Zu den letzten sechs Nominierten, der kurzen Liste zum Deutschen Buchpreis; der Träger des Buchpreises wird heute im Römer bekanntgegeben, Teil 9
Redaktion
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Das Leben eines selbsternannten Trottels, erzählt von ihm selbst: In Prag studiert er Informatik, hält aber nicht lange durch. Nach einer denkwürdigen Begegnung mit der "Teutonenhorde" zu der auch seine spätere Frau gehört, zieht er nach Ostberlin, taucht ein in die Undergroundszene vom Prenzlauer Berg, gründet eine Familie, erlebt die DDR-Doktrin und die Nachwendejahre. Doch alle Erinnerungen durchzieht eine dunkle Spur: die des Sohnes, der mit dreiunddreißig Jahren den Suizid wählen und dessen Tod alles aus den Angeln heben wird.
Kommentar der Jury
Jan Faktors Roman "Trottel" verbindet Zeitgeschichte und Lebensgeschichte auf sehr besondere Weise: Er beschreibt den Weg eines Außenseiters von Prag nach Berlin, vom Arbeitnehmer im realexistierenden Sozialismus zu einem Schriftsteller, der literarische Trauerarbeit leistet. Im Kern des Romans steht der Verlust eines Sohnes. Faktor gelingt das große Kunststück, mit einer Geschichte über Trauer Witz zu erzeugen. Er zielt auf die DDR ebenso wie auf die bundesdeutsche Gegenwart, auf den Literaturbetrieb und nicht zuletzt auf das eingestandene "Trotteltum" seines Erzählers. Dabei entsteht ein provokanter, bisweilen verstörender Schelmenroman über die Frage, "ob ein Trottel im Leben glücklich werden kann". Es ist ein Buch, das auch gnadenlose, aber sehr hilfreiche Kritik an unserer Gesellschaft übt.
Fotos:
Umschlagbild und Porträt © Joachim Gern
Info:
Quelle: Sie finden die Texte unter https://www.deutscher-buchpreis.de/nominiert