Der Polit-Thriller von Lutz „Bronski“ Büge passt zum Rätselraten über Donald Trumps Politik

Klaus Philipp Mertens

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Welche Kriterien zeichnen ein echtes Killervirus aus?

Erstens: Hohes Ansteckungspotenzial und leichte Übertragbarkeit. Zweitens: Hohe Sterbequote. Drittens: Mieses Image. Denn Panik bringt das gesellschaftliche Zusammenleben zum Erliegen. Viertens: Keine Gegenmittel.

So beginnt Lutz Büges Thriller „Virenkrieg“, das erste Buch eines mehrbändigen Zyklus. Es geht um Biowaffen, Geheimorganisationen in den USA und in der arabischen Welt sowie um Menschen, die folgenreiche Entscheidungen treffen müssen. Und nicht zuletzt und vor allem um die Menschheit, die am Rande ihres Auslöschens steht.

Lutz Büge ist Autor mehrerer Polit-Thriller und Abenteuerbücher („Die JFK-Akten“, „Genetics“, „Der Osirispunkt“, „Der hölzerne Pharao“) und vielen zudem bekannt als Redakteur der „Frankfurter Rundschau“. Dort verantwortet er unter dem Namen „Bronski“ das Leserforum und den FR-Blog.

Im Roman „Virenkrieg“ greift er zwei Wesen der altgriechischen Mythologie auf: Die Meeresungeheuer Charybdis und Skylla, die an einer Meerenge auf gegenüberliegenden Ufern hausen, dreimal täglich das Meerwasser aufsaugen und es danach mit Gebrüll wieder ausstoßen. Schiffe, die in den jeweiligen Sog geraten, sind verloren. Odysseus konnte zwar Charybdis ausweichen, kam jedoch Skylla zu nahe, sodass sechs seiner Gefährten von ihr getötet und gefressen wurden. Im übertragenen Sinn gelten Charybdis und Skylla als die Alternative zwischen zwei Übeln, von denen jedes ins Verderben führt. In der Erzählung sind sie die Namen von zwei Komponenten einer biologischen Waffe. Charybdis zerstört das Immunsystem des Körpers, das darum Skylla nichts mehr entgegenzusetzen vermag. Der Nachweis ist schwierig, deswegen eignen sie sich besonders für Attentate, die nicht als solche erkannt werden sollen.

Der amerikanische Genetiker und Mikrobiologe Michael Schwartz entdeckt im Sommer des Jahres 2022 dieses Giftkonstrukt, als er den plötzlichen Tod seines Vaters, eines sowohl angesehenen als auch selbstbestimmenden Mitglied des US-Senats, untersuchen lässt. Er kommt dabei einer Intrige auf die Spur, welche von einer geheimen Organisation betrieben wird, die über erheblichen Einfluss auf Regierungsstellen, Militär und Geheimdienste verfügt und eine aggressive Außenpolitik verfolgt. Insbesondere der arabische Raum soll unter amerikanischer Kontrolle bleiben. Dies auch nach dem Sieg über Al-Qaida. Schwartz verlässt heimlich sein Institut und läuft über zur „Islamischen Allianz“, einem Bund moderater Staaten, die aber dennoch nicht in das geopolitische Konzept der USA passt. Er arbeitet fortan im Hochsicherheitslabor Al-Isra der Allianz an Wirkstoffen gegen Charybdis und Skylla.

Zwei Jahre später wird sein ehemaliger Studienfreund Jan Metzner, ein in Griechenland lebender deutscher Biologe, unter merkwürdigen Umständen nach Al Isra gelockt. Das unverhoffte Wiedersehen der Wissenschaftler endet in einer Katastrophe. Der Kampf gegen Charybdis und Skylla gerät auch zur persönlichen Überlebensstrategie. Und dieses Ringen wird, von der Öffentlichkeit unbemerkt, ausgefochten in einem Hochsicherheitslabor, das in einem unterirdischen Betonbunker versteckt ist. Der unsichtbare Verursacher dieser Bedrohung ist, das wird im Verlauf der Handlung immer deutlicher, eine Geheimorganisation namens Scout, die über weltumspannende Verbindungen verfügt. Aber es gibt dort jemanden, der sein Schweigen brechen will.

Zeitgleich wird das öffentliche Interesse geweckt durch ein schlagzeilenträchtiges Ereignis. Islamisten entführen im Atlantik das Kreuzfahrtschiff „Queen Mary 2“. Unter den 3.000 Passagieren befinden sich die minderjährigen Söhne eines amerikanischen Biowaffen-Ingenieurs sowie seine Schwiegereltern. Der Schwiegervater scheint in illegale Regierungsaktionen verstrickt gewesen zu sein. Doch es sind noch weitere einstmals einflussreiche Personen aus dem militärisch-industriellen Komplex der USA an Bord. Anscheinend war das der Grund der Entführung. Denn die Islamisten eröffnen auf dem Schiff einen Schauprozess, in welchem sie den Vereinigten Staat Verbrechen gegen die Menschlichkeit nachweisen. Von der amerikanischen Marine verfolgt und beschossen, nimmt das Kreuzfahrtschiff strikt und unbeirrbar Kurs auf New York.

Lutz Büge hat ein atemberaubend spannendes Buch geschrieben. Und es fesselt nicht nur wegen der dramatischen Abfolge der Ereignisse. Obwohl die Handlung in eine nicht ferne Zukunft verlegt ist, in die Jahre 2022 und 2024, sind die aktuellen Bezüge unabweisbar. Auf nahezu jeder Seite erinnert sich der zeitgeschichtlich interessierte Leser an die Warnung des früheren US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower vor dem militärisch-industriellen Komplex. Ließe man sich diesen unkontrolliert entwickeln, würde er zur eigentlichen Handlungsinstanz der USA und der westlichen Welt werden. Lutz Büge hat die Zwangläufigkeiten, die sich aus einem einmal beschrittenen verhängnisvollen Weg ergeben, mit dem Instrumentarium des fiktiven Romans hochgerechnet. Und er hat sie sprachlich so unmittelbar in Szene gesetzt, dass man dieses umfangreiche Buch ohne größere Pausen verschlingt.

Die Fortsetzung von „Virenkrieg“ ist Anfang Mai 2017 unter dem Titel „Skylla“ erschienen.

Foto: Cover

Info:

Lutz Büge
Virenkrieg
Erstes Buch
437 Seiten. Paperback
Ybersinn-Verlag, Offenbach 2015
ISBN 978-3-9817388-0-3
Verkaufspreis 14,90 Euro

Lutz Büge
Skylla
Virenkrieg II
394 Seiten. Paperback
Ybersinn-Verlag, Offenbach 2017
ISBN 978-3-9817388-6-5
Verkaufspreis 14,90 Euro

Am 18. Mai 2017 wird der zweite Band, „Skylla“, in einer öffentlichen Autorenlesung im Bibliothekszentrum Frankfurt-Sachsenhausen (Hedderichstraße 32) vorgestellt. Veranstalter ist der Kultur- und Literaturverein PRO LESEN. Im Anschluss an die Lesung findet ein Publikumsgespräch statt. Der Ybersinn-Verlag lädt dabei alle Besucher zu einem Glas Crémant ein. Beginn 19:00 Uhr, der Eintritt ist frei.