WM.Wolfgang.Mielke
Hamburg (Weltexpresso) - Unser Autor hat sich auf das gerade erschienene Buch aus den USA gestürzt und ist hingerissen. Hier seine ersten Eindrücke. Die Redaktion
Es ist ein beeindruckendes Buch. Faszinierend und bedrückend. Aber sehr gut geschrieben und aufgemacht. Ich kenne die Südstaaten ziemlich gut, habe mir auch diese wunderschönen Plantagenhäuser entlang dem Mississippi angesehen. Der Mississippi ist - jedenfalls zwischen New Orleans und Baton Rouge ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Kein Fluss mit einem breiten Ufer, mit Uferwiesen und sozusagen Auslauf, wie etwa die Oder, sondern ein durch Dämme begrenzter Fluss, teils fast kanalisiert wirkend. Die Gegend erinnert ans Alte Land südlich von Hamburg mit seinen Obstbaum-Flächen; - nicht 'Plantagen'! Die, wenn auch nicht so elegant-prächtigen, so doch aber sehr stattlichen Bauernhäuser dort waren Familienhäuser; mit Hilfskräften; aber eben ohne Sklaven.
Hier in den Südstaaten wird der Boden unter den Füßen allmählich unsicher: Man begreift, wie sehr die architektonische und landschaftliche Schönheit in Relation zu menschlichem Leid gesetzt werden muss. Smith verändert die Wahrnehmung. Das ist wohl das Erheblichste, was ein Autor erreichen kann. Niemals wieder wird man diese Gegenden so sehen können wie bisher.
Im ersten Kapitel war ich etwas irritiert dadurch, dass es kein Sachbuch ist, sondern ein teils stark emotionaler Erlebnisbericht. Nach dem zweiten Kapitel rückt sich das insofern zurecht, als man begreift, nein, mehr: mitmacht, dass die Beispiele den berechtigt erscheinenden Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben können. Zumal die Schilderungen oft durch Zahlen belegt werden. Schließlich auch das 3. Kapitel über das Gefängnis "Angola".
Zufall oder nicht: An zwei Abenden, während ich die ersten Kapitel las, sah ich den Film "The Shawshank Redemption" ("Die Verurteilten") von 1994. Wieder. Ich hatte ihn schon vor mehreren Jahren im Kino gesehen und erinnerte mich an einiges wieder. Der Eindruck selbst war aber neu. Und die grausame Brutalität dieses Gefängnisses, die Erniedrigung und Machtlosigkeit der Gefangenen und ihr Ausgeliefert-Sein an die völlige Willkür der Wächter - wirkte wie die Untermalung zu Clint Smith's grandiosem Buch.
Foto:
Cover
und Autor©Verlag
Info:
Siedler-Verlag, 2022; USA 2021; übersetzt von Henriette Zeltner-Shane.
Hier in den Südstaaten wird der Boden unter den Füßen allmählich unsicher: Man begreift, wie sehr die architektonische und landschaftliche Schönheit in Relation zu menschlichem Leid gesetzt werden muss. Smith verändert die Wahrnehmung. Das ist wohl das Erheblichste, was ein Autor erreichen kann. Niemals wieder wird man diese Gegenden so sehen können wie bisher.
Im ersten Kapitel war ich etwas irritiert dadurch, dass es kein Sachbuch ist, sondern ein teils stark emotionaler Erlebnisbericht. Nach dem zweiten Kapitel rückt sich das insofern zurecht, als man begreift, nein, mehr: mitmacht, dass die Beispiele den berechtigt erscheinenden Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben können. Zumal die Schilderungen oft durch Zahlen belegt werden. Schließlich auch das 3. Kapitel über das Gefängnis "Angola".
Zufall oder nicht: An zwei Abenden, während ich die ersten Kapitel las, sah ich den Film "The Shawshank Redemption" ("Die Verurteilten") von 1994. Wieder. Ich hatte ihn schon vor mehreren Jahren im Kino gesehen und erinnerte mich an einiges wieder. Der Eindruck selbst war aber neu. Und die grausame Brutalität dieses Gefängnisses, die Erniedrigung und Machtlosigkeit der Gefangenen und ihr Ausgeliefert-Sein an die völlige Willkür der Wächter - wirkte wie die Untermalung zu Clint Smith's grandiosem Buch.
Foto:
Cover
und Autor©Verlag
Info:
Siedler-Verlag, 2022; USA 2021; übersetzt von Henriette Zeltner-Shane.