Wiedergesehen, Wiedergelesen, Wiedergehört, Teil 30
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Heute geht’s um drei Krimis, die alle drei schräg sind, filmreif auch! Ja, ja, schon wieder aus dem Englischen, zweimal aus dem Amerikanischen, während der dritte Jose Dalisay von den Philippinen ist, in Manila lebt und Professor für Englische Literatur ist. Ja, mit Krimis auf Englisch kommt man rum in der Welt!
Jose Dalisay, LAST CALL MANILA
Schon der Beginn läßt weitere Skurrilitäten erwarten. Auf dem Manila International Airport trifft ein Zinksarg aus Saudi Arabien ein mit einer Toten, ertrunken steht auf dem Totenschein, namens Aurora V. Cabahug. Zum einen gibt es ein Gesetz, das sicherstellt, daß philippinische Staatsangehörige, die im Ausland gestorben sind, umsonst nach Hause geflogen werden. Zum anderen ist niemand da, der sie abholt, der den Sarg weitertransportiert, eine Beerdigung vorbereitet.
Erst einmal. In Saudi Arabien, wo Hunderte, ja Tausende junger weiblicher Dienstboten und aus Rußland geholter Prostituierten wegen der Ausbeutung ihrer Dienste und ihrer Person ihren Herrschaften entlaufen, wurde die Ertrunkene schnell als die aus den Philippinen stammende 26jährige identifiziert. Doch in Manila geht alles durcheinander. Die ankommenden Leichen werden immer mal wieder verwechselt, die Behörden kommen nicht nach. So war es schon in Saudi-Arabien gewesen, wo man einen Enthaupteten mit der Ertrunkenen verwechselt hatte.
Doch jetzt setzt Dalisay allem die Krone auf. Er macht das ganz langsam, mit vielen Wendungen und lokalem Kolorit, doch Walter, der Polizist aus Paez, der das Telegramm aus Manila erhält, man solle nach Angehörigen der toten Aurora suchen, weiß sofort, daß da ein Irrtum vorliegt, denn er hatte ‚Rorry‘ erst gestern Abend im Flame Tree singen gehört. Er ist schon lange in sie verschossen. Sie kann einfach nicht gleichzeitig die Leiche in Manila sein.
Stimmt, es ist ihre Schwester, die unter ihrem Namen im Ausland malocht und das Geld für die Familie nach Hause schickt. Doch jetzt der Schlamassel in Paez eigentlich erst los. Mit Walter sind wir jetzt unterwegs nach Klärung, kommen nach Hongkong und wieder zurück nach Jeddah und dem Abdul Aziz International Airport.
A.F. Carter, DIE HÖFE
Aufpassen! Doch die Überschrift erleichtern es, denn hier wird in den ersten Kapiteln erst von Git erzählt, dann von Delia, später von Connor. Git ist Krankenschwester mit zwei Jobs, weil sie Geld braucht für ihre kleine Tochter und hatte die Nacht, um auch einmal Spaß zu haben, mit einem Mann verbracht, Bradley Grieg, der anschließend tot ist. Sie konnte nicht wissen, daß er ein Junkie mit 18 000 Dollar Bargeld war, die einem Geldhai gehörten.
Delia Mariola ist der Leutnant, der für die Aufklärung des Mordes zuständig ist und der herausbekommt, daß Bradley die Nacht nicht allein verbracht hatte. Auch er erzählt also die Handlung aus seiner Perspektive, bleibt Carl Schmidt, der ein Drogenhändler und Geldverleiher ist und sein Geld wiederhaben möchte. Der ganze Roman dreht sich um die Suche der beiden interessierten Männer: Polizei und Verbrecher, nach der jungen Frau, von der sie annehmen, daß sie das Geld geraubt und den Toten ermordet hat.
Da aus den drei Perspektiven erzählt wird, sind wir immer einseitig informiert, so daß durch’s Weiterleben immer mehr Klarheit entsteht, weil die Überschneidungen in den Erzählungen unsere Orientierung sind.
Einfach gut gemacht. Und ein interessantes Nachwort über bekannte und unbekannte Pseudonyme von Krimischriftstellern. Zu den unbekannten gehört A.F. Carter aus New York, von dem man nur noch weiß, daß er mit seinem Klarnamen auch Krimis schreibt.
Thomas Perry, PANTHERJAGD
Jetzt sind wir in L. A. und haben eine ganz spezielle Situation. Natürlich geht es um Mord, der schon geschehen ist, nur weiß man nichts vom Mörder. Das sollen nun ausgerechnet zwei völlig unterschiedliche Seiten herausbekommen, die sich natürlich ins Gehege kommen. Es sind einmal ein Ermittlerpaar, das früh aus dem Polizeidienst ausgeschieden ist und sich selbständig machte.. Und zum anderen zwei Auftragskiller.
Denn der Tote war James Ballantine, ein afroamerikanischer forscher, den zwei Kugeln im Hinterkopf töteten. Seine Firma Intercelleron Corporation will im Interessen der Ehefrau den Mord aufklären lassen, denn der ursprüngliche Ermittler bei der Polizei ist tödlich verunglückt die Polizei ist mit so vielen anderen Ermordeten überfordert, weshalb der Vorstand nach Empfehlung der Polizei ein Jahr nach dem Mord die Abels, Sid und Veronika, engagiert, die, das merkt man beim Lesen schnell, absolute Profis sind und ihre Arbeit professionell besonders gründlich machen.
Und wie kommen zwei Auftragskiller ins Spiel? Es sind die Hoyts, die zarte Nicole und Eddie, ihr deftiger Mann. Lange geht es um das neckische Gehabe der beiden, bis morgens an einem Telefon, das nur für einen Kunden reserviert ist, ein Treffen vereinbart wird. Der Kunde schiebt erst einen Umschlag mit 50 000 Dollar rüber und antwortet erst dann auf die Frage, wofür das Geld sei. Doch die erste Reaktion bedeutet den beiden, es sei nur die Anzahlung. Jetzt sollen die Hoyts die Abels ermorden. Warum das?
Ganz einfach, ein Mann namens Boylan vertritt jemanden, der nicht will, daß die Abels, die schon tätig wurden, den Mord an Ballantine aufklären. Was ist da los? Und vor allem, sie hatten ja schon die Windschutzscheibe des fahrenden Paares zerschossen, da hätten sie doch gleich die beiden töten können? Aber da war die Ermordung noch nicht beschlossen, bescheidet Boylan. Und jetzt gibt es eine gewaltige Schießerei.
Die beiden Paare wollen sich gegenseitig killen und gleichzeitig wollen die Abels herausfinden, warum sie ob ihrer Recherche ermordet werden sollen, das treibt ihr Interessen, den Mörder zu finden, ja zusätzlich noch gewaltig an. Der Auftraggeber der Hoyts hat also die Abels zusätzlich auf die Spur gebracht, daß hier etwas Gewaltiges verschwiegen werden soll.
Was, das können Sie selber lesen.
Foto:
Umschlagabbildungen
Info:
Jose Dalisay, Last Call Manila, Transit Verlag 2023
ISBN 978 3 88747 399 0
A.F. Carter, Die Höfe, Polar Verlag 2023
ISBN 978 3 948392 81 9
Thomas Perry, Pantherjagd, Verlag Knaur, 2022
ISBN 978 3 426 52690 3