Deutscher Buchpreis 2022, Teil 4
Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Am 6. April hatten wir in Teil 3 des diesjährigen Buchpreises mitgeteilt: Rekorde beim Deutschen Buchpreis 2022: Das dritte Jahr in Folge steigt die Zahl der Einreichungen auf einen bisherigen Höchstwert: 124 deutschsprachige Verlage schickten insgesamt 202 Titel ins Rennen um den Roman des Jahres. Das sind 5 Titel mehr als im Rekordjahr 2021. 83 Verlage sitzen in Deutschland, 22 in der Schweiz, 19 in Österreich und einer in Luxemburg.
Und nun ist der nächste Schritt im Ablauf eingetreten: 20 Romane sind ausgewählt - eigentlich ist der Deutsche Buchpreis, wie das Wort sagt, der Preis für das beste Buch, aber meist wird der Autor als Sieger herausgestellt, nicht das Buch - , unter denen am Schluß, am Montag vor der Buchmesse im Kaisersaal des Frankfurter Römer der beste Roman gewählt wird und sein Autor, seine Autorin den Preis entgegennimmt. Aber bis dahin ist noch viel zu lesen und auszuwählen.
Die Verlage hatten 202 Romane eingereicht - hinzu kamen noch einige Nachnominierungen der Jury. Und so sieht sie aus, die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2022, die der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Dienstag veröffentlicht hat.
Die Nominierten in alphabetischer Reihenfolge:
Fatma Aydemir: Dschinns (Carl Hanser, Februar 2022)
Kristine Bilkau: Nebenan (Luchterhand, März 2022)
Daniela Dröscher: Lügen über meine Mutter (Kiepenheuer & Witsch, August 2022)
Carl-Christian Elze: Freudenberg (edition AZUR, Februar 2022)
Theresia Enzensberger: Auf See (Carl Hanser, August 2022)
Jan Faktor: Trottel (Kiepenheuer & Witsch, September 2022)
Marie Gamillscheg: Aufruhr der Meerestiere (Luchterhand, März 2022)
Kim de l’Horizon: Blutbuch (DuMont, Juli 2022)
Yael Inokai: Ein simpler Eingriff (Hanser Berlin, Februar 2022)
Reinhard Kaiser-Mühlecker: Wilderer (S. Fischer, März 2022)
Anna Kim: Geschichte eines Kindes (Suhrkamp, August 2022)
Esther Kinsky: Rombo (Suhrkamp, Februar 2022)
Dagmar Leupold: Dagegen die Elefanten! (Jung und Jung, Februar 2022)
Eckhart Nickel: Spitzweg (Piper, April 2022)
Gabriele Riedle: In Dschungeln. In Wüsten. Im Krieg. (Die Andere Bibliothek, März 2022)
Slata Roschal: 153 Formen des Nichtseins (homunculus, Februar 2022)
Anna Yeliz Schentke: Kangal (S. Fischer, März 2022)
Jochen Schmidt: Phlox (C.H.Beck, September 2022)
Andreas Stichmann: Eine Liebe in Pjöngjang (Rowohlt, März 2022)
Heinz Strunk: Ein Sommer in Niendorf (Rowohlt, Juni 2022)
Überblick über die nominierten Romane
"In der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur rumoren die großen Fragen unserer Zeit: nach Herkunft und Identität, nach Formen und Zukunft unseres Zusammenlebens", sagte Jurysprecherin Miriam Zeh. Diese könnten sich in der deutschen oder österreichischen Provinz ebenso entfalten wie in Kabul oder Pjöngjang, in einer herannahenden Dystopie oder der real-historischen Ostberliner Vorwendezeit.
Auf der Longlist, die die 7-köpfige Jury zusammengestellt hat, finden sich epische Erzählungen, poetische Sprachschöpfungskaskaden sowie formale Experimente, die klassische und realistische Formen des Romans aufbrechen. Etablierte Autorinnen und Autoren finden sich ebenso wie "eine Vielzahl noch weniger bekannter und jüngerer Stimmen", so Jurysprecherin Zeh.
Wer im deutschsprachigen Roman zu Hause ist, wird die vermissen, die ihn bisher getragen haben.
