kant2Der zweite Fall des Münchner Ermittlers von Marcel Häußler bei Heyne

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Hier geht es, wie beim letzten Krimi um ein Geschehen, das man dauernd bildlich vor Augen hat. Die heutigen Kriminalromane sind schon so geschrieben, daß man ihre Verfilmungen im eigenen Kopf vorwegnimmt. Nur den Hauptdarsteller Kommissar Kant, der endlich mal einer ist, der nicht ein psychisches Wrack ist, auch kein Alkoholiker noch sexsüchtig, für den haben wir noch nicht die richtige Besetzung. Er ist einfach zu normal!

Wir verfolgen seine professionelle Arbeit sehr gerne, denn er klärt Fälle auf, in denen es nicht allein um private Beziehungsdramen geht, sondern Familienbande in Eins gehen mit Wirtschaftsverbrechen. Hier wird er mit seiner Münchner Mordkommission tätig, als auf dem Gelände einer ehemaligen Farbenfabrik ein Toter in einem verschlossenen, sonst leeren Chemikalientank entdeckt wird. Verwirrenderweise hält er eine Schachfigur, die schwarze Dame, in der Faust. Das bringt die Neue im Team, die eigentlich nur für den Innendienst eingestellt ist, Hanna, auf die Idee, in Bayern verschwundene Männern zu sichten, unter denen sich seit drei Jahren ein berühmter Schachmeister befindet. Das ist überzeugend konstruiert, was wir dann mitbekommen und was wir auch in den Wirtschaftsteilen oder den Gerichtsberichten lesen können. Es geht um’s Geld.

Da ist ein Farbenfabrikant, der so nicht weitermachen kann, aber seiner Belegschaft wenigstens die Rente sichern will und Immobilienverbrecher in die Hände fällt, die ihm Häuser in Ostdeutschland andrehen, die aufgehübscht doch nur Ruinen sind. Er stirbt und sein Sohn – verkannter Maler und Lebenskünstler - verkauft das Gelände an einen Investor, der es weiterverkauft, der neue Inhaber erkennt es aber als kontaminiert, macht den Kauf rückgängig, wobei der Investor auf einer verlorenen Million sitzenbleibt. Das alles kommt nach und nach heraus, als die Gruppe um Hauptkommissar Kant den aufgefundenen Toten identifiziert, wobei, soviel sei verraten, es nicht nur der Schachmeister sein muß. Dessen Familie ist involviert, weil sein Stiefbruder, der ein Boxstudio betreibt, viel dicker drinnenhängt, als man anfänglich ahnt und auch eine bessere Rolle spielt, als gedacht.

Marcel Häußler gelingt gut, die zwei Stränge, die innere Verfaßtheit seines Teams mit den einzelnen Mitgliedern sowie dem interessanten gruppendynamischen Prozeß mit der Mordermittlung, die weitere Morde miteinschließt, zusammenzuführen.

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Info:
Marcel Häußler, Kant und der Schachspieler, Heyne Verlag, November 2022
ISBN 978 3 453 42701 3