oldtimerNeuerscheinung im Emons Verlag

Wolfgang Mielke

Hamburg (Weltexpresso) - Es ist längst ein offenes Geheimnis, - aber es soll hier noch einmal kundgetan werden -, dass der Emons Verlag grandiose Bücher herausbringt und auch verkaufen kann – in einer Zeit, in der selbst in Leipzig und damit in derjenigen Stadt, die jahrzehntelang für Martin Walser (*1927) das wacheste Lese- und Zuhörer-Publikum in Deutschland besaß, kaum noch ein Buch gelesen, sondern nur noch auf dem Handy gespielt wird. Von Aldous Huxley (1894 – 1963) lese ich gerade den Satz: "Die Menschen werden ihre Unterdrückung lieben und die Technologien verehren lernen, die ihre Denkfähigkeit vernichten."

Es liegt nahe, dass hier eine Kausalität vorliegt, der wir spätestens seit Corona voll ausgesetzt sind ...

Ein Buch über Autos ist aber zunächst ein hochwertiges Bilderbuch. Die Geschichten sind die Ergänzung dazu. Und was für Geschichten! Das war ja eine Zeit, in der es etwa das blödsinnige Wort "Flug-Scham" noch nicht gab; eine Zeit, in der Politiker den Bürgern des Landes, das sie eigentlich zu vertreten gewählt worden sind, nicht vormachen, wie man sich die Hände wäscht; die Heizung herunterdreht; oder empfiehlt, einen Waschlappen zu benutzen.

Man war stolz auf ein neues Auto! Was waren das auch für einfallsreiche Konstruktionen! Heute sehen fast alle Autos gleich aus; und meist ist man froh, dass überhaupt noch ein Logo auf ihnen auszumachen ist, damit man wenigstens die Marke erkennen kann. Klebte ein anderes Logo an ihnen, man würde die andere Marke ebenso glauben, so winzig sind die gestalterischen Unterschiede geworden.

Sonderbar! Denn auch damals gab es ja Moden, an denen die Konstruktionen ausgerichtet wurden. Zum Beispiel die – ursprünglich aus dem Flugzeugbau herrührenden – Seitenflossen am Heck der Limousinen. Einfluss der Amerikaner. Mercedes schuf sie nach; aber nicht weniger auch Peugeot. - Die großen Schöpfungen der 1950er und 1960er Jahre werden wieder lebendig in diesem Buch von Marin Nusch (*1968). - Der Mercedes Roadster mit den seitlich nach oben zu öffnenden Türen, wohl wieder eine Reminiszenz an den Flugzeugbau; dieses Fahrzeug, im Profil, schmückt den Titel. - Dann die konkurrierenden Sportwagen von Ford und Opel, nämlich der Opel GT gegen den Ford Capri. Natürlich der VW-Käfer! Auch der legendäre Film-Käfer "Herbie" mit der Nr. 53, eben "Der tolle Käfer"!

Dann kann man die Entwicklung vom schwerfälligen BMW der Adenauer-Zeit bis zum schnittigen BMW, der zu unserer Gegenwart geführt hat, verfolgen. - Oder man sieht – und staunt wieder begeistert – über den legendären Citroen DS – mit seiner langen, vielleicht überlangen Schnauze und dem kurzen, schräg flach nach hinten abfallenden Heck. - Man begegnet dem Fiat in mehreren Möglichkeiten. - Sieht die alten unteren Mittelklasse-Citroens als ungelenke Kombis. - Sieht noch den drei-rädrigen Tempo-Lieferwagen.

Den R4, den ich selbst als halbes Cabrio fuhr. - Begegnet Volvo wieder, dem "Buckelvolvo" zum Beispiel. - Auch der Messerschmitt-Kabinenroller fehlt nicht, wenn man so will, die sehr reduzierte Form des ersten eingesetzten Düsenjägers der Welt, der Messerschmitt Me 262. - Goggomobile sind zu finden – und das diverse Wohnwagen-Glück. - Der Autoreisezug über den Hindenburgdamm nach Sylt. - Und die verschiedenen Armaturenbretter mit ihren vielen Instrumenten. - Der berühmte Land-Rover, spätestens aus "Daktari"-Filmen bekannt! - Porsche darf nicht fehlen. - Und die Schönheit der Damen und der Damen-Mode jener Zeit! Die Eleganz! - Auch der Innenausstattung der Autos. - Das alles war eine reiche und erfindungsreiche, aufblühende, nicht Grün--Technik-feindliche, sondern Technik-begeisterte Zeit: Hier ist sie noch einmal zum Greifen nahe.

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Info:
Marin Nusch, 111 OLDTIMER-STORIES DER 50er & 60er JAHRE DIE MAN KENNEN MUSS,, Emons Verlag
ISBN 978-3-7408-1442-7 
 30 Euro.