Bildschirmfoto 2022 03 09 um 00.35.05Neues aus der WELTEXPRESSO – Krimibibliothek, Teil 6

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das ist auch so eine Frage, wie die Leute, also die Krimischriftsteller auf die Namen kommen, zuvörderst die Namen der Ermittler, der Mordaufklärer, aber auch die der anderen Leute. Und dann ist uns aufgefallen, daß die letzten männlichen Ermittler alle aus dem deutschsprachigen Umkreis kamen. Auch diesmal ist nur Bennie Griessel nicht aus Deutschland, sein Schöpfer Deon Meyer kommt aus Südafrika, das Besondere ist, daß er mal nicht auf Englisch, sondern auf Afrikaans schreibt.

Deon Meyer, Todsünde. Ein Bennie-Griessel-Thriller

Ich weiß, daß ich jahrelang wild nach jedem neuen Meyerkrimi war und dem Aufbau Verlag dankbar war, daß er ihn hier unters Volk brachte, untergebracht bei Rütten&Loening. Aber die Bennie-Griessel-Thriller kannte ich nur am Anfang und stelle verblüfft fest: Band 8. Der schnoddrige Ton ist geblieben und nach wie vor ist sein Partner Vaughn Cupido, der im Titel immer unterschlagen wird. Und diesmal geht es beiden schlecht. Um es genau zu wissen, warum, müßte man Band 7 DIE BEUTE lesen. Es langt aber, daß man weiß, daß zwischen verschiedenen staatlichen Stellen die Konflikte vorprogrammiert sind. So haben die beiden, die im Direktorat für Schwerverbrechen (DPMO) Ermittler sind, als Valke bekannt, sich mit Agenten des südafrikanischen Geheimdienstes Feinde geschaffen, was in Verbindung mit internen Gegnern zur ihrer Degradierung führt. Eigentlich sollten sie sogar entlassen werden, aber auch ihre zeitlich noch ungewisse Abschiebung weitab in die Provinz ist für beide eine Strafe.

Doch Verbrechen gibt es überall. Und so kommt es, daß auf einmal zwei Fälle gibt, wobei es um Vermißte geht und auf einmal alles ineinanderfließt. Amüsant erzählt und mit 477 Seiten nicht zu lang.


Till Raether, Danowski: Hausbruch

Auch dieser Hauptkommissar Adam Danowski ermittelt mit diesem Krimi zum sechsten Mal! Es entsteht halt eine enge Bindung an Leser und Ermittler, wenn es einmal eingeschlagen hat. Nur ist Danowski diesmal nicht im heimatlichen Hafen, der schönen Stadt Hamburg, sondern muß an der Ostsee die Folgen des letzten Falls kurieren, wo er in der Gewalt eines entflohenen Straftäters nicht gerade gut behandelt wurde. Man liest halt gerne von solchen Typen, die auch in der Reha alles tun, um nicht therapiert zu werden, mit allen Tricks die eigentlich vorgesehenen Therapien zu umgehen und mit den Tonklumpen, die seine Kreativität hervorlocken sollen, kann er auch nichts anfangen. Typisch, daß die Frau, die ihn am allermeisten nervt, Mareike Teschner, auf einmal sein Mitgefühl gewinnt, als er mitbekommt, daß ihr Mann sie schlägt und sie umgehend zum Fall wird, denn ihr Mann liegt ermordet in ihrem Zimmer. Da ist doch Danowski an der richtigen Stelle.


Marc Raabe, Die Hornisse

Im Prolog fängt es erst einmal aktuell an: Berlin. Waldbühne. Freitag, 18.Oktober, 21:38 Uhr. Aktuell? Ach ja, die Jahreszahl fehlt, was man erst mal nicht merkt. „Seine Nerven sind gespannt...“, beginnt es. Wessen Nerven? Oh, der Kerl hat nichts Gutes im Sinn, wenn man seine Gedanken liest. Es geht um eine Frau, eine besonders hübsche Frau. Er hat einen wattierten DIN-A-4 Umschlag im Jacket stecken, in dem eine „zerstörerische Kraft“ steckt, das weiß er, nicht aber, was das bedeuten soll. Er soll ihn dieser Frau übergeben, was er tut, nachdem er sie endlich sieht und ihr aufträgt, den Umschlag dem Sänger auf der Bühne weiterzugeben.

Nun bekommen wir mit, daß sie vor zwanzig Jahren mit dem Rockstar Brad Galloway eine Liebesbeziehung hatte, nicht gerne als Briefträger fungiert, ihm aber den Umschlag übergibt, als er von oben vom Mikrophon aus inmitten der 22 000 sie vorne erkennt und freudig in die Arme schließt. Man wartet auf die Detonation, auf die Briefbombe oder sonstwas, aber im Umschlag liegt in einer Aluminiumdose eine mit Blut verklebte weiße kleine Feder. Absender ist die Hornisse.

Und einen Tag später ist Galloway nicht nur tot, sondern liegt ausgeblutet an ein Bett gebunden, das im Gästehaus der Polizei steht. Tom Babylon vom LKA ist zuständig, ihm zur Seite die Psychologin Sita Johanns. Sie suchen nach der Frau und finden ihre Spur 30 Jahre zurück, wo es um Männer geht, um die Entführung eine Kleinkindes mit dem Decknamen Hornisse!

Nein, man darf nichts verraten, aber die 542 Seiten lesen sich spannend, was auch dadurch verstärkt wird, daß das Privatleben und Privatlieben von Tom Babylon auf einmal in die Mordermittlung hineingerät...

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Info:
Deon Meyer, Todsünde. Ein Bennie-Griessel-Thriller, Rütten&Loening 2021
ISBN 978 3 352 00966 2

Till Raether, Danowski: Hausbruch, Rowohlt Verlag 2021
ISBN 978 3 499 00534 3

Marc Raabe, Die Hornisse, Ullstein Verlag 2020
ISBN 978 3 86493 151 2