Erstmalig 2016 der Österreichische Buchpreis, der zwei Kategorien hat, Teil 2

Claudia Schulmerich


Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Es ist wirklich eine Wonne! Wie vielfältig ist die deutschsprachige Literatur! Angesichts der inzwischen auf veritable drei deutschsprachige länderspezifische Buchpreise, bleibt einem das Wörtchen 'deutsch' schon im Halse stecken.


Lassen wir es also bei dem Deutschen Buchpreis seit 2005, dem Schweizer Buchpreis seit 2008 und dem heurigen Österreichischen Buchpreis, die eigentlich miteinander nur noch die Sprache gemeinsam haben, denn die Ausschreibungsmodalitäten sind sehr unterschiedlich, wobei wiederum gemeinsam ist, daß die Verlage ihre Bücher einreichen, aber auch Jurymitglieder zusätzlich benennen können.

Kollegin Felicitas Schubert hatte aus Wien auch über die Besonderheiten der drei Preise berichtet und sowohl auf die Weite wie auch die Enge des Deutschen Buchpreises hingewiesen, die sich daran aufzeigt, daß – unabhängig wo die Autoren leben  oder wo die Verlage zu Hause sind– alle im Original auf Deutsch erstmalig veröffentlichten Bücher in einem bestimmten Zeitraum zum Buchpreis eingeschickt werden können – mit der großen Ausnahme allerdings, daß dies nur für Romane gilt. Darüberhinaus kann man zum Schweizer Buchpreis auch Kurzgeschichten einreichen, aber man muß entweder Schweizer sein oder in der Schweiz leben.

Wo der Verlag steht, ist unerheblich, das gilt auch für den Österreichischen Buchpreis, der noch gegenüber seinen Vorgängern der Buchpreisverleihung zwei zentrale Ausweitungen hat: es sind alle literarischen Formen beim Einreichen für den Buchpreis erlaubt, auch Poesie oder Dramen. Aber das Sachbuch wohl nicht, denn ein Essay, der erlaubt ist, ist wohl etwas anderes als ein Sachbuch. Wenn das so richtig ist, bleibt der Leipziger Buchpreis für Sachbücher der einzige deutschsprachige Preis. Da müssen wir uns noch schlauer machen.


Termine

Aber schon jetzt ist das alles hochinteressant. Zuerst aber die Information, daß es also in Deutschland am 20. September weitergeht, mit der Auswahl der letzten Sechs, von denen der Buchpreisträger dann am Vorabend der Eröffnung der Frankfurter Buchmesse im Kaisersaal des Römers erwählt wird, also am 17. Oktober. In Österreich wird am 11. Oktober bekannt gegeben, wer auf die kurze Liste von fünf Titel kommt. Der Preisträger selbst wird am Vorabend der BUCH WIEN am 8. November gekürt. In der Schweiz beginnt die öffentliche Begehung des Buchpreises mit den fünf für den Schweizer Buchpreis nominierten, die am 21. September bekannt gegeben werden. Von diesen fünf Autoren wird den Preis einer am 13. November 2016 im Theater Basel erhalten, im Zusammenhang mit der BuchBasel.


Erkenntnisse

Was das Ganze so spannend macht, sind die nach der Auswahl nötigen Erkenntnisse, daß es nämlich das Beste Buch oder den Besten Titel grundsätzlich nicht geben kann, weil wie  Marcel Proust schon sagte, jeder Leser der Leser seiner selbst ist, mit den Worten also auch sich selbst in gedruckte Worte hineinliest. Das hat aber überhaupt nichts damit zu tun, daß es nicht Qualitätsmerkmale für gute Literatur gäbe. Die Besonderheit dabei ist dann nur, daß das, was einer für gute Sprache und schlüssige Handlung hält, ein anderer just zum Gegenteil erklärt.

