Ein Lese- und Filmabend am 14. 11. um 20.10 Uhr in der KulturWerk-Halle in Schlüchtern
Hanswerner Kruse
Schlüchtern (Weltexpresso) - Ende der 60er Jahre, die Welt ist in Aufruhr. Es ist die Zeit des Vietnamkriegs, in den USA brennen Ghettos, in Griechenland putscht das Militär, in Deutschland werden die Notstandsgesetze durchgesetzt. Die Revolte dagegen reißt auch zwei Liebende, den Filmemacher Philip S. und die Ich-Autorin, mit sich.
„Es ist die Zeit, in der wir immer öfter sagen, man müsse dieses tun und jenes, und dass es jetzt reiche, dass es genug sei. Wir sagen es ständig, und als sich schließlich die Frage: Reden oder Handeln stellt, handeln wir auch“, schreibt Ulrike Edschmid in ihrem 2013 erschienen Roman „Das Verschwinden des Philip S.“
Im letzten Jahr erhielt die Autorin dafür den Grimmelshausen-Preis, der alle zwei Jahre abwechselnd in Gelnhausen oder Renchen (Schwarzwald) verliehen wird. In der Begründung der Jury hieß es: „Auf knappem Raum erzeugt sie ein dichtes Gewebe von Erinnerungen, Empfindungen, Beobachtungen und Bewertungen. Die Wortkunst dieses Berichts aus den dramatischsten Jahren der Bundesrepublik ist sorgfältig durchdacht, aber von großer emotionaler Eindringlichkeit. So paradox, so skeptisch und loyal, so zart und diskret, aber gleichzeitig so klarsichtig und ungerührt, so durch und durch künstlerisch, aber gerade darum von hohem zeitgeschichtlichen Erkenntniswert ist kaum ein anderes Buch über die politischen Wirren des 20. Jahrhunderts.“
Die in Burg Schwarzenfels aufgewachsene und seit langem in Berlin lebende Schriftstellerin hat schon häufiger in Osthessen und natürlich auch in Frankfurt gelesen. Mit dem KulturWerk vereinbarte sie im letzten Jahr, zum Thema „Der Mensch ist keine Insel“, wieder aus ihrem Buch zu lesen und den Kurzfilm ihres erschossenen Geliebten zu zeigen. Sein 16mm-Streifen „Der Wanderer“ von 1968 galt in der revolutionären Aufbruchsstimmung als politisch unkorrektes Werk eines „Formalisten und Leinwandpoeten.“ Edschmid schrieb dazu: „Er hat gezeigt, wohin er mit seinem Film gehört. Er hat Menschen dargestellt, deren Vereinzelung, Einsamkeit und Verstrickung in undurchschaubare und bedrohliche Mächte metaphysischer Art ist und durch keine Revolution aufgehoben werden kann.“
INFO:
Lese- und Filmabend mit Ulrike Edschmid am Freitag 14. 11. um 20.10 Uhr in der KulturWerk-Halle in Schlüchtern, Gartenstraße 50
Eintritt 8 Euro
Das KulturWerk
ist ein Zusammenschluss von Bildenden Künstlerinnen und Künstlern, Musikern, Theaterleuten und anderen Kreativen aus Osthessen. Alljährlich präsentieren sie im Herbst auf einem zehntägigen Festival in einer alten Fabrikhalle eigene Produktionen, spartenübergreifende Gemeinschaftsprojekte und interessante Gäste wie Ulrike Edschmid.