stellt neue Bücher und ein vielfältiges Literatur- und Kulturprogramm vor, Teil 6
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Eigentlich hatte es ja schon im letzten Herbst angefangen, das Berichten über die nächstjährige Frankfurter Buchmesse, als am 24. Oktober 2021 von 16.30 bis 17.30 die GastRollen-Übergabe auf dem Frankfurter Messegelände stattfand. Das ist immer ein schöner Schulterschluß des 'alten' zum neuen Ehrengast, der ohne Corona für Spanien schon im letzten Jahr gewesen wäre, 30 Jahre nach dem ersten Gastland-Auftritt Spaniens auf der Frankfurter Buchmesse.
Daran erinnerte Luis García Montero, heute Direktor des Cervantes Instituts, damals auch schon dabei, wie wir. Daran erinnerte auch Buchmessenchef Juergen Boos, sicher damals auch schon irgendwo dabei, aber Direktor war damals der heute legendäre Peter Weidhaas, der nicht nur 25 Jahre im Amt blieb, sondern in den heißen Zeiten lateinamerikanischer Literatur auch privat damit verbandelt war. Mit seiner damaligen Frau, der rassigen, selbstbewußten, sicher nicht einfach zu nehmenden Dora, von der wir alle viel lernen konnten, war ich befreundet und damit war ich damals politisch und literarisch an der ersten Quelle. Ich liebte, anders kann man das gar nicht sagen, den Kolumbianer Gabriel García Marquez (1927-2014), dessen Hundert Jahre Einsamkeit ich viele Jahr zuvor vom damaligen Leiter des Frankfurter Schulamts empfohlen bekam, direkt nach der Veröffentlichung, sehr viel früher also, als er dann weltberühmt wurde. Der Roman war schon 1967 in Buenos Aires erschienen, mit einer Auflage von 8 000, was eh viel war. Aber gottseidank nicht genug. Denn bis heute soll er weltweit über 30 Millionen Mal verkauft worden sein und das in 37 Sprachen! Meine Ausgabe von damals ist verschwunden, es gibt eine von Aufbau und später eine von Kiepenheuer & Witsch, wobei auch der Name der Übersetzerin Dagmar Ploetz fallen muß.
Und ausgerechnet Marquez, der den Triump des Magischen Realismus einleitete und 1982 den Nobelpreis erhielt, ist nicht im Suhrkamp Verlag erschienen, der ansonsten die Spitze der lateinamerikansichen Literatur anführt und zu diesen Namen gehört für mich unbedingt der von Mechthild Strausfeld hinzu, die für die Deutschen die lateinamerikanische Literatur nicht nur übersetzte, sondern auch interpretierte und all die Kulturphänomene erklärte. Marquez allerdings hatte ich längst seit den Sechzigern in diesen politischen Heften als Journalisten , der über Politik nicht nur schreibt, sondern sie scharf analysiert, kennengelernt. Deshalb weiß ich auch, daß er nicht in der damaligen Schlangengrube Kolumbien leben konnte, sondern Zeit seines Lebens in Mexico Ciudad im Exil war. Ja, die Spanischsprechenden haben es wie die Englischsprechenden leicht in der Welt! Was das mit der heutigen Pressekonferenz zu tun hat? Nichts und alles!
Wir leben heute in völlig anderen Zeiten. Der Ukrainekrieg war noch das I-Zipfelchen nach der Coronapandemie – nach, aber nicht nach einer abgeschlossenen Pandemie, sondern gerade derzeit einer mit den höchsten Krankenzahlen. Selbst die Buchmessenpressechefin hatte es am Tag der Pressekonferenz am 17. März erwischt, der wir gute Besserung wünschten, denn man hört ja von vielen PostCoronaNachwirkungen. Wir müssen also das, was damals wie Unkraut aus jeder Ritze sproß, heute sehr viel mehr pflegen, damit Spaniens und Lateinamerikas Literatur, spanische Künste, aber auch die Musik, Theater, Oper, Film blühen können. Auf diese Melange stellt sich Spanien auch ein!
Sie nennt sich SPRÜHENDE KREATIVITÄT, was als Motto schon länger vor der Buchmesse, auf ihr und auch danach nicht nur in Frankfurt, sondern in ganz Deutschland veranstaltet wird, worüber wir so viel berichten werden, wie nur geht. Die beiden Damen aus Madrid – wenn es um Literatur geht, sind Frauen gefragt und es fiel auf, daß sie, die für den konkreten Ablauf verantwortlich sind: María José Gálvz, Generaldirektorin für Bücher und Leseförderung im Sapanischen Ministerium für Kultur, und Elvíra Marco, Projektleiterin für den Ehrengastauftritt Spaniens auf der Frankfurter Buchmesse 2022, auf dem Podium die einzigen Frauen waren, die rechts am Rand saßen, während alle anderen Positionen – vom Botschafter aus Berlin bis zum Buchmessenchef Boos -durch Männer vertreten waren.
Doch, die Veranstaltung, eigentlich ja eine Pressekonferenz, aber mit vielen anderen Personen im Raum vergrößert – was man immer daran merkt, daß auf einmal nach Redebeiträgen geklatscht wurde, was nur Gäste machen oder eben von den am Podium abhängigen Mitarbeitern, aber nicht von Journalisten, die ja zu ihrer Arbeit der Informationsaufnahme zwecks Informationsweitergabe an die Öffentlichkeit gekommen sind, also die Veranstaltung hat Spaß gemacht. Spaß ist das falsche Wort, aber Lust, sich wieder einmal mit Spanien zu beschäftigen, das letzte Mal also offiziell 1991, als Spanien schon einmal Gastland der Frankfurter Buchmesse war.
Demnächst also kontinuierlich mehr!
Fotos:
Buchmessenchef Boos
Die spanische Literatur unterm Dach
©Redaktion
Info:
Frankfurter Buchmesse vom 19. - 23. Oktober 2022
https://www.buchmesse.de
spainfrankfurt2022.com/de/