Erstmalig 2016 der Österreichische Buchpreis, der zwei Kategorien hat, Teil 4
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Als hätten wir es geahnt, daß unser Hoffnungsträger Reinhard Kaiser-Mühlecker: Fremde Seele, dunkler Wald (S. Fischer) nicht mehr dabei ist, bei den letzten Fünf, hatten wir ihn beim vorletzten Artikel mit seinem Roman im Bild. Hoffnungsträger aus zwei Gründen. Er war vorher der einzige, der beim Deutschen Buchpreis (Sechserliste) und dem Österreichischen Buchpreis (Zehnerliste) dabei war - und er hatte in Frankfurt einen hervorragenden Eindruck gemacht.
Dort wurde vor knapp zwei Wochen das übliche und jedes Mal von neuem spannende Prozedere abgehalten und alle sechs - fünf waren nur anwesend, der Sechste kam einige Tage später - Finalisten zum Vorsingen und Mit-dem-Moderator-Diskutieren eingeladen. Dabei kommen einem die Autoren in der Regel als Personen noch unterschiedlicher vor als ihre Bücher. Wirklich spannend. Und Reinhard Kaiser-Mühlecker war dort der sehr zurückgenommene, nicht scheue, sondern in sich versponnene und die Worte genau nehmende Dichter. Er machte Eindruck. Aber sein Roman ist nicht mehr dabei. Schade.
Auf der Fünferliste für den ersten Österreichischen Buchpreis sind folgende Werke (in alphabetischer Reihenfolge):
• Sabine Gruber: Daldossi oder Das Leben des Augenblicks (C. H. Beck)
• Peter Henisch: Suchbild mit Katze (Deuticke Verlag)
• Friederike Mayröcker: fleurs (Suhrkamp)
• Anna Mitgutsch: Die Annäherung (Luchterhand Literaturverlag)
• Peter Waterhouse/Nanne Meyer: Die Auswandernden (starfruit publications)
Das ist durchaus eine Überraschung und damit dies jeder nachvollziehen kann, noch einmal die Auswahlliste, aus der die letzten Fünf jetzt durch die Jury bestimmt wurden.
• Ann Cotten: Verbannt! (Suhrkamp)
• Daniela Emminger: Gemischter Satz (Czernin Verlag)
• Sabine Gruber: Daldossi oder Das Leben des Augenblicks (C. H. Beck)
• Peter Henisch: Suchbild mit Katze (Deuticke Verlag)
• Reinhard Kaiser-Mühlecker: Fremde Seele, dunkler Wald (S. Fischer)
• Michael Köhlmeier: Das Mädchen mit dem Fingerhut (Carl Hanser Verlag)
• Friederike Mayröcker: fleurs (Suhrkamp)
• Anna Mitgutsch: Die Annäherung (Luchterhand Literaturverlag)
• Kathrin Röggla: Nachtsendung (S. Fischer)
• Peter Waterhouse: Die Auswandernden (starfruit publications)
Doch, um einige tut es einem mehr leid, als um andere. So ist Michael Köhlmeier ein so guter Autor, der aber in Deutschland längst nicht die Popularität wie in Österreich genießt, wo man den Voralberger besonders schätzt, der auch noch keinen Deutschen Buchpreis errungen hat. Wir werden diese fünf letzten Werke - Achtung, anders als der Deutsche Buchrpreis sind nicht nur Romane in der Auswahl, sondern auch Gedichte, Dramen, Essays ...) - bis zum 8. November, wenn in Wien zur BuchWien der erste österreichische Buchpreis verliehen wird, in Weltexpresso noch vorstellen.
Hintergrund der Buchpreise
Seit der Einführung des Deutschen Buchpreises 2005, der strikt nur für Romane gilt, hat sich dieser Preis als geschicktes Instrument zur Thematisierung von Literatur in Deutschland erwiesen. Erstens werden die ausgewählten Werke im Schnitt sehr gut verkauft, zweitens finden viele Veranstaltungen mit den Autoren statt, was sich nach der Auswahl auf die letzten Sechs noch einmal auf diese verdichtet. Der Preis wird am Vorabend der Buchmesse, am 17. Oktober im Kaisesrsaal des Frankfurter Römer verliehen. Einschränkung: nur Romane und selbstverständlich ist, daß es sich um erstmalige Veröffentlichungen auf Deutsch handelt. Weitere Restriktionen gibt es nicht. Es könnte also ein Verlag aus Afrika oder Australien oder Kanada ebenfalls innerhalb des Zeitraums des letzten Jahres einen Roman einreichen.
Die Schweizer schoben im Jahr 2009 mit dem Schweizer Buchpreis nach. Für die Beteiligung an diesem Preis, der traditionell zur BuchBAsel, heuer am 13. November, verliehen wird, muß man entweder Schweizer sein - egal wo auf der weiten Welt - oder man muß in der Schweiz leben und ein Buch auf Hochdeutsch oder Dialekt im Zeitraum des letzten Jahres veröffentlicht haben, das ein Roman oder Kurzgeschichten sein können. Die Schweizer legen immer erst mit der Fünferliste los, die auch auf der Buchmesse diskutiert, bzw. vorgestellt wird. Das wird nun zum 9. Mal der Fall sein und sicher werden auch die Österreicher die Frankfurter Buchmesse für ihre Autoren udn Bücher zum Bekanntmachen nutzen.
