pnnytiefMehr über die Krimiautorin, die mit Hillary Clinton STATE OF TERROR schrieb, Teil 4

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ja, stimmt, es ist dringend nötig, über die Bewohner des idyllischen Örtchens Three Pines mehr zu erzählen. Und es fällt auf, daß die ersten Krimis in klirrender Kälte spielen. Dieser im besonderen, wie der Titel schon verrät. Wenn man dieser Tage wieder einmal erlebt, daß wir eigentlich den Winter gar nicht mehr kennen und nicht das Gefühl, wie es ist, wenn bei 15 Grad Minus der Unterkiefer einfriert, kann man sich kaum vorstellen, wie die Bewohner des Dorfes bei 30-40 Grad das Dorfleben aufrecht erhalten.

Was sich im ersten Krimi andeutete, zeigt der zweite noch deutlicher. Wir sind an einem Ort gelandet, der abseits der großen Wege ist, wo aber hellwache Leute, die alle im Leben schon einen Schlag wegstecken mußten, sich ein gegenseitiges Zuhause machen, in dem sie leicht ironisch, fast immer aber liebevoll ihre Stärken herunterspielen und ihre Schwäche in Watte packen. Sie kennen sich einfach. Aber sie mögen sich auch. Das ist nur leider kein Kriterium dafür, ob jemand ein Opfer wird oder ein Mörder. Denn im letzten Krimi war es ja auch einer aus dem Dorf.

Ehrlich gesagt, finde ich die Geschichte in diesem Krimi aufregend und hinreißend. Er birgt nämlich Überraschungen, deren letzte die sehr komplizierte Todesart ist. Was man der Autorin doch etwas vorhalten kann, ist ihre Schwarz-Weiß Zeichnung der Figuren. Oder besser: nur die Schwarzzeichnung. Während nämlich die Menschen des Ortes alle sehr menschlich, also mit vielen Fehlern, aber einer Grundsolidarität dargestellt sind, ist es die Frau, die das Haus des Mörders aus dem 1. Band gekauft hatte und nun Einzug in Three Pines hält, nicht. Sie ist die personifizierte Schlechtigkeit. Ich kann mich kaum erinnern, je von einer so widerlichen Person gelesen zu haben, die alle anderen herunterputzt, damit sie selbst glänze. Was ihr trotzdem nicht gelingt. Und wie immer nimmt man dieser Rabenmutter am übelsten, als sie ihre dicke, von ihr als dumm bezeichnete Tochter vor aller Welt demütigt, als diese wie ein Engel singt. Später erfährt man noch, daß das arme Kind die besten Noten der Schule hat. Also alles sehr schlimm.

Diese CC genannte Frau was will ein Unternehmen groß aufziehen, das sich BE CALM nennt und auf der von ihr mal indischen, mal chinesischen erfundenen Philosophie LI BIEN beruhen soll. Alles esoterischer Schwindel, aber...die Menschen sind halt so und leichtgläubig auch. Daß eine solche Frau bei einem Curlingturnier auf dem Eis durch ein Elektrokabel umkommt, setzt unglaublich viele Zufälle voraus, an der nun das Team von Gamache zu knabbern hat, wobei der örtliche Polizist der Sûreté,

Geehelicht gab es ganz am Anfang des Buches eine tote, eine ermordete Stadtstreicherin in Montreal. Den kleinen grauen Gehirnzellen des Gamache wird es gelingen, beide Tote in einen sehr sinnhaften, also überzeugenden Zusammenhang zu bringen. Ehrlich gesagt, finde ich persönlich diesen Kriminalroman besonders stark! Da hat mit den historischen Bezügen zu tun. In jedem der Krimi kann man viel lernen, in diesem viel über Curling, aber eben auch über ein besonders rasantes Ehepaar der Geschichte: Eleonore von Aquitanien und ihren zweiten Mann Heinrich VII , einen französischen Herzog von Anjou, gleichzeitig Thronanwärter in England, was er auch wurde und Eleonore zur englischen Königin machte, das alles, nachdem sie sich von ihrem ersten, dem König von Frankreich , Ludwig VII hatte scheiden lassen, ach nein, das ging nicht, aber Annullieren konnte man eine Ehe schon.

Eleorone wurde in 1122 in Potiers geboren, weshalb sich die Buch-Eleonore auch de Potiers nennt, daß sie sich aber dann auch noch mit einem Kanadier namens Richard Lyon als Ehemann zusammentut, ist für mich, eine geschichtserfahrene Leserin, dann doch verwegen, denn darin lese ich sofort Lion und Richard Löwenherz, der die europäische Geschichte durcheinanderbrachte, ist tatsächlich der Sohne der englischen Könige Eleonore und Henry VII. Ganz schön frech, aber auch gut durchdacht und natürlich freut man sich, wenn man schon vor der Auflösung des Falles, so wie die Autorin das für richtig hält, schon längst weiß, wo es langgeht, eben, weil man diesen Krimi geschichtlich durchschaut. Richtig gut.

Von den Bewohnern mehr das nächste Mal und Gamache und seine Frau, siehe die ersten Artikel, sollte auch wieder mal die Rede sein. Im einem der nächsten Bände, denn der allernächste ist ein so starker Fall, daß er viel Platz braucht.


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Die bisherigen Pennyartikel:
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24350-louise-penny-das-dorf-in-den-roten-waeldern-der-erste-fall-fuer-gamache
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24342-louise-penny-und-ihr-inspector-armand-gamache-faelle-aus-quebec
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24341-louise-penny-und-die-hintergruende-der-zusammenarbeit-mit-der-ex-us-aussenministerin
https://weltexpresso.de/index.php/zeitgesehen/24351-louise-penny-tief-eingeschneit-der-zweite-fall-fuer-gamache
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24361-louise-penny-hinter-den-drei-kiefern

Und die Besprechung von Clinton/Penny THE STATE OF TERROR
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24260-state-of-terror
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/24261-die-handlung