Vier Debüts und einige Buchpreis-Erfahrene
Zwölf Autorinnen sind auf der Nominierungsliste - die man insgesamt als weiblich und recht jung bezeichnen kann. Mit Carl-Christian Elze, Kim de l’Horizon, Slata Roschal und Anna Yeliz Schentke haben es vier Debüts in den begehrten Longlist-Kreis geschafft.
Longlist-Erfahrung haben bereits Heinz Strunk, der erst im Vorjahr auf der Liste stand, Jan Faktor und Reinhard Kaiser-Mühlecker. Letztere schafften es auch auf die Shortlist. Jan Faktor 2010 mit "Georgs Sorgen um die Vergangenheit oder im Reich des heiligen Hodensack-Bimbams von Prag" und Reinhard Kaiser-Mühlecker 2016 mit "Fremde Seele, dunkler Wald".
Die Jury zum Deutschen Buchpreis 2022
Erich Klein (freier Kritiker, Wien), Frank Menden (stories! Die Buchhandlung, Hamburg), Uli Ormanns (Agnes Buchhandlung, Köln), Isabelle Vonlanthen (Literaturhaus Zürich), Selma Wels (Kuratorin und Moderatorin, Frankfurt), Jan Wiele (FAZ), Miriam Zeh (Deutschlandfunk Kultur).
Wie es weitergeht
Die Jury kürt den Siegertitel in einem mehrstufigen Auswahlverfahren. Sechs Titel von der Longlist schaffen den Sprung auf die Shortlist, die am 20. September veröffentlicht wird. Erst am Abend der Preisverleihung, am 17. Oktober, erfahren die sechs Autorinnen und Autoren, wer von ihnen den Deutschen Buchpreis gewonnen hat. Der Gewinner erhält 25.000 Euro, die anderen fünf Finalisten bekommen jeweils 2.500 Euro.
Die Preisverleihung findet traditionell im Kaisersaal des Frankfurter Römers statt. Auf der Website des Deutschen Buchpreises wird die Veranstaltung live übertragen. Seit 2005 wird mit dem Deutschen Buchpreis der Roman des Jahres ausgezeichnet. Den Deutschen Buchpreis 2021 gewann Antje Rávik Strubel für "Blaue Frau".
Die nominierten Romane kennenlernen: Leseproben, Hörproben, Videoclips, Blogger*innen-Rezensionen
Ab dieser Woche ist das Taschenbuch „Deutscher Buchpreis 2022: Die Nominierten“ deutschlandweit in vielen Buchhandlungen kostenlos erhältlich. Es enthält Leseproben aller Bücher und weiterführende Informationen, kuratiert vom Fachmagazin Börsenblatt des Technologie- und Informationsanbieters MVB, und lädt zum Entdecken der Geschichten und ihrer Autor*innen ein.
Das Podcast-Radio detektor.fm hat Hörproben der 20 nominierten Titel produziert. Die Podcast-Episoden sind abrufbar unter www.deutscher-buchpreis.de/longlist oder detektor.fm/deutscher-buchpreis und über die detektor.fm-App. Auf den Plattformen Amazon Music, Apple Podcasts, Google Podcasts, Deezer und Spotify sind alle Audios als Podcast direkt zu hören. Als Kooperationspartner des Deutschen Buchpreises bespricht Papierstau Podcast ab dem 31. August alle nominierten Titel, die Shortlist und den Roman des Jahres. Der Podcast ist kostenlos auf allen gängigen Streaming-Plattformen sowie über die Website www.papierstaupodcast.de abrufbar.
Ab September stellen kurze Videoclips die nominierten Autor*innen und ihre Romane vor. Sie stehen dann auf der Website des Deutschen Buchpreises, auf YouTube und Instagram zur Verfügung.
Unter dem Hashtag #buchpreisbloggen stellen in den kommenden Wochen 20 Literaturblogger*innen je einen nominierten Titel vor. Die Rezensionen werden unter www.deutscher-buchpreis.de/news veröffentlicht und über die Social-Media-Kanäle des Deutschen Buchpreises geteilt.
Foto:
©hessenschau.de
Info:
Serie: https://weltexpresso.de/index.php/buecher/25105-202-romane-von-124-verlagen-eingereicht_544