Bildschirmfoto 2022 07 05 um 00.17.16IAN RANKINs neuester Krimi im Goldmann Verlag

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Beim 23. John-Rebus-Roman kann man nicht einfach zur Tagesordnung, dem Inhalt, übergehen, sondern muß sowohl auf den am 28. April 1960 in Schottland geborenen Schriftsteller Ian Rankin, wie auch auf seinen Inspector John Rebus eingehen, der seit 1987 (Knots and Crosses-Verborgene Muster) in der schottischen Hauptstadt Edinburgh ermittelt und just gerade in diesem 23. Krimi aussortiert in Rente weilt, was ihn aber nicht hindert, loszulegen wie immer, was auch daran liegt, daß seine Tochter Samantha verdächtigt wird, ihren Mann ermordet zu haben.

Was die Romane auszeichnet, ist eine schnörkellose Handlung und eine ebenso schnörkellose Sprache, die nie vom Geschehen ablenkt. Rankin gehört zur Oberliga, hätte man früher fußballaffin gesagt, internationaler Krimiautoren, wozu gehört, daß im Roman selbst Lee Childs - eigentlich Engländer, 1954 geboren - in den USA völlig anders gearteter Held Jack Reacher vorkommt, -dessen 24. Roman auf Deutsch am 23. Juli erscheinen soll - und den Rebus begeistert liest. Im Roman ist das Mordopfer zudem ein totaler James-Bond-Fan, insbesondere der Filme mit dem aus Edinburgh stammenden Sean Connery und auf der Rückseite des Buches schreibt Kollege Michael Connelly: „Das ist Rankin in Bestform. Das ist Rebus in Bestform. Ein Roman, der alle Erwartungen übertrifft.“

Die literarische Verbindung mit den Kollegen ergibt sich selbstreferentiell auch durch für Edinburgh angekündigte Lesungen von Lee Child und Karin Slaughter, später wird ein von Lee Child signiertes Buch erwähnt, das Rebus bekommt.  Das hat schon was, ist komisch, macht Laune – und ist nicht überzogen, sondern Teil der Geschichte, die nun sehr konzentriert abläuft, allerdings zwei Mordopfer hat und die Frage aufwirft, ob beide Verbrechen zusammenhängen, weil die superreiche schottische Oberschichtsfamilie Meiklejohn auf jeden Fall in beide involviert ist. Der eine Tote ist ein ebenfalls steinreicher Student aus Saudi-Arabien, Salman bin Mahmoud, mit dem Lady Isabel Meiklejohn befreundet ist wie auch mit dem Mitstudenten aus Italien, selbstredend reich und perfekt gekleidet: Giovanni Morelli.

Rund 250 km entfernt wohnt die Tochter, deren Mann Keith erst verschwunden und dann erschlagen aufgefunden wird, in unwirtlichem Gelände, das Sir Meiklejohn gehört. Während der Tote in Edinburgh uns mit der Gegenwart und ihren teils perversen Ausformungen konfrontiert, wird das ursprünglich mit deutschen Gefangenen bestückte Lager, das heute ein Kommune bewohnt, zur Quelle historischer Fundstücke und der Erkenntnis, daß die damaligen Probleme in den Menschen überlebten und für den Mord an Keith relevant sind. Doch das wird erst ganz am Schluß klar.

Am Anfang geht es um den Umzug von John Rebus aus einer sehr großen Wohnung in eine kleinere im selben Komplex, wobei seine aus den Romanen bekannte Kollegin Siobhan Clarke ihn und die nötige Arbeit strukturiert und auch seinen Hund übernimmt, als Rebus plötzlich zur Tochter fahren muß. Eine schwierige Beziehung, die aber durch die nicht nachlassenden Konsequenz, mit der Rebus den Tod des Schwiegersohns aufklärt, für den zeitweise seine Tochter verhaftet wird, besser wird. Das ist eine Geschichte für sich, die da oben im Lager spielt, wohin, um nun alle zu verwirren, auch die damalige Ehefrau von Sir Meiklejohn, verschwand und ein Gspusi des attraktiven Kommuneführers wurde, mit dem aber auch Samantha eine Affäre hatte, was ihren nun toten Keith dorthin trieb und John Rebus nun antreibt.

Doch für die Aufklärung der Haupthandlung mit dem toten Saudi werden Siobhan Clarke und Malcolm Fox zuständig, die ein ausgesprochen komplexes Geschehen aufklären müssen. Da gibt es einen Clubbesitzer, der seine Gäste mit ihren Alkohol- und Drogenproblemen versteckt filmen läßt, sie damit erpreßt und auch die Polizei erpressen will, als der Ehemann einer führenden Polizeirepräsentantin dort mit Gespielin kokst.

Mehr soll man jetzt nicht verraten, doch aber, daß die Aufklärung, die Entdeckung der Täter einem sinnvoll erscheint, Tricks oder sinnlose Teile nicht vorkommen, sondern stringent die komplexe Handlung erzählt wird. Eine saubere Sache.

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Info:
Ian Rankin, Ein Versprechen aus dunkler Zeit, Goldmann Verlag , Mai 2022
ISBN 978 3 442 31558 1