deutschlandfunkkultur.debuchpreisDie drei deutschprachigen Buchpreise: Deutschland, Österreich, Schweiz

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Kleiner Kommentar heißt nur, daß jetzt das besonders Auffällige gestreift wird, eine ausführliche Analyse muß sich in Ruhe mit den so unterschiedlichen Listen und ihren spezifischen Konditionen beschäftigen. Um dies sachgemäß machen zu können, müssen für jeden nationalen Preis die Berechtigten, also diejenigen, die in den einzelnen Ländern auf nationale Listen 'dürfen', bestimmt werden, ehe man dann eine inhaltliche Wertung ihrer Bücher vornehmen kann. Das erfordert wie gesagt, Zeit, die wir jetzt nicht haben, wenn rasch die drei Preise im Überblick kommentiert werden. Und von vier Buchpreisen sprechen wir nur, weil zu den drei nationalen Preise in Österreich noch der Debütpreis hinzukommt.


Das Besondere an den deutschsprachigen Buchpreisen Deutschland, Schweiz und Österreich, war diesmal, daß sie kaum gemeinsame Titel, bzw. gleiche Autoren und Autorinnen auf den Listen hatten. So wenig Übereinstimmung gab es noch nie! Denn auch, wenn nur der Deutsche Buchpreis, sozusagen der mit den weitesten Konditionen, nämlich jeden auf Deutsch erschienenen Roman, wo immer das geschieht, aufzunehmen, also für alle offen ist, so gibt es doch viele Überschneidungen, wenn Schweizer Autoren außerhalb der Schweiz wohnen, können Sie am heimischen Preisgeschehen teilnehmen, auch alle in der Schweiz lebenden österreichischen und deutschen Autoren sind übrigens dabei. Ähnlich bei den Österreichern, wo also auch Österreicher, die in anderen Ländern leben, teilnehmen können, was meist auf die Bundesrepublik beschränkt bleibt.

Bei einer so großen Auswahl war nur Monika Helfer mit VATI auf der deutschen und österreichischen Liste gemeinsam und ihr Roman hat es in Deutschland sogar unter die letzten Sechs geschafft. Für die Schweiz galt diesmal die Absonderlichkeit, daß ursprünglich Christian Kracht mit dem in WELTEXPRESSO sehr gut besprochenen Roman EUROTRASH sowohl auf der Schweizer Liste (fünf Nominierungen) wie auch zur Sechserliste zum Deutschen Buchpreis gehörte. Mitten im Verfahren ließ er sich beim Schweizer Buchpreis streichen - daß das überhaupt möglich ist, ist seltsam genug - und den Deutschen Buchpreis erhielt dann Antje Rávik Strubel für BLAUE FRAU. Da übrigens am Sonntag auch der Schweizer Buchpreis überreicht wurde, an Martina Clavadetscher für ihren Roman  DIE ERFINDUNG DES UNGEHORSAMS, zeigt sich, daß alle drei deutschsprachigen Buchpreise in diesem Jahr an Frauen gingen. Und der Debütpreis auch.

Dies nur auf die Schnelle, man müßte das doch sehr gründlicher analysieren, denn es geht ja nicht nur um die männlichen und weiblichen Schriftsteller, sondern vorrangig um die Bücher, die ausgewählt wurden. Hoffentlich ein andermal mehr. 

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