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Der erste Fall für Pamela Schlonski von Mirjam Munter im Ullstein Verlag

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Das scheint ja modern zu sein, daß Krimis unter einem Pseudonym veröffentlicht werden, das aber überhaupt nicht mehr verschleiert, welcher richtiger Name sich hinter dem falschen – pseudo bedeutet auf Griechisch falsch und onoma schlicht Name, also falscher Name – verbirgt: hier Mirjam Müntefering.

Da sie eine Vielschreiberin ist, verstehen wir das jetzt mal so, daß sie als M.Munter ihre Krimis, insbesondere die von und mit Pamela Schlonski schreibt. Das hilft dann wieder beim Sortieren der Genres, die sie freizügig und zahlreich bedient. Das sie viel schreibt, merkt man auch diesen 370 Seiten an, in denen sie außer der Handlung eben auch viel Alltag einfließen läßt. Dieser ist ja für eine Putzfrau auch Ausgangspunkt für ihre Arbeit, die ganze Woche über von Putzstelle zu Putzstelle, jede Woche einen Einblick in das Leben von Menschen, das sonst keiner hat. Es liegt auf der Hand, daß Putzfrauen – ja richtig, diesen Begriff schätzte man vor vielen Jahren schon als abträglich ein und schlug Raumpflegerin vor, lächerlich, was sich auch nicht durchsetzte, dann gibt es Reinigungskraft und Putzhilfe, die nicht mehr das Geschlecht betonen, weil es genug männliche ‚Putzfrauen‘ gibt. Wir wollen uns dabei nicht aufhalten, aber doch betonen, daß bei den Suchanfragen im Internet weiterhin die PUTZFRAU gesucht wird oder die PUTZHILFE. Außerdem ist Pamela Schlonski ja eine Selbständige, denn sie hat mit ihrer Kollegin Ahsen die Putzfirma SAUBERZAUBER gegründet.

Es liegt also auf der Hand, daß Putzfrauen angesichts ihres Wissens um den Alltag der Leute bei Mord und Totschlag eine erste Adresse sind und auch das, was Tatort heißt, durch ihr Putzen sehr genau kennen, die Veränderungen sofort sehen, einfach einen Blick für die Details haben. Da ist Mirjam Munter nicht die erste, die davon Gebrauch macht und ihre Pamela Schlonski zur privaten Mordermittlerin macht, was ihr vom regulären Ermittler, dem zurückhaltenden Nordlicht Lennard Vogt strikt verboten wird, woran sie sich jedoch nicht hält. Also ein Vorbild hätte Pamela in Vesna Krainer (Eva Rossmann), die auch erfolgreich herumschnüffelt, aber eher im Auftrag der Journalistin und Freundin Mira Valensky. Hier aber ist Schlonski diejenige, die den Tross der Mitmacher anführt, ihre Kollegin, die je nach Gelegenheit ihr Deutsch verlernt und die Türkin raushängen läßt, in der korrekten Annahme, daß sie dann als unsichtbar eingeschätzt wird, wie auch der alte und sehr gut vernetzte Schulfreund Motti, der aushilft, wo er kann.

Die Ortsschilderungen am Rande des Ruhrgebietes sind eine Liebeserklärung an die ganze Region, an das Zusammenstehen der Bevölkerung und den lockeren Umgangston, geschwätzig für einen Norddeutschen. Und ‚der erste Fall‘ ist sehr gut ausgesucht. In dem Vereinshaus eines Fotoclubs wird – genau: von Pamela – der Vorsitzende des Clubs tot aufgefunden. Ermordet. Nur von wem.

Jetzt öffnet sich ein weites Feld. Hat der Mord mit den Vereinsmitgliedern zu tun, den Fotografen, oder welche privaten Motive könnte es geben. Da haben Schlonski & Co viel zu tun. Dabei enden manche Wege im Nichts. Die nutzt die Autorin aber, um anderes aufzuarbeiten. Denn ein Schnipsel im Fotolabor, das Pamela findet, zeigt ein tätowiertes Damenbein. Das entpuppt sich als das Bein einer über dreißigjährigen Lehrerin, deren Stelldichein mit einem gerade volljährig gewordenen Schüler der Tote heimlich fotografiert und damit erpreßt hatte. Sie war es nicht, aber dies dient als Beispiel, wie die Autorin auf der Suche nach dem Täter gesellschaftspolitische Themen, von denen es mehrer gibt, mitnimmt.

Erfreulich, wie das Fotografieren und die Fotografien unter ästhetischem Gesichtspunkt eine Rolle spielen. Gewissermaßen war das für mich das Gerüst des Krimis, der sonst zu wortreich und sinnarm gewesen wäre. Für die Liebhaber der Gegend jedoch ist er uneingeschränkt zu empfehlen.

Foto:
Umschlagabbildung

Info:
Mord und Wischmopp, Der erste Fall für Pamela Schlonski, Ullstein Verlag 2022
ISBN 798 3 548 06538 0