Konrad Daniel
Wien (Weltexpresso) - Nachdem der Deutsche Buchpreis in die erste Runde ging und mit der Zwanzigerliste eine Menge Romane vorlegte, die alle gelesen sein müssen, bevor noch im September die letzten Sechs ausgewählt werden, unter denen dann wiederum der Buchpreisträger ausgesucht wird, der am Vorabend der Frankfurter Buchmesse im Frankfurter Römer gefeiert wird, legt nun Österreich nach, deren Buchpreis eine andere Struktur hat als der deutsche und vor allem, auch später verliehen wird. Fehlt noch der Schweizer Buchpreis, dessen Nominierte demnächst bekannt werden.
Nun zuerst einmal Österreich: die nominierten Titel stehen fest: Zehn Bücher wurden für die lange Liste sowie drei Romane für die kurze Liste des Debütpreises ausgewählt. Seit Ausschreibungsbeginn haben die fünf Jurymitglieder insgesamt 122 belletristische, essayistische, lyrische und dramatische Werke gesichtet, die zwischen dem 9. Oktober 2020 und dem 7. Oktober 2021 erschienen sind bzw. noch erscheinen werden. Das nämlich ist der große Unterschied zum deutschen Buchpreis, der grundsätzlich und ausschließlich ein Romanpreis ist, der jährlich den besten Roman des Jahres auszeichnet, was unter uns Eingeweihten natürlich mit Augenzwinkern passiert: denn den besten Roman gibt es einfach nicht, zu unterschiedlich ist, was einer vom Lesen erwartet. Doch ab und zu sind dann wirklich alle einverstanden mit der Endauswahl.
Der Österreichische Buchpreis dagegen gilt dem gesamten literarischen Feld. Auch Gedichte können ausgezeichnet werden mit dem Österreichischen Buchpreis, wie schon geschehen. Es können auch Kurzgeschichten sein - das hat der Österreichische mit dem Schweizer Buchpreis gemein, der neben Roman auch Essays und Geschichten zuläßt - oder sogar Theaterstücke etc. Schauen wir erst einmal die Titel und Autoren der zehn Nominierten an!
Die für den Österreichischen Buchpreis nominierten Titel (in alphabetischer Reihenfolge):
Zehnerliste Buchpreis:
Anna Baar – Nil (Wallstein)
Daniela Chana – Neun seltsame Frauen (Limbus)
Raphaela Edelbauer – Dave (Klett-Cotta)
Olga Flor – Morituri (Jung und Jung)
Monika Helfer – Vati (Hanser)
Hanno Millesi – Der Charme der langen Wege (Edition Atelier)
Teresa Präauer – Das Glück ist eine Bohne (Wallstein)
Sophie Reyer – 1431 (Czernin)
Ferdinand Schmalz – Mein Lieblingstier heißt Winter (S. Fischer)
Franz Schuh – Lachen und Sterben (Zsolnay)
Kurze Liste Debüt:
Anna Albinus – Revolver Christi (edition.fotoTAPETA)
Anna Felnhofer – Schnittbild (Luftschacht)
Clemens Bruno Gatzmaga – Jacob träumt nicht mehr (Karl Rauch)
Jury:
Die Fach-Jury für den Österreichischen Buchpreis setzt sich 2021 aus Tilman Eder (Buchhändler, Buchhandlung Erlkönig), Walter Grond (Schriftsteller, Leiter Europäische Literaturtage), Manuela Reichart (Literaturkritikerin, WDR), Daniela Strigl (Literaturkritikerin und Germanistin, Universität Wien) und Peter Zimmermann (Journalist, ORF) zusammen. Nur der Ordnung halber durchgezählt: drei Männer und zwei Frauen.
Kommentar:
Noch kennen wir die Bücher nicht, sehen nur auf einen Blick, daß nur eine einzige Autorin auf der österreichischen Zehner-Liste sowie der deutschen Zwanziger- Liste steht: Monika Helfer mit VATI, Hanser Verlag. Das ist eigentlich ein Tatbestand, der aufzeigt, wie zufällig die Auswahl auf die Listen geschieht. Denn neun der Titel waren für den Deutschen Buchpreis nicht gut genug, nein, das stimmt nicht, denn nur die Romane zählen, also Raphalea Edelbauer, die letztes Jahr auf der deutschen Liste dabei war, und andere nicht. Und gleichzeitig waren 19 Romane der deutschen Liste nicht gut genug für die Jury des Österreichischen Buchpreises. Man kann natürlich genauso gut umgekehrt argumentieren. Die deutschsprachige Literatur ist so vielfältig und so qualitativ, daß locker 19 ausgewählte Romane nicht auf der österreichischen Liste Platz finden. Das wird dann noch mal interesant, wenn die Nominierungen zum Schweizer Buchpreis demnächst bekannt gegeben werden.
Leider sind nur die Titel verzeichnet und nicht, um welche literarische Form es sich jeweils handelt. Aber, was man schnell zusammenkriegt, ist, daß sieben Autorinnen und nur drei männlichen Schriftsteller dabei sind. Als Erinnerung: Beim Deutschen Buchpreis sind es 11 männliche Autoren und neun Schriftstellerinnen. Beim Debütpreis, den es in dieser Form weder in der Schweiz noch in Deutschland gibt, sind es zwei Autorinnen und ein Autor.
Sieht man sich die Bücher genauer an, ergeben sich sieben Romane, zwei Erzählbände und einmal Essays.
Was wir nicht auf Anhieb erkennen, ist, ob unter den Ausgewählten auch Schweizer oder Deutsche
MEHR DEMNÄCHST
Wie es weitergeht
Bekanntgabe der Buchpreis-Shortlist am 7. Oktober
In einem weiteren Schritt wählt die Jury aus den Titeln der langen Liste fünf Titel für die kurze Liste des Österreichischen Buchpreises aus, die am 7. Oktober 2021 veröffentlicht wird.
Preisverleihung im Rahmen der Buch Wien 21 am 8. November
Erst am Abend der Preisverleihung am 8. November 2021 erfahren die fünf Autor*innen der Shortlist sowie die drei Autor*innen der Debütpreis-Shortlist, wem der Österreichische Buchpreis und der Debütpreis zuerkannt werden. Die Preisträgerin bzw. der Preisträger erhält 20.000 Euro; die vier anderen Finalist*innen jeweils 2.500 Euro. Der Debütpreis ist mit 10.000 Euro dotiert, die beiden weiteren Debütpreis-Finalist*innen bekommen ebenfalls 2.500 Euro.
Fotos:
Collage: Die Titel der Longlist des Österreichischen Buchpreises 2021
Info:
Mehr Informationen zu allen Titeln finden Sie unter: http://oesterreichischer-buchpreis.at/
Der Österreichische Buchpreis wird vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS), dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und der Arbeiterkammer Wien ausgerichtet.
Leseproben!
Anlässlich der Bekanntgabe der langen Liste sowie der Debütpreis-Shortlist erscheint eine Broschüre, die in österreichischen Buchhandlungen ab dem 2. September aufliegt und in der die nominierten Titel mit ausführlichen Leseproben präsentiert werden.
Lesung: Kurze Liste Debüt
Am Mittwoch, den 20. Oktober, um 19 Uhr lesen die drei Autor*nnen der kurzen Liste Debüt in der Bibliothek der AK Wien, Anmeldungen bitte unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Die Lesung wird außerdem im Live-Stream übertragen.