Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Serie: Frankfurt liest ein Buch: Benjamin und seine Väter von Herbert Heckmann, Teil 9

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nach der Eröffnungsveranstaltung am Montag in der Deutschen Nationalbibliothek, die jedes Jahr Frankfurter Lokalgrößen auf dem Podium das ausgewählte Buch im Rundumschlag vorlesen läßt, geht es mit der Vielfalt von Themen, von Orten, von Vorlesern in ganz Frankfurt so richtig los.

Eine kleine feine Sache ist jeweils die von Wolfgang Schopf (Literaturarchiv der Goethe Universität) konzipierte Ausstellung im FENSTER ZUR STADT im Restaurant Margarete, beim HAUS DES BUCHES in der Braubachstraße, diesmal also FOKUS: HERBERT HECKMANN. Wieso in der Einladung die Mitkuratorin Christa Schwarzwälder genannt ist, entschlüsselte sich schnell. Ein Glücksgriff. Denn sie studierte an der Hochschule für Gestaltung beim dort tätigen Herbert Heckmann. Und wieso sie so viele Fotos von ihm hat, die ihn in allen möglichen Orten, mit allen möglichen Leuten und auch alleine in der Landschaft zeigen, das hat schlicht damit zu tun, daß sie diese Fotos für ihre Diplomarbeit verwandte.

Doch erst begrüßte nonchalant der immer überarbeitete und immer kraftvoll gut aufgelegte Wolfgang Schopf die durchaus illustre Runde, denn hier kommen die Freunde der Aktion gerne zum Auftakt zusammen. An der Wand konnte man schon die Fotografien erkennen, wußte aber noch nicht, warum, weshalb, wozu. Den Kontext stellte Wolfgang Schopf schnell her, aber er begründete eben auch, weshalb diesmal ‚nur‘ Fotografien eine Rolle spielten, sind doch sonst Texte oder Gegenstände aus dem Archiv dabei. Und es gab ja auch schon solche „Exzesse“ wie bei Henscheid, als die Lieblingskneipe aus dem Nordend nachgebildet wurde. Täuschend echt übrigens und mit Hilfe der ehemaligen Kneipenbesitzer und Nachkommen.

Nur Bilder also! Aber wie das Leben so spielt, hat die Fotografin Christa Schwarzwälder, sich an damals erinnernd, dann doch noch mal die alten Unterlagen durchgewühlt und am Tage vor der Ausstellungseröffnung die Texte gefunden, die sie damals zu den Fotografien schrieb und die Eingang in ihre Diplomarbeit fanden, die demnach dreigeteilt eine theoretische Arbeit über die Fotografie vorausschickte und mit den Fotografien und Texten ihre Thesen begründete. Das war 1987/88, als sie deshalb an der Seite Heckmanns diese 12 literarischen Reisen unternahm, die hier an den Wänden großformatig dokumentiert sind.

Im Ernst, die Fotos sind interessant, vor allem, wenn man die Orte und die Leute kennt, aber so richtig spannend wird es, wenn man die ausgezeichnet formulierten Begleittexte liest. Und die sollen im Ausstellungsraum ausliegen, versprach Wolfgang Schopf, der sie ja erst frisch in der Hand hielt. Und im übrigen auf den Romanstapel hinwies: KAUFEN!

Christa Schwarzwälder zeigte sich im Gespräch noch immer beeindruckt von ihrem damaligen Lehrer, der die Fähigkeit gehabt habe, Menschen zum Gespräch zusammen zu bringen. Dafür spricht natürlich auch seine lange Präsidentschaft in der Akademie für Sprache und Dichtung. Die Fahrt nach Darmstadt in die Olbrichvilla in der Alexandrastraße 23 ist also auch dabei, bei diesen 12 Reisen. Daß diese 8. Reise vom 18. Februar 1988 auch vorgelesen wird, darauf legte die Fotografin (und Schriftstellerin) Schwarzwälder wert.

Das begreift jeder, der dies geschichtsträchtige Haus auf der Mathildenhöhe kennt und auf den Bildern wiedersieht: innen und außen. Der Wiener Architekt Joseph Maria Olbrich hatte es 1901 für den Möbelfabrikanten Glückert gebaut, später diente es als Ausstellungsraum für die Künstlerkolonie. Seit 1971 ist dort die Akademie zu Hause. In diesem edlen Ambiente zu residieren, wäre schon für sich ein Grund, Präsident der Akademie sein zu wollen. Die Bilder zeigen dies. Schräg liegt das hinreißende Treppenhaus vor einem und man stellt bei diesen Bildern sowieso fest, wie jung Heckmann wirkt. Ach was, war. Man hält halt immer die letzten Bilder stärker in der Erinnerung.

Foto: © Christa Schwarzwälder

Info: Wir haben nach einem Foto nachgefragt und würden auch gerne die Textstelle zu Darmstadt mitveröffentlichen.

Herbert Heckmann, Benjamin und seine Väter, Roman
Mit einem Nachwort von Peter Härtling
440 Seiten. Gebunden. Lesebändchen.
€ 22,00 €[A] 22,70
ISBN: 978-3-89561-482-8


Herbert Heckmann, Benjamin und seine Väter,
Audio-CD
Ganzlesung von Herbert Heckmann. Eine Produktion des Hessischen Rundfunks 1996
2 mp3-CDs. Spieldauer ca. 13 Stunden
€ 20,00 (UVP) €[A] 20,00
ISBN: 978-3-89561-481-1