Zum Verweilen, Schmökern und Tauschen
Sabine Zoller
Bad Herrenalb (Weltexpresso) - Während die Buchmesse neue Werke präsentiert, stellt sich für viele die Frage: Wohin mit den bereits gelesenen Büchern? Ein stiller Hüter der gedruckten Worte ist der Bücherschrank im Grünen. Seit 2017 bietet er in der Kurstadt Bad Herrenalb Bücherfreunden Tag und Nacht die Möglichkeit, Bücher zu tauschen, zu entdecken und einfach Freude am Lesen zu teilen. Der Bücherschrank ist ein kleiner, aber feiner kultureller Treffpunkt, der Nachhaltigkeit und Gemeinschaftssinn fördert.
„Es ist schön zu sehen, wie die Menschen hierherkommen, ein Buch nehmen und vielleicht etwas Neues dalassen“, erzählt Manfred Theiss, der ehemalige Stadtrat, der seit Anbeginn für die Pflege des Schrankes verantwortlich ist. „Manche kommen regelmäßig, andere stöbern nur einmal, aber jedes Buch bekommt hier seinen Platz.“
Diese Form der mobilen Bücherschränke, wie sie in vielen Städten und Regionen zu finden sind, ist ein faszinierendes Konzept, das mal in alten Telefonzellen oder anderen umgebauten Objekten verwirklicht wird. Oftmals werden sie als offene, öffentliche Bücherregale genutzt, die ohne feste Öffnungszeiten und Gebühren zugänglich sind. „Das Prinzip ist einfach: Nimm ein Buch, gib ein Buch. Es ist ein schöner Kreislauf, und es bringt Menschen zusammen, die sonst vielleicht keinen Kontakt miteinander hätten“, beschreibt Theiss das Besondere an diesem Projekt, für das die IG Gartenschau verantwortlich zeichnet.
Die mobile Bücherstube in Bad Herrenalb ist jedoch nicht nur ein Ort für den Austausch von Literatur, sondern auch ein kultureller Treffpunkt. „Ich gehe fast jeden Tag vorbei“, sagt Theiss, „schaue nach, ob alles in Ordnung ist, sortiere die Bücher und nehme manchmal überzählige Exemplare mit nach Hause, um Platz zu schaffen. Und an einem anderen Tag die Regale damit aufzufüllen“ Der Schrank, der rund 120 Bücher fasst, sei sehr beliebt. „Man merkt, dass die Menschen es genießen, ein Buch mit nach Hause zu nehmen und nach dem Lesen wieder zurückzubringen. Manchmal behalten sie es auch – das ist völlig in Ordnung.“
In der siebenjährigen Geschichte des Bücherschranks gab es auch kuriose Momente. „Einmal fand ich einen Karton mit alten Schuhen im Schrank“, lacht Theiss. „Aber ansonsten läuft es gut. Man muss nur ein Auge darauf haben, besonders wenn es überfüllt ist. Dann sorge ich dafür, dass die Bücher so sortiert sind, dass auch die in der zweiten Reihe sichtbar bleiben und die Tür problemlos geschlossen werden kann, damit es nicht hineinregnet.“
Solche Projekte fördern nicht nur die Nachhaltigkeit durch den Austausch und die Wiederverwendung von Büchern, sondern auch den Gemeinschaftssinn. „Es ist ein wunderbarer Ort, um Menschen zu begegnen und Literatur auf eine ganz unkomplizierte Weise zu teilen“, sagt Theiss.
Der Bücherschrank im Fantaisiegarten hat sich in Bad Herrenalb fest etabliert und wird auch in Zukunft ein Ort des Austausches bleiben. „Es ist ein kleiner Beitrag zur Lesekultur, aber einer, der von Herzen kommt“, resümiert Theiss stolz.
Foto: Imprressionen © Sabine Zoller