emmerichtodNeues aus der WELTEXPRESSO – Krimibibliothek, Teil 5

Elisabeth Römer

Hamburg (Weltexpresso) – Auch die folgenden Kriminalromane könnte man unter anderen Stichworten subsumieren. Beispielsweise als Städtekrimis, denn zwei der Ermittler sind in der alten Krimistadt, wo es a schöne Leich‘ gibt und sowieso der Tod ein Wiener sein muß. Und diese beiden Wiener Ermittler bringen uns die Vergangenheit ins Heute. Der dritte Ermittler ist im heutigen Frankfurt am Main zu Hause, ein vierter, fünfter, sechster folgt.

Alex Beer, Der letzte Tod, Ein Fall für August Emmerich

Alex Beer ist wie eine Granate im Krimigeschäft eingeschlagen. Das gilt für die Verkaufszahlen wie aber auch für die begeisterten Kritiken. Sie läßt in zwei unterschiedlichen Reihen gleich zwei Männer ermitteln. Denn es gibt auch Isaak Rubinstein, der ermittelt. Aber ihr Hauptermittler sozusagen, der nun schon das fünfte Mal die Schuldigen ermitteln wird, ist dieser August Emmerich, der uns in heiße Zeiten zurückführt: in den September 1922. Ja. Nach Wien.

Daß die Nachkriegszeit eine harte war, übrigens viel härter, als nach dem Zweiten Weltkrieg, sowohl in Österreich wie auch in Deutschland, ist bekannt. Es ist ja nicht nur die Verelendung der Bevölkerung, der Zusammenbruch aller Infrastrukturen, der Lebensmittelmangel und anderes, daß man den Staatsbankrott erwarten darf , sondern für Österreich kommt das Übrigbleiben des kleinen Landes vom ehemals riesenhaften Habsburger Reich hinzu. Was allerdings auch übriggeblieben ist, sind die bürokratischen Strukturen der Verwaltung. Davon kann der Kriminalinspektor mit seinem Assistenten Ferdinand Winter ein Lied singen. Doch zum Singen kommt er kaum, denn der besonders grausige Fund einer mumifizierten Leiche in einem Tresor im Gebiet des Wiener Hafens ist nur der Auftakt zu weiteren Leichen, zu denen eigentlich nach dem Willen des Mörders auch Emmerich selbst gehören soll.



Bildschirmfoto 2022 03 02 um 00.25.16Oliver Pötzsch, Das Buch des Totengräbers. Ein Fall für Leopold von Herzfeldt

Wie abgesprochen, auch dieser noch sehr junge Inspektor ermittelt in der Vergangenheit, aber wir sind noch im alten k.u.k. Reich, als 1893 eine Serie von Dienstmädchenmorden nicht nur an einen Serienmörder glauben läßt, sondern es um eine besonders brutale Tötungsmethode handelt, die einen mystischen und mysteriösen Hintergrund hat.

Übrigens waren die Friedhöfe von Wien immer schon ein eigenes Pflaster und daß unter dem Erdboden in Wien ein unterirdisches Tunnelsystem eine eigene Welt bieten, ist nicht erst seit dem DER DRITTE MANN bekannt.Der Fall nimmt eine unerwartete Wendung, woran eine junge Frau beteiligt ist.


rabbi
Michel Bergmann, Der Rabbi und der Kommissar. Du sollst nicht morden

Genau, die Rabbi-Krimis wären auch eine eigene Abteilung. Aber derzeit haben die nicht Konjunktur, so daß man sich über den ersten Fall von Henry Silberbaum freut, dem ersten Krimi des Autors, der auch als Journalist bekannt geworden ist – und dem weitere Fälle folgen sollen. Angenehm,daß wir mit Henry Silberstein eine moderne Version kennenlernen, der selbst gerne gut lebt, der aber auch ein waches Auge für die ihm Anvertraute hat, das sind hier die Bewohner des Altenheims, Seniorenstift genannt. Die Dame war zwar alt, aber ihr Tod ein Mord. Nur dauert es, bis der Rabbi den Kommissar davon überzeugt hat. Frankfurter Lokalkolorit kommt auch hinzu und wer die Jüdische Gemeinde und die jüdische Synagoge im Westend kennt, fühlt sich zu Hause.


Foto:
Cover

Info:
Alex Beer, Der letzte Tod, Ein Fall für August Emmerich, Limes Verlag 2021
ISBN 978 3 8090 2749 2

Oliver Pötzsch, Das Buch des Totengräbers. Ein Fall für Leopold von Herzfeldt, Ullstein Verlag 2021
ISBN 978 3 86493 166 6

Michel Bergmann, Der Rabbi und der Kommissar. Du sollst nicht morden, Heyne Verlag 2021
ISBN 978 3 453 44129 3