Doch bei diesen Gemeinplätzen wollen wir uns nicht aufhalten und so richtig spannend wird es sowieso erst am 21. September, wenn die fünf Nominierten des Schweizer Buchpreises noch hinzukommen. Wenn wir aber schon jetzt auf die Liste der 20 deutschen und 13 österreichischen Titel blicken (eigentlich müßten wir hier – zwecks sauberem Vergleich - die Nichtromane eliminieren), dann kann man ob der Vielfalt der Auswahl nur staunen, denn es ist – sage und schreibe – nur ein einziger doppelt benannt. Das ist Reinhard Kaiser-Mühlecker mit FREMDE SEELE, DUNKLER WALD aus dem Fischerverlag.

Das ist wirklich sehr erstaunlich und so positiv wie auch bedenklich, weil man eben nicht weiß, ob Heterogenität ein Auswahlprinzip ist oder ob sich dieses so ergeben hat. Wie gesagt, um so spannender dann nächste Woche mit der Auswahl in der Schweiz.

Eine kurze Einschätzung der österreichischen Listen ergibt erst einmal just das Gegenteil der deutschen Zwanzigerliste, bei denen nur sechs Frauen darunter waren, denn von den österreichischen 13 Personen sind acht Frauen und fünf Männer. Natürlich ist das keine alleinseligmachende Kategorie, das Geschlecht, aber diese Unterschiede sind interessant, denn beide Jurys suchen die besten deutschsprachigen Bücher Daß wir die Lyrik u.a. noch nicht 'abgestrichen' haben, hatten wir erwähnt.

Weiter in einer kurzen Einschätzung. Die Verlage z.B. Diesmal fiel bei der deutschen Liste die Übermacht von S. Fischer auf: fünfmal bei 20 Nennungen. Auch bei der österreichischen Liste kommt Fischer immerhin zweimal vor. Aber auch Suhrkamp, die in Deutschland im Gegensatz zu den letzten Malen 'nur' eine Autorin auf der hiesigen Liste hat , hat auf der Ö-Liste drei Nennungen, dafür aber Rowohlt, nach Fischer Spitzenreiter in Deutschland überhaupt keine Nennung. Dafür hat aber der Hanser Verlag, der immer viele Vertreter auf der deutschen Liste hatte, diesmal keine einzige Nennung, wohl aber in Österreich den beliebten (und guten!) Michael Köhlmeier mit DAS MÄDCHEN MIT DEM FINGERHUT. Und was ist mit Kiepenheuer & Witsch, die ebenfalls auf der diesjährigen deutschen Liste mit drei Nennungen hervorstechen? Doch, sie sind mit Sacha Batthyanys UND WAS HAT DAS MIT MIR ZU TUN?  mit dem Debütpreis dabei.

Richtig interessant wird es, wenn man die Verlagsherkunft sich anschaut. So ist der in Salzburg ansässige Verlag Jung & Jung, der schon zweimal eine deutsche Buchpreisträgerin hervorbrachte, auf der Zwanzigerliste wieder mit zwei Frauen, Eva Schmidt mit EIN LANGES JAHR und DIE WITWEN von Dagmar Leupold dabei, ist aber kein Prophet im eigenen Land. Dafür sind aber andere österreichischen Verlag dabei wie der Literaturverlag Droschl (Schweizer Buchpreisträger des letzten Jahres) aus Graz, der Czernin und der Deuticke Verlag, während auf der Deutschlandliste neben Jung & Jung nur Paul Zsolnay mit Hans Platzgumers AM RAND vertreten war. Aber Achtung. Da ist nicht unbedingt Österreich drinnen, wenn es draufsteht. So gehören der Zsolnayverlag wie auch Deutike zu den Hanser Literaturverlagen, während Czernin noch rein österreichisch ist, dessen Verleger Benedikt Föger Präsident des Hauptverbandes des Österreichischen Buchhandels ist. Aber wir erleben auch Zsolnay und Deutike als österreichische Verlage, das wollen wir ausdrücklich feststellen.

Nur wo die Schweizer Verlage geblieben sind, die in den letzten Jahren auch auf der Zwanzigerliste zum Deutschen Buchpreis standen, und bedeutende Autoren vertreten, das wissen wir nicht. Noch ein Hinweis darauf, wie gespannt man auf den nächsten Mittwoch sein darf, wenn in der Schweiz deren Fünferliste bekanntgegeben wird. Spätestens dann also mehr.