Österreich ist also zum ersten Mal bei den Buchpreisen dabei, hat die weiteste Auswahl im Genre, beginnt im September bei einer Zehnerauswahl, die am 11. Oktober auf diese Fünf eingeschränkt wurde. Dazu gibt es aber noch eine Liste von dreien, die ihr Debüt vorlegen, worüber wir schon berichteten (Link unten).
Diese oben angezeigten fünf Titel wurden demnach von der Jury für den ersten Österreichischen Buchpreis 2016 nominiert: Eingereicht wurden ursprünglich 95 belletristische, essayistische, lyrische und dramatische Werke, die zwischen dem 1. Oktober 2015 und dem 11. Oktober 2016 erschienen sind. Die Verleihung findet am Vorabend der BUCH WIEN, am 8. November, im Kasino am Schwarzenbergplatz statt.
Jury und Ziel
Der Jury für den Österreichischen Buchpreis 2016 gehören an: Klaus Amann (Germanist), Sandra Kegel (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Kurt Reissnegger (Ö1), Rotraut Schöberl (Buchhandlung Leporello) und Brigitte Schwens-Harrant (Die Furche).
Ziel des neu geschaffenen Österreichischen Buchpreises ist es, die Qualität und Eigenständigkeit der österreichischen Literatur zu würdigen und ihr im gesamten deutschsprachigen Raum die gebührende Aufmerksamkeit zu verschaffen.
Wer mit dem Österreichischen Buchpreis bzw. dem Debütpreis geehrt wird, wird erst im Rahmen der Preisverleihung am 8. November 2016 verkündet. Die Verleihung beginnt um 19.00 Uhr im Kasino am Schwarzenbergplatz in Wien.
Die Preisträgerin bzw. der Preisträger erhält 20.000 Euro; die vier anderen FinalistInnen jeweils 2.500 Euro. Der Debütpreis ist mit 10.000 Euro dotiert, die beiden weiteren Debütpreis-FinalistInnen bekommen ebenfalls 2.500 Euro.
Stimmen zur Auswahl
Kulturminister Thomas Drozda: „Erst zehn, jetzt fünf: Nach der zehn Bücher umfassenden Longlist liegen nun die fünf Finalisten für den ersten Österreichischen Buchpreis vor. Eine Auswahl, die von poetischer Prosa über hochreflexives Erzählen bis hin zu versierten Romanciers führt. Es sind fünf sehr individuelle Stimmen, die von der Jury nominiert wurden und in dieser Zusammenstellung einen schönen Einblick in die Vielfalt der österreichischen Gegenwartsliteratur ermöglichen. Ich gratuliere allen nominierten Autorinnen und Autoren und freue mich auf die Preisverleihung am 8. November.“
Benedikt Föger, Präsident des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels: „Die Shortlist bildet die Bandbreite der zeitgenössischen österreichischen Literaturszene ab: Poetisch, politisch, gesellschaftskritisch und mutig sind die fünf Texte, die die unabhängige Jury ausgewählt hat. Damit rückt nicht nur die heimische Literatur medial weiter in den Mittelpunkt, sondern wird auch im Bewusstsein der LeserInnen gefestigt.“
AK Präsident Rudi Kaske: „Ich freue mich, dass es mit dem Österreichischen Buchpreis endlich gelungen ist, die Vielfalt und den Reichtum der österreichischen Literatur sichtbar zu machen. Daher hat die AK gerne die Finanzierung des Debütpreises übernommen.“
Detaillierteres
Der Österreichische Buchpreis wird heuer erstmals vom Bundeskanzleramt der Republik Österreich, dem Hauptverband des Österreichischen Buchhandels und der Arbeiterkammer Wien ausgerichtet.
62 Verlage haben insgesamt 95 Werke aus den Bereichen Belletristik, Lyrik, Drama und Essay eingereicht. 37 der teilnehmenden Verlage kommen aus Österreich, 21 aus Deutschland und vier aus der Schweiz. Von den eingereichten Titeln sind 52 aus dem aktuellen Frühjahrsprogramm, 31 erschienen im Herbst. 12 sind bereits seit vergangenem Herbst auf dem Markt. Für den Debütpreis haben sich 20 Verlage mit 24 Erstlingstiteln beworben.
Insgesamt wurden damit 119 Werke, die zwischen dem 1. Oktober 2015 und dem 11. Oktober 2016 erschienen sind, der Jury vorgelegt.
Broschüre
Die Broschüre mit Textproben und Hintergrundinformationen zur Longlist sowie der Debütpreis-Shortlist liegt in österreichischen Buchhandlungen auf und ist nach wie vor kostenlos erhältlich! Weltexpresso hatte darüber berichtet.
Foto.
Info:
Weitere Informationen zum Österreichischen Buchpreis 2016 finden Sie unter www.oesterreichischer-buchpreis.at.
Bisherige Artikel in Weltexpresso
https://weltexpresso.de/index.php/buecher/7979-13-titel-nominiert