Am Sonntag auf der Buchmesse über "Das Dritte Reich. Geschichte und Erinnerung im 21. Jahrhundert" bei WBG

Hubertus von Bramnitz

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Zum Völkermord und der „Endlösung“, zu Hitler und seinen Verbündeten, zu Europas Schlachtfeldern, dem NS-Staat, seinem Zerfall und Untergang gibt es unzählige Publikationen. Ist zum NS-Regime nicht schon alles gesagt? Oder hat die Wissenschaft, im Gegenteil, nicht einen ganz neuen breiteren Blickwinkel auf diese Zeit?

Der führende britische Experte Sir Richard J. Evans veröffentlicht mit „Das Dritte Reich. Geschichte und Erinnerung im 21. Jahrhundert“ die Summe seiner Forschung aus den letzten 15 Jahren. Sie geben einen weiten und detaillierten Überblick der Forschung über das Dritte Reich, eingebettet in einen globalen Kontext. Deutlich wird hier ein Umdenken im Verständnis über das nationalsozialistische Deutschland und die zunehmende Verflechtung von Geschichte und Erinnerung. Der Band erscheint am 24. Oktober in deutscher Übersetzung im Verlag Philipp von Zabern. Anläßlich der Frankfurter Buchmesse kommt Evans am Sonntag, 23. Oktober nach Deutschland.
    
    
        
»Das Dritte Reich. Geschichte und Erinnerung im 21. Jahrhundert« von Richard J. Evans
 
„Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts hat sich unser Verständnis des nationalsozialistischen Deutschlands auf vielfache Weise gewandelt. Diese Aufsatzsammlung bietet sowohl einen Überblick über diesen Wandlungsprozess als auch einen kritischen Kommentar dazu. Es hat im Laufe der letzten 15 Jahre mehrere bedeutende Perspektivwechsel gegeben, die Forschung und Literatur angeregt haben.“


 
 Über das Buch

  
28 Aufsätze von Richard J. Evans aus den letzten zwei Jahrzehnten fügen sich im vorliegenden Band zu einem Gesamtwerk zusammen. „Die Aufsätze in diesem Buch gehen der Fragen nach, wie prominente Industrieunternehmen und einzelne Geschäftsleute, die, manchmal sehr stark, in die Verbrechen des Nationalsozialismus verwickelt waren, nach dem Krieg versuchten, jede Erinnerung an ihre Beteiligung zu unterdrücken“, beschreibt Evans. Er sieht besonders in dem Zusammenwirken aus Geschichte und Erinnerung, ihrer gegenseitigen Abhängigkeit, den bemerkenswertesten Wandel in historischen Arbeiten über das nationalsozialistische Deutschland, seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert. Denn „die Umformung der Erinnerung nahm oft merkwürdige Formen an“, deutet Evans an. So ist es die Pflicht der Historiker beides in Forschung und Deutung zu berücksichtigen.

Evans beginnt sein Werk mit dem Kapitel „Entwurf für den Völkermord?“ Dabei geht er der Frage nach, inwiefern die Gewaltmechanismen der deutschen Kolonialisten in Afrika den späteren Genozid von Auschwitz vorbereitet haben. Koloniale Erfahrungen durchdrängen besonders in Hinblick auf die Rassenlehre die Ideologie des Nationalsozialismus, meint der Historiker. Im Folgenden geht er auf die Strukturen im Inneren des nationalsozialistischen Deutschlands ein und beleuchtet unter anderem die Idee der „Volksgemeinschaft“.  War diese bloß ein Propagandatrick? Und wie lange konnte das Gemeinschaftsgefühl dem Druck von außen standhalten? Zudem werden Fehleinschätzungen, wie die über eine mögliche geistige Krankheit Hitlers, aufgeklärt. „Er war nach allen vernünftigen Definitionen des Begriffs gesund und voll verantwortlich für seine Handlung“, betont Richard J. Evans. Im letzten Teil seiner Abhandlung geht der Historiker auf das „Nachspiel“ der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft ein. Mit dem Sieg der Alliierten am 2. September 1945 begann eine Zeit durchströmt von weitrechenden und internationalen Folgen, geprägt von Schuldzuweisung, Verleumdung, Restitutionsforderungen, Hoffnungen und Wünschen.
    
    
Mit souveräner Sachkenntnis differenziert und beschreibt Evans anschaulich die vielschichtigen internationalen Prozesse. Die Wechselwirkung zwischen Geschichte und Erinnerung wird bei einer historisch kritischen Betrachtung des Dritten Reiches essentiell. So eröffnet dieser Band ganz neue, erhellende Einsichten zur deutschen Zeitgeschichte. Richard J. Evans Band „Das Dritte Reich. Geschichte und Erinnerung im 21. Jahrhundert“ bereichert die moderne NS-Geschichtsforschung aus der Sicht eines der bedeutendsten Historiker der Gegenwart.


Sir Richard Evans zeigt in seinem wegweisenden Werk den Umbruch, der in den letzten beiden Jahrzehnten stattgefunden hat: Längst steht nicht mehr Deutschland allein im Fokus der Geschichtsschreibung, der deutsche Nationalsozialismus wird als Teil eines globalen Imperialismus angesehen. So eröffnet dieser Band ganz neue, erhellende Einsichten zur deutschen Zeitgeschichte.

 
Über den Autor


Sir Richard J. Evans gilt als der britische Fachmann für moderne deutsche und europäische Geschichte. Er ist nicht nur Professor an der Universität Cambridge, sondern leitet auch das renommierte Wolfson College. Er wurde mit dem Wolfson Literary Award for History ausgezeichnet.
 
          
    
        
Richard J. Evans auf der Frankfurter Buchmesse
 
Richard J. Evans kommt zur der Frankfurter Buchmesse. Am Sonntag, 23. Oktober wird er folgende Termine wahrnehmen:

Um 12 Uhr findet ein öffentliches Interview am Messestand der WBG, Halle 3.1 F 107 statt.
Hier besteht die Möglichkeit zum Gespräch.

Um 14 Uhr wird Evans beim Spiegel in  Halle 3.0 D 56 mit Nils Minkmar über sein Buch sprechen.
 

 

Info:


Richard J. Evans
Das Dritte Reich
Geschichte und Erinnerung im 21. Jahrhundert
Aus dem Engl. Von Thomas Bertram
Verlag Philipp von Zabern – WBG
2016. 448S., Bibliogr. und Reg., geb. mit SU
Preis: € 49,95 [D]
ISBN: 978-3-8053-5035-8
Erscheint am 24. Oktober 2016