campusKlimawandelpolitik: Umweltsoziologe Dennis Eversberg diskutiert über sein neues Buch

Hubertus von Bramnitz

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Nach diesem Sommer, den Sommer zu nennen, einem widerstrebt, kann wirklich keiner mehr behaupten, daß unser Klima normal sei, so wie wir es aus Kindertagen kennen. Ehrlicherweise denken wir schon lange, daß die Welt nicht nur im Menschenbereich nicht in Ordnung ist, sondern in der Natur auch. Aber genauso ehrlicherweise muß man sagen, daß die Welt im menschlichen Bereich noch nie in Ordnung war, daß nur wir Mitteleuropäer nach dem zweiten Weltkrieg auf eine Welt im Frieden blicken, in ihr leben konnten. Das ist mit dem Ukrainekrieg vorbei! Und das Klima?

Die Klimakrise bedroht menschliche Lebensgrundlagen – und zwar längst nicht nur in – aus europäischer Sicht – entlegenen Gegenden der Erde. Trotz zunehmender Extremwetterereignisse stoßen Maßnahmen zur Bekämpfung der Erderwärmung in westlichen Ländern aber zum Teil auf heftigen Widerstand, insbesondere, wenn sie einen Bruch mit gewohnten Lebensweisen und einer Einschränkung der persönlichen Freiheit verbunden sind. Klimaschutz und sozial-ökologische Transformation erhitzen die Gemüter wie kaum ein anderes Thema – und spalten die Gesellschaft. Dennis Eversberg, seit kurzem Professor für Umweltsoziologie an der Goethe-Universität, und Dr. Martin Fritz (Universität Jena) gehen in ihrem Buch „Der neue sozial-ökologische Klassenkonflikt“ den Konfliktlinien auf den Grund. Im Gespräch mit Birgit Blättel-Mink, emeritierte Professorin für Soziologie an der Goethe-Universität, erläutern sie



am Mittwoch, 10. Juli, um 20 Uhr,
in der Autorenbuchhandlung Marx & Co.
(Grüneburgweg 76, 60323 Frankfurt am Main)



die Ergebnisse ihrer Untersuchung und diskutieren, welche Schlüsse daraus zu ziehen sind.



Die repräsentative Befragung von 4000 Menschen im Herbst 2021 zeigt einmal mehr, dass der Klimawandel von den meisten Menschen hierzulande zwar als Problem erkannt ist, dass aber sehr unterschiedliche Vorstellungen bestehen, wie damit umzugehen sei. Was muss sich ändern? Wie weitreichend sollten Klimaschutzmaßnahmen sein? Was sollte als Zielvision angestrebt werden? Neben derart spezifischen Fragen beantworteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch solche nach sozialer Lage, Alltagspraxis und allgemein-gesellschaftlichen Einstellungen. Die Analyse unterscheidet zehn verschiedene sozial-ökologische Mentalitäten – und zeigt auf, wie zwischen diesen entlang klassenstruktureller Linien Konflikte aufbrechen, die nicht allein durch ökonomische Ungleichheiten geprägt sind, sondern auch durch Bildung und soziales Engagement. Es entsteht das Bild einer konflikthaften „Dreiecksbeziehung“ zwischen drei gesellschaftlichen Spektren. Die Autoren mahnen zum Handeln, denn die Fronten seien seit der Befragung eher noch härter geworden. Und sie geben Handlungsempfehlungen.



Das Buch ist im Rahmen der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Nachwuchsgruppe „Mentalitäten im Fluss“ entstanden, die Eversberg vor seinem Wechsel nach Frankfurt leitete. Es wird als Open Access Publikation zur Verfügung gestellt.


Foto:
Umschlagabbildung

Info:
Publikation: Dennis Eversberg, Martin Fritz, Linda von Faber, Matthias Schmelzer: Der neue sozialökologische Klassenkonflikt. Mentalitäts- und Interessengegensätze im Streit um Transformation. Campus Verlag (Frankfurt/New York) 2024. 221 Seiten, 34 Euro.