Bildschirmfoto 2022 04 08 um 01.13.28Linus Geschkes neuester Thriller im Piper Verlag

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Bin ich froh! Es wäre mir nicht recht gewesen, ich hätte auch diesen Krimi so schlecht wie den letzten gefunden. Aber alle die Sachverhalte, die beim letzten ätzend waren, die grausam zugerichteten Leichen, das viele Blut, unzureichende Täterseite mit seltsamer spielen hier überhaupt keine Rolle. Das ist eine auch formal raffiniert zusammengetragene Geschichte.

Eigentlich gibt es drei Personen in einer Wohnung. Aber eine davon ist tot und die beiden anderen sind ein Paar. Henning Järisch ist brutal ermordet worden, doch das weiß der Erzähler und auch der Leser noch nicht, bisher kennt man nur das Blut in der Wohnung, das Henning gehört, und außer Sarah Hauptmann und Marc Lammert kann es eigentlich keiner gewesen sein. Sie behaupten allerdings, weder alleine, noch zusammen den Freund getötet zu haben. Erzählt wird von Anfang an in einer Dreierkonstruktion. Da gibt es den auktorialen Erzähler, oder ist es nur ein personaler? Na, eigentlich tut er schon so, als ob er alles weiß, denn er gibt dem Leser, der Leserin sogar Verhaltensregeln, daß sie ganz genau lesen sollen, daß es auf jedes Wort ankommt, das sie überprüfen müssen.

Aber dann kommt erst einmal Marc dran, der vom Kennenlernen von Sarah erzählt, als er mit Freund Henning vor drei Jahren Urlaub am Mittelmeer machte, beide machten große Augen, als sie die attraktive junge Frau sahen. Sie hätte sogar erst mal Henning vorgezogen, sich dann aber in Marc verliebt. Sie kommt aus kleinbürgerlichen Verhältnissen, lebt in einem kleinen Dorf im Taunus mit sehr enger Bindung an die Eltern, verdient ihr Geld, während Marc mit 31 Jahren immer noch Hamburger Student ist, mit einem Professor als Vater und einer Filialleiterin als Mutter. Er überredet sie, nach Hamburg zu ziehen, ein feudales Loft in Elbnähe bietet Platz für drei, denn Henning kann man gut brauchen, die teuere Miete zu teilen.

Die Eltern geben auch was hinzu, aber wie kann man sich den neuen BMW, die Urlaube und schicken Restaurant leisten, auch wenn sie einen Job als Graphikerin gefunden hatte. Sie weiß nicht, woher Marcs ganzes Geld kommt, aber sie ist sich gegenüber ehrlich – gerade erzählt Sarah – und gibt zu, daß sie schon ahnte, was sich dann als dickes Drogengeschäft herausstellt.

Dann kommt Marc mit seinem Erzählton dran, wobei auffällt, daß jeder den anderen verdächtigt. Aber auf den 348 Seiten passiert natürlich viel, wobei die Polizeiarbeit ihren Raum hat, in allen drei Erzählperspektiven. Doch dann, nachdem deutlich geworden ist, daß die beiden Freunde fiese und zwar besonders fiese Rauschgifthändler sind, nimmt die Geschichte eine ganz anderes Wendung. Es geht um einen Urlaub auf einer Kleinstinsel Nicaraguas, wo Henning Übles tat. Und es geht darum, daß Taten gerächt werden. Daß dabei nicht jeder für die eigene Tat verurteilt wird, sondern eher als Ausgleich dort ein Urteil gesprochen wird, wo es möglich ist, aber unterm Strich Gerechtigkeit hergestellt wird, das ist schon eine raffinierte Variante, die Linus Geschke einfiel. Noch immer bin ich kein Fan von ihm, aber wenigstens muß ich nicht vor diesem Buch warnen.

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Info:
Linus Geschke, Das Loft. Sie sind Deine besten Freunde – aber kannst Du ihnen trauen?, Piper Verlag 2022
ISBN 978 3 492 06250 3