Serie: DIE KRIMIBESTENLISTE im März 2022, Teil 7
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das hat uns kalt erwischt, daß die neue KrimiBestenListe vom April gleich acht neue Krimis bringt und diejenigen, von denen wir erwarteten, daß sie nach einmaligem Auftauchen, wie MEIN LEBEN ALS SERIENMÖRDER, auf der Aprilliste nach oben klettern, einfach abserviert sind, weshalb wir sie noch rasch für die Märzliste besprechen.
Denn dieser Krimi ist ein Sonderstück. So etwas haben Sie noch nicht gelesen. Hinterfotzig und ein Ausweis unserer hysterischen sozialen Medienunkultur, die aufs Korn genommen wird, wie überhaupt das Getue und Gemache der öffentlichen Aufgeregtheiten das heimliche Thema ist. Das offizielle ist das des Schicksals des Icherzählers Konrad Mola, der eigentlich Schriftsteller ist und sogar durchaus ein erfolgreicher, den aber ein Regisseur unbedingt als Darsteller in seinem nächsten Film besetzen will und es auch tut, obwohl Mola keinerlei Filmerfahrungen hat und - wie wir mitbekommen – ohne Ambitionen seine Rolle ausfüllt, sich einfach hinstellt und tut, was von ihm verlangt wird, worauf der Regisseur dauernd sein Entzücken von sich gibt.
Kommt uns einerseits dieser Mola wie der normalste Typ der Welt vor und außerdem für einen Schriftsteller und versuchsweisen Schauspieler erstaunlich uneitel, so wundert man sich höchstens, daß ihn die Figur des Serienmörders und seine Taten nicht stärker interessieren, sind sie doch einem echten Fall in Österreich nachempfunden. Und dann passiert es gerade, als alles vorbei ist, daß er bei einem Besäufnis mit dem Filmproduzenten zum Abschluß der Dreharbeiten sich ins Koma trinkt, weshalb er nichts dazu sagen kann, daß am nächsten Tag in einem Haus ganz nah vom Lokal eine Sexarbeiterin ermordet aufgefunden wird – und er auf einer Kamera direkt daneben erfaßt ist, als er Geld abheben will – das er aber nicht mehr hat. Sehr undurchsichtig, weshalb er folgerichtig in die Fänge der Kriminalpolizei gerät, erst einmal als Zeuge, aber...
Denn dieses ‚aber‘ setzt ihn gehörig unter Druck. Weil er sich eben an nichts erinnert, kann er auch nicht ausschließen, daß er mit dem Mord zu tun hat, erst recht, als dann auch noch Spuren von ihm am Tatort gefunden werden. Trotzdem ist er nicht der Hauptverdächtige der Polizei und das ist von Josef Kleindienst clever gemacht. Ein Verdächtigter nach dem anderen geraten ins Fadenkreuz, am schlimmsten der Produzent, der in dieser Nacht Kunde der ermordeten Prostituierten war und den wohl der besoffene und mit Drogen vollgepumpte Mola begleitet hatte, ohne daß er selbst sexuell aktiv wurde. Bis dahin hatte Mola sogar dem Produzenten unterstellt, daß er ihn bei der Polizei verdächtigt hätte und hielt das Ganze für einen Werbegag des Filmproduzenten, der damit die stärkste Werbung für seinen Film hätte: “Gespielter Serienmörder entpuppt sich als echter Serienmörder.“
So unterhält uns der Autor gekonnt, führt uns an der Nase herum und ohne daß der wahre Mörder auftaucht, hat alles ein End.