Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Was soll ich sagen? Leserbriefschreiberinnen haben immer Recht, wenn sie anmahnen, etwas nicht verstanden zu haben, wo der jeweilige Autor dachte, es wüßten alle. Es geht um den Anfang der Rezession des oben genannten Krimis, den Louise Penny mit der ehemaligen Außenministerin über eine fiktive US-Außenministerin geschrieben hat.
Da schrieb ich als Einleitung: Eigentlich haben die beiden viel zu verlieren und wenig zu gewinnen, wenn sie gemeinsam einen Thriller vorlegen, bei dem eine amerikanische Außenministerin die positive Hauptrolle und ein abgehalfterter dummer Ex-Präsident den größenwahnsinnigen Trump spielt und ein amtierender sich gegen Ende zur wahren Größe aufschwingen kann.
Und schrieb am Schluß: Louise Penny und Hillary Clinton haben beide viel gewonnen. Das wollte ich zumindest schreiben und finde es jetzt in meinem eigenen, wegen der Länge zweigeteilten Text nicht wieder.
Zum Gewinnen und Verlieren: Ich sprach damit die unterschiedliche Ausgangslage beider Autorinnen an.
Die eine, eine ausgewiesene Krimiautorin, die andere eine ausgewiesene Politikerin. Zu verlieren hatte in meinen Augen Louise Penny ihren ausgezeichneten Ruf als Krimiautorin. Die Kanadierin spielt nämlich in der obersten Krimiliga mit. Die andere, eine ausgewiesene Politikerin, hätte durch läppische Darstellungen der Abläufe amerikanischer Außenpolitik, politisch Schaden nehmen können, denn grundsätzlich verlangt man von ihr keine geschliffene Krimisprache noch Krimihandlung.
Nun, geschliffen geht es auch nicht zu, das wäre bei einem politischen Thriller, um einen solchen handelt es sich bei STATE OF TERROR, eher kontraproduktiv. Nach dem Lesen muß ich sagen: In meinen Augen haben beide Autorinnen in ihren jeweiligen Gebieten von Schreiben und Politik nicht nur nichts verloren, sondern durch gemeinsames Tun sogar gewonnen!
Louise Penny, indem sie sich gekonnt in die Weltpolitik einmischt und Hillary Clinton, in dem sie einen Politthriller mitschreibt, der politisch aufschlussreich und literarisch gekonnt ist. Alles klar? Ich reagiere mit diesem Artikel darauf, da ich annehme, wenn schon jemand einen Leserbrief schreibt, kann man voraussetzen, daß mindestens Tausend diese Passage auch unklar war, diese Leser sich aber nicht die Mühe machten, nachzufragen. Insofern Dank an die Leserbriefschreiberin und als Erklärung, warum die Antwort nicht persönlich, sondern als Artikel erfolgt.
Das hat nun mit LOUISE PENNY zu tun. Der sowieso sagenhafte KAMPA VERLAG aus Zürich, den sich der ehemalige Verleger von Hoffmann und Campe (Hamburg) und vorherige Mitarbeiter im Diogenes Verlag (Zürich), Daniel Kampa, zu trauen wagte und im Herbst 2018 mit dem ersten Programm von gleich 40 Titeln antrat, gibt nicht nur ein neues Gesamtprogramm mit neuer Übersetzung des Werkes von Georges Simenon heraus , sondern hat auch Louise Penny erst mit HINTER DEN DREI KIEFERN im September 2018 herausgebracht, dem sofort 2019 auf einen Schlag mit weiteren drei Krimis DAS DORF IN DEN ROTEN WÄLDERN, TIEF EINGESCHNEIT und AUF EINSAMEN WEGEN folgte. Alle vier gehören zur "Inspector Armand Gamache"-Reihe. Den ersten Fall, jetzt DAS DORF IN DEN ROTEN WÄLDERN, hatte ich schon als DENN ALLE TRAGEN SCHULD, 2006 bei blanvalet herausgekommen, gelesen. Und auch den zweiten Fall brachte der Verlag blanvalet mit dem Titel UND DIE FURCHT GEBIERT DEN ZORN 2010 heraus. Auch die im Kampa Verlag erschienene Louise Penny Reihe ist übersetzt von Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck.
Aber bevor wir auf die Pennykrimis richtig eingehen, doch noch einmal der Zusammenhang der beiden Autorinnen und deren derzeitigen gemeinsamen Ausgangsposition, von denen sie in den Nachworten ihres Terrorstaates berichten und die meiner Meinung nach diesem gemeinsamen Thriller den trotz aller Schrecklichkeiten warmen und versöhnlichen Ton geben. Das ist der Tod geliebter Menschen. Ich hatte in der Besprechung schon erwähnt, daß die Figur der wunderlich zuverlässigen und lässigen Betsy im Thriller der echten Betsy zu verdanken ist, Clintons Schulfreundin seit der 6. Klasse: Betsy Johnson Ebeling zu verdanken ist, die 2019 starb, wie eine weitere Freundin aus der Politik sowie Clintons jüngerer Bruder Tony im selben Jahr. Die tiefe Sympathie, ja Lieber dieser Figur gegenüber durchströmt den Roman, der ansonsten ein knallharter Politthriller ist.
Im Nachwort kann man auch die Genese des Romans lesen, den wohl der Agent von Louise Penny als gemeinsames Projekt Penny/Clinton in Gang setzte, wohl wissend, daß die beiden seit Jahren befreundet sind, wovon Penny schreibt: „Wir sind sogar eng miteinander befreundet...“ Sie schreibt auch, daß wenige Woche nach ihrer Bekanntschaft mit Clintons Freundin Betsy, die sie sofort ins Herz schloß, ihr eigener Mann, Michael an Demenz starb. Ihrem ersten Gamache-Roman DAS DORF IN DEN ROTEN WÄLDERN stellt sie die Widmung voran: „Dieses Buch ist in Liebe Michael gewidmet.“
So schließt sich ein Kreis, den wir erst angefangen hatten zu schlagen. Jetzt also mehr über den erwähnten Gamache und ein wenig mehr über die Autorin Louise Penny.
Foto:
©wikipedia.org
Info:
Verweis auf die beiden Artikel zum Politthriller Penny/Clinton in WELTEXPRESSO
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24260-state-of-terror
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24261-die-handlung
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