Internationaler Frauentag II: Das Frankfurter Frauenreferat arbeitet effektiv
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Der heutige Tag ist ein guter Anlaß, weiterzusagen, daß das Frankfurter Frauenreferat das ganze Jahr über auf vielfältige Weise Frauen und damit der Gesellschaft hilft, oft in Form von Projekten, wobei es zudem in erstaunlichen Publikationen seine Arbeit dokumentiert, wie im titelgebenden Bildband, der fünf geflüchtete Frauen vorstellt, die in Frankfurt leben, in Wort und mit Fotografien von Sandra Mann.
In den in Deutsch und Englisch zweisprachigen Band führt die Frauendezernentin Rosemarie Heilig mit einem Vorwort ein: „Sie halten ein besonderes Buch in den Händen, einen Bildband von zeithistorischem Charakter. Besonders ist er, weil er einen Ausschnitt eines Geschehens darstellt, das dieses Land und diese Stadt nachhaltig prägen wird: die große Flüchtlingsbewegung seit 2015.“
Da schluckt man erst einmal, den zur Zeit erleben wir eine weitere Flüchtlingsbewegung aus der Ukraine, in der nun nachdrücklich Frauen und Kinder diejenigen sind, deren Flucht wir täglich im Fernsehen verfolgen oder auch an den Bahnhöfen des Landes, wenn man dorthin kommt. Das ist ein entschiedener Unterschied zur massiven Flüchtlingsbewegung 2015, die hauptsächlich von Männern, in der Mehrzahl jungen Männern bestimmt war. Aber eben nur in der Mehrzahl, in der Einzahl waren es genug Frauen, von denen fünf eher zufällig in Frankfurt gestrandete, in diesem Bildband porträtiert werden, wer sie sind, woher sie kommen, also ihre Biographien und Geschichten.
Gabrielle Werner, die das Frauenreferat leitet, kennt man aus vielen Veranstaltungen, weil eben diese Frankfurter Frauen nicht nur über schriftliche Worte ihre Arbeit dokumentieren, sondern in vielen Veranstaltungen Frauen zu Wort kommen lassen, auf ihre Arbeit, ihr Dasein aufmerksam machen und sowohl auf Probleme wie auch auf gute Lösungen hinweisen. Was es heißt, wenn sie schreibt: „Obschon seit vielen Jahren mit der Förderung von Migrantinnen vertraut, hat uns die Entwicklung der letzten fünf Jahre besonders herausgefordert. Die Dynamik und Unvorhersehbarkeit der jüngsten Migrationsbewegung hat städtischen Ämtern, Trägern und Institutionen Flexibilität#t und Improvisation abverlangt“, kann man sich gut vorstellen.
Es sind fünf Frauen, um die es dann geht, die wir nicht im einzelnen vorstellen können, aber doch ihre Namen und Herkunftsländer: Maryam aus Afghanistan, die zwangsverheiratet werden sollte; Heba, die mit Mann und Kindern Bomben aus Syrien floh, Wend-Yiida aus Burkina Faso, die über eine Verwandte den deutschen Mann kennenlernte, den sie heiratete und hierherkam, wo er sich aber als ganz Anderer entpuppte, Ayan von Somalia, die ebenfalls zwangsverheiratet werden sollte und schon zuvor schmerzlich erlebt hatte, was Frausein in Somalia bedeutet und Helen aus Eritrea, die ein Jahr auf der Flucht war und traumatische Erfahrungen machte.
Das war jetzt sehr schwer, diese fünf Frauen mit so wenig Zeilen abzuspeisen, denn jede erzählt in Wort und Bild eine unglaubliche Geschichte. Die Fünf eint, daß sie hier ein erfülltes Leben meistern, was ohne staatliche Hilfen nicht möglich gewesen wäre. Insofern ist es über den emotionalen und intellektuellen Rahmen der Beschreibung von Frauenschicksalen hinaus, auch ein Beweis für die Sinnhaftigkeit und Nachhaltigkeit des Frauenreferats.
Eigentlich wollten wir auch über NACH FRAUEN BENANNT länger würdigen, wo dokumentiert wird, daß 127 Straßen in Frankfurt Frauennamen tragen und die damalige (2013) Frauendezernentin Sarah Sorge einen Beschluß der Stadtverordnetenversammlung von 1989 in Angriff nahm, den Anteil von Frauen in der Benennung von Straßen zu steigern, in dem sie erst einmal die wenigen Frauen, nach denen bisher Benennungen erfolgten, als Personen vorstellten ließ. Ausgangspunkt war wirklich, daß von damals rund 34 00 Straßen, Plätzen und Brücken rund 1000 nach Männern und nur 127 nach Frauen benannt waren; alle übrigen nicht nach Personen!
Das ist ein Buch, das man zum einen überfliegt, aber für mich wurde es ein Buch, mit dem ich spazierenging. Dann nämlich, wenn man das Straßenschild vor Augen im Buch blättert, die Person im Bild sieht, ihre Lebensdaten, ihr Lebensschicksal, dann macht einen die Arbeit, die dahintersteckt, richtig glücklich! Und außerdem lernt man Frankfurt kennen! Außerhalb der sonstigen Bahnen. Stadtteil für Stadtteil. Wirklich interessant.
THIS IST WAHT A FEMINIST LOOKS LIKE in Frankfurt schließlich ist ein Bildband, der sich einem Fotoprojekt verdankt, wo in Frankfurt lebende Frauen im Bild und Wort vorgestellt werden. Wort heißt, daß diese Frauen – und ein Mann – selber etwas über ihre Lebenseinstellung und ihre Arbeit sagen, bzw. niederschreiben. Die meisten der Frauen kennt man, kenne wenigstens ich, und ich hätte noch eine Menge hinzufügen können. Es liegt also etwas Beliebiges an der Auswahl von 167 Frauen, aber besser, überhaupt Frauen vorzustellen, als keine. Nur mit dem englischen Titel hadere ich und der Sucht des Frauenreferats durch Englisch ...tja, was zu beweisen? Daß Englisch die internationale Verkehrssprache ist, und sicher mit den Frauen erst einmal auf Englisch Kommunikation möglich ist, heißt ja nicht, daß es dabei bleibt. Es ist also in meinen Augen geradezu kontraproduktiv, die Arbeit des Frauenreferats in englischen Titeln zu dokumentieren.
Fotos:
Cover
Info:
Alle Bände hrsg. vom Frauenreferat Frankfurt
Ich will mein Leben extrem verändern, I want to change my life completelyy, Fünf geflüchtete Frauen in Frankfurt, 2020
Nach Frauen benannt, 127 Straßen in Frankfurt am Main, Nizza Verlag 2013
This is what a feminist looks like in Frankfurt, in Zusammenarbeit mit der Fotografin Katharina Dubno, 2021