ElkeHElke Heidenreich im Gespräch mit Gisela Steinhauer

Eva Mittmann

"Hier geht's lang", so der Buchtitel des frisch erschienenen Werks von Elke Heidenreich. Ein durchaus souverän und glaubhaft gewählter Titel - denn sie weiß sicher, wo’s lang geht. Diesen Eindruck vermittelt sie uns nämlich bereits in den ersten Wortwechseln des Interviews. Nach dem Einfluss der weiblichen Literatur auf ihren Lebensweg gefragt, erzählt sie uns von ihren ersten Begegnungen mit Literatur in der ortsansässigen Bibliothek – die Regale streng getrennt nach Jungen- und Mädchenbüchern.

Sogleich fielen ihr die unterschiedlichen Buchtitel auf, die auf verschiedene Lebensmodelle und Rollenmuster schließen ließen. Zunächst war da ihr Wunsch nach Identitätsfindung, wie sie sagt „der „Hunger nach Büchern von Frauen“, von denen es leider nur recht wenige gab. Auch beklagt sie, dass während des Germanistikstudiums eine lange Literaturliste männlicher Autoren abgearbeitet werden sollte, jedoch nur das Werk einer einzigen Frau. Sie wollte jedoch „einen Blick auf die Welt haben, der auch von Frauen geprägt ist“. Und sie erklärt uns auch, warum das so enttäuschend war, denn „Frauen lesen, leben und lieben anders“. Frauenliteratur sei uns als Frauen näher, weil sie uns Frauen dabei helfe, unseren Platz in der Gesellschaft besser zu verstehen.

Damit hat sie verdammt recht. So waren es z.B. glückliche Umstände, in den 70er Jahren aufzuwachsen, in denen es noch eine Frauenbewegung gab, die sich kämpferisch und wahrhaftig für notwendige Frauenrechte einsetzte jenseits des heute allgegenwärtigen Gender*innen-wahnsinns (Anmerkung der Verfasserin).

Ihre Leseliebe sei schon früh entstanden. Durch ihre Mutter, die Gedichte rezitierte und die ortsansässige Stadtbibliothek. Bemerkenswert ist, dass parallel hierzu sich ihre Liebe zur Musik entwickeln konnte, denn Ihre Eltern bemerkten, dass sie Melodien ohne Mühe nachsingen konnte und so kam es, dass sie Akkordeon spielen lernte. Später lernte sie bei ihren Pflegeeltern auch noch Klavier spielen. Musik und Sprache gehören anscheinend doch untrennbar zusammen. Denn im weiteren Verlauf des Gesprächs wird deutlich, wie ihre Affinität zu Sprache und Musik von Leidenschaft geprägt ist. Zudem habe ihr die Möglichkeit der Identifikation durch Literatur geholfen stärker zu werden. Diese innere Stärke und Souveränität sind durchweg zu spüren.

Danke, Elke, dass du uns Frauen ein so wunderbar sensibel-starkes Vorbild sein kannst!

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©: Eva Mittmann

Info:
Der Talk 17:00-18:00 Uhr  am Donnerstag, 21. Oktober Frankfurter Buchmesse 202
WDR 5 Tischgespräch und NDR Info