ausgestellten Objekte? Der Dinosaurier im Berliner Naturkundemuseum etwa ist plötzlich nicht mehr nur der weltweit größte seiner Art, sondern auch ein beredtes Zeugnis der deutschen Kolonialgeschichte im Osten Afrikas.
Über mehrere Jahre haben die Herausgeber:innen Bilder und Texte über das Nehmen, Aneignen und Zurückgeben von Kulturgütern zusammengetragen – aus über 2000 Jahren Menschheitsgeschichte. Entstanden sind ein Bildatlas und eine Anthologie zu Kunstraub und Kulturerbe. In beiden Büchern wird Geschichte nicht nur über Objekte im Kontext ihrer Entstehung erzählt, sondern im Spiegel der wechselhaften Eigentumsverhältnisse, in denen sie sich befanden, und der Besitzansprüche, die an sie gestellt wurden und werden. Diese Bilder und Texte wohnen im kollektiven Unterbewusstsein von Gesellschaften. Ihre Aussagen wirken weiter in unserem Denken und prägen unser Selbstverständnis. Und sie treffen mitten ins Herz aktueller politischer Debatten – über Rassismus, Kolonialismus und deren nach wie vor ungebrochene Gegenwart.
Moderation: Jenny Friedrich-Freksa (Chefredakteurin von Kulturaustausch)
Eintritt frei
Anmeldung per E-Mail erforderlich unter: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Der Zoom-Link wird kurz vor der Veranstaltung per E-Mail verschickt.
Beitragende:
Bénédicte Savoy lehrt Kunstgeschichte an der TU Berlin und am Collège de France in Paris. Ihre Forschungsinteressen sind Kunst und Kulturtransfer in Europa, Museumsgeschichte sowie Kunstraub und Beutekunst.
Isabelle Dolezalek ist Kunsthistorikerin mit einem Schwerpunkt in der Kunst des Mittelalters. Seit 2019 forscht und lehrt sie an der Universität Greifswald. Sie ist assoziiertes Mitglied des Forschungsclusters translocations.
Merten Lagatz studierte Kunstwissenschaft, Theaterwissenschaften und Neuere deutsche Literatur. Er koordiniert den Forschungscluster translocations und arbeitet an der TU Berlin zu Cultural Activism, queeren Kollektiven und den Künsten im Jetzt.
Philippa Sissis studierte Geschichte und Kunstgeschichte in Berlin und Paris. Sie promovierte über das SchriftBild von Renaissance-Manuskripten und forscht zu karibischer Kunst und Erinnerungskultur. Seit 2019 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungscluster translocations.
Robert Skwirblies ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Kunstgeschichte der Moderne der TU Berlin und forscht zu Kunsthandel, Sammlungs- und Museumsgeschichte im 18. und 19. Jahrhundert. Er ist Postdoc-Fellow im Forschungscluster translocations.
Luca Frepoli und Simon Lindner sind studentische Mitarbeiter des Forschungsclusters translocations, aus dem Bildatlas und Anthologie hervorgehen.
Beute. Ein Bildatlas zu Kunstraub und Kulturerbe
Weltgeschichte in Bildern neu erzählt: vom wechselhaften Leben der Objekte zwischen Erwerb, Entwendung und Restitution
Die Quadriga vom Brandenburger Tor, die Büste der Nofretete, die Knochen der Saurier oder die »Benin-Bronzen« – sie alle sind im Verlauf der Geschichte an neue Orte verlagert worden: gesammelt, erbeutet oder gehandelt. Vielstimmig und nuancenreich bringt dieser Atlas nun die Bilder selbst zum Sprechen: Sie erzählen nicht nur von Objekten, sondern auch von Machtverhältnissen, berichten nicht nur von Beutenahmen, sondern auch von Eitelkeit, List und Lust. Und jedes einzelne von ihnen stellt die eindringliche Forderung, uns der Frage nach der Provenienz der Kulturgüter in unseren Museen und Sammlungen nicht länger zu entziehen.
Merten Lagatz (Hg.), Bénédicte Savoy (Hg.), Philippa Sissis (Hg.):
Beute. Ein Bildatlas zu Kunstraub und Kulturerbe
Hardcover in Leinen gebunden und mit zahlreichen farbigen Abbildungen
Beute. Eine Anthologie zu Kunstraub und Kulturerbe
Wem gehören Kulturgüter? Unter welchen Umständen gelten sie als rechtmäßig erworben? Und was bedeutet das für unsere Museen? Menschen aller Zeiten und Kulturen zerbrachen sich darüber den Kopf: Schon Polybios rät von der Zurschaustellung erbeuteter Kunst ab, Cicero stellt infrage, ob die Ankäufe eines Statthalters ohne Zwang abgelaufen wären – und ob man dann noch von Verkauf sprechen könne. Mit Quellen aus zweitausend Jahren Menschheitsgeschichte, die in dieser Anthologie zum Teil erstmals abgedruckt, kontextualisiert und analysiert werden, wird klar: Niemand wird diese Fragen allein lösen, aber es gibt viele, auf deren Überlegungen wir uns berufen können.
Isabelle Dolezalek (Hg.), Bénédicte Savoy (Hg.), Robert Skwirblies (Hg.):
Beute. Eine Anthologie zu Kunstraub und Kulturerbe
Hardcover gebunden
Bénédicte Savoy, Felwine Sarr:
Zurückgeben. Über die Restitution afrikanischer Kulturgüter
Aus dem Französischen von Daniel Fastner
224 Seiten | 18 Euro | Buch bestellen
Als E-Book erhältlich
Bénédicte Savoy:
Die Provenienz der Kultur. Von der Trauer des Verlusts zum universalen Menschheitserbe
Aus dem Französischen von Hanns Zischler u. Philippa Sissis
72 Seiten | 10 Euro | Buch bestellen
Arno Bertina:
Mona Lisa in Bangoulap. Die Fabel vom Weltmuseum
Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Bénédicte Savoy
75 Seiten | 12 Euro | Buch bestellen
Als E-Book erhältlich
Felwine Sarr: Afrotopia
Aus dem Französischen von Max Henninger
176 Seiten | 20 Euro | Buch bestellen
Als E-Book erhältlich
bei Matthes &
Cover
Info:
Matthes & Seitz Berlin
Göhrener Straße 7
10437 Berlin
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