Thorsten Schleif läßt Amtsrichter Siggi Buckmann gegen politische Vetternwirtschaft ermitteln
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Eigentlich ermitteln Richter ja nicht. In unserem Justizsystem steht dies den Staatsanwälten zu, in Zusammenarbeit mit der Polizei. Aber wenn der Mentor und gute Freund des Amtsrichters Siggi Buckmann seltsamerweise Selbstmord verübte und gleichzeitig eine Grundstücksgesellschaft namens WIP Bankrott anmeldet und sich als Betrug an den Anlegern herausstellt, hat Buckmann ein helles Köpfchen und stellt einen Zusammenhang her.
Doch eigentlich ist er eher ein Gemütlicher, der mit seinem Kater Grisou auf Du und Du im Leben zurechtkommt, wozu gehört, daß er eigentlich verheiratet ist, was auch eine gute Ausrede sein könnte, für Frauen, die sich für ihn interessieren, was aber stimmt, aber eben nur insofern, als seine Frau seit einer Ewigkeit getrennt von ihm lebt. Und nun kommt Robin Bukowsky ins Spiel. Sie bringt die weibliche, sportliche, spöttische und kritische Variante ins Geschehen. Sie ist eine investigative Journalistin und vermutet aufgrund einer Quelle, daß der gute Richter einen Angeklagten – ja, übel schuldig war er tatsächlich – ermordet hat. Doch verliert sich ihr Interesse an der Verfolgung, als sie zum einen den Richter immer näher kennenlernt und zum anderen mit dem gegenwärtigen Fall dieser ominösen WIP-Gesellschaft die russische Mafia die Regie übernimmt, einen Mord nach dem anderen begeht und auch Siggi und Robin auf der Abschußliste stehen.
Auch wenn der locker geschriebene Krimi ein Klischee ans andere setzt - so muß die mordende Mafia, vertreten durch den Oberschurken Dimitri Stogarev halt eine russische sein und die staatsanwaltliche Untersuchung des WIP-Skandals durch den Ministerpräsidenten persönlich untersagt werden– ganz institutionell über den Justizminister, der Weisung nach unten gibt und sich auf Parteibonzen in Amt und Würden verlassen kann, die dann der ermittelnden und nicht parteilinientreuen Staatsanwältin den Fall entziehen sowie die durch Buckmann angeordnete Hausdurchsuchung des Sohns des Ministerpräsidenten, der tatsächlich an den verbrecherischen Geschäften der WIP teilhatte und dicke verdiente, als unrechtmäßig erklären… - , wenn also die die dick aufgetragenen Klischees sich die Hand reichen, so ist es halt gleichzeitig nicht aus der Luft gegriffen, daß sowohl russische Kräfte sich derzeit besonders bemühen, Westverhältnisse zu unterlaufen und immer wieder Politiker Recht und Gesetz außer Kraft setzen, wenn es um ihre eigenen Geschäfte geht oder um die Wiederwahl, wie hier dem Ministerpräsidenten Laak, der nur deshalb seinen unnützen und verwöhnten Sohn Jeremias mit dem Hang zum Luxus schützt, weil er sich selber schützen will. Das war ein einziger Satz, in dem das Geschehen zusammengefaßt ist.
Daß Schleif dafür 283 Seiten braucht, hat einerseits mit dem zusätzlichen literarischen Personal zu tun, der Kollege von Robin, der den russischen Hintergrund von WIP und die Verflechtung mit Laak Junior aufdeckte, wird von den russischen Schurken ermordet, gleich zweimal, wie überhaupt das Morden durch die Russen überhand nimmt, und andererseits mit der zwischenmenschlichen Annäherung des eigentlich zu alten Buckmanns an die agile Robin, bzw. umgekehrt. Auf jeden Fall will es das Geschehen, daß auf der Suche nach einem Speicherstick, auf dem der nun tote Kollege die Verbindung Laak Junior und russische Mafia festhielt, samt Foto, Robins Zuhause verwüstet wird und sie bei Buckmann zum Verdruß seines Grisou Unterschlupf findet, unter seiner Bettdecke auch.
Es ist der zweite Fall, den der Autor nach RICHTER MORDEN BESSER vorlegt. Er endet mit Möglichkeiten, die einen dritten Band vorbereiten. Nein, den ersten Fall muß man nicht extra lesen, denn er spielt auch im zweiten immer wieder eine Rolle, so daß man zumindest die Handlung kennt. Nein, auf die Krimibestenliste wird es so ein Krimi nicht schaffen, aber das ist gar nicht seine Absicht. Da gibt es weder vom Geschehen her noch von den Protagonisten differenzierte Nuancierungen und sprachlich liest sich die Handlung nur so runter, was gegen Fehler spricht, aber eben auch nicht für besondere Feinheiten. Alles in allem eine Ferienlektüre oder eine nach einem gestreßten Arbeitstag.
Foto:
Umschlagabbildung
Info:
Thorsten Schleif, Richter jagen besser, Heyne VErlag
ISBN978 3 453 42747 1