Hanswerner Kruse
Norden (weltexpresso) - Klaus-Peter Wolf (67) ist einer der erfolgreichsten Schriftsteller Deutschlands, jeder neue Krimi tummelt sich ganz oben in den Bestsellerlisten. Der in Ostfriesland lebende Autor schrieb über zwanzig, dort angesiedelte Romane, die sich deutlich von vielen langweiligen oder literarisch belanglosen Regionalkrimis unterscheiden.
Kommissarin Ann-Kathrin Klaasen lässt sich als Kunstwerk in einen Baum hängen oder vom Nachbarn einmauern. Sie will sich in die gequälten Opfer einfühlen und die rituellen Serienmörder verstehen - natürlich um sie zu fangen. Ihr Kollege Rupert ist ein motzender und herum pöbelnder Chauvi. Alle Erzählungen sind in sich abgeschlossen, doch in parallelen Handlungssträngen - über mehrere Bände hinweg - sucht Klaasen nach den Mördern ihres Vaters, einem im Dienst erschossenen Polizisten. Oder sie trennt sich von ihrem untreuen Mann und verliebt sich in den Kollegen Frank Weller.
Darüberhinaus nimmt der Autor seine Leser mit ans Meer und lässt ihnen den Nordseewind um die Ohren wehen. Sie lernen ostfriesische Lebensart kennen, etwa dass man Sahne im Tee auf keinen Fall umrühren darf. Das müssen auch die Regisseure kapieren, die Wolf tagelang in seiner Heimat herumführt. Bereits seine ersten fünf Krimis wurden vom ZDF verfilmt, „Ostfriesenmoor“ und „Ostfriesenfeuer“ sind gerade in Arbeit.
Sein Leben lang arbeitete Wolf politisch und sozial engagiert an Drehbüchern, Romanen, Kinderbüchern, Theaterstücken und einigen Ostfriesenkrimis. 2012 startete er dann so richtig durch mit dem 6. Band „Ostfriesen-Angst“. Doch der Erfolg kündigte sich schon vorher an, denn ständig kamen mehr Leute zu seinen Lesungen.
SEINE NEUEN BÜCHER 2021
Die Figur Dr. Sommerfeld
Nach einem Dutzend Ostfriesenkrimis schuf Wolf die Figur Doktor Sommerfeld. Einen falschen, in Ostfriesland lebenden Arzt, bei dem die erschöpfte Kommissarin Klaasen halbnackt auf seinem Untersuchungstisch liegt. Oder der Doktor dem begeisterten Rupert rät, nur im Stehen zu pinkeln, das sei besser für die Prostata. In seiner eigenen dramatischen Trilogie wird Dr. Sommerfeld zum „guten“ Serienmörder, weil er ausschließlich fiese gewalttätige Kerle erledigt. Im Frühjahrs-Krimi „Ostfriesen-Zorn“ (2021) sitzt er im Gefängnis und wird von einem Serienmörder herausgefordert, der völlig gewissenlos noch mehr Menschen umbringen will als seinerzeit der falsche Arzt.
Klaus-Peter Wolf „Ostfriesen-Zorn“, Fischer-Taschenbuch, 540 Seiten, 12 Euro
Rupert macht Karriere
Bereits in den Filmen und nun in der Literatur emanzipiert sich Rupert von seiner Rolle als dusseliger Querkopf. Er sieht einem südamerikanischen Gangsterboss ähnlich, der in Europa die Gang reorganisieren soll. Das BKA verhaftet den echten Gauner und setzt Rupert als Double ein. Mit seiner proletarischen Direktheit feiert das Großmaul erstaunliche Erfolge in der Unterwelt. Der zweite Teil dieser Trilogie, „Rupert Undercover“, erschien im Sommer 2021, derzeit arbeitet der Autor am dritten Band. Rupert begegnet in einer geheimen Klinik dem geflohenen und gesichtsoperierten Dr. Sommerfeld. Rupert als Polizist und Gangster, Sommerfeld als ärztlicher Helfer und Serienmörder. Beide fragen sich: „Wer sind wir eigentlich?“
Klaus-Peter Wolf „Rupert Undercover - Der neue Auftrag“, Fischer-Taschenbuch, 444 Seiten, 12 Euro
Info:
Die Gesamtauflage seiner Bücher liegt in Deutschland bei mehr als 13 Millionen Exemplaren. Ostfriesenkrimis machen die Hälfte davon aus, viele wurden in 26 Sprachen übersetzt.
Der neue Roman „Ostfriesensturm“
erscheint am 10. Februar 2022. Am nächsten Tag ist Wolf zu Gast in der ARD-Talkshow „3nach9“.
Foto:
Klaus-Peter Wolf Porträt am Meer © Wolfgang Weßling / Fischer Verlag
Dreharbeiten für das ZDF im Watt © ZDF / Sandra Hoever
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