hz lessingDas Konzept: WohnRaum. Das Lessing-Gymnasium auf Forschungsreise mit der achten Klasse, vom 8. bis 11. Juni 2017

Heinz Markert

Frankfurt m Main (Weltexpresso) – Nach einer vor kurzem erfolgten Besprechung eines Schulkooperationsprojekts von einigen Frankfurter Schulen mit der Goethe-Universität, die eine Unterrepräsentierung der Schulen in Einrichtungen der Künste vermerkte, nun die erfolgte Zusammenarbeit des Museum Angewandte Kunst (MAK) und achter Klasse des Lessing-Gymnasiums. Dieser folgte die Exhibition, deutsch: das Ausstellen dessen, was das Innere bewegte und schuf. Nun wurde es an die Öffentlichkeit gebracht.

Frei sein und losgelöst im Geist

Wenn Jugendliche Wohnen denken und planen, kommt das übergeordnete Modell der Wohnlandschaft zum Zug. Zumindest schwingt es mit, auch wenn der Raum auf dem Schuhkarton aufbaut. Das erinnert zurück an die Wohnlandschaftsära der Sechziger-Moderne, die auch mit einem anderen, neuen Konzept von Gesellschaft verknüpft war. Das Lümmeln und lässige Abhängen war damals en vogue und darüber hinaus galt es als provokativ im Hinblick auf beengende soziale Verhältnisse.

Großzügigkeit und Weiträumigkeit, soweit irgend möglich, wirkt auch in den im MAK leider nur kurz zu sehenden, sehr einnehmenden Ergebnissen von 8 aufeinander aufbauenden Unterrichtseinheiten der achten Klasse des Lessing-Gymnasiums, obgleich jene zu spürende Geräumigkeit sich noch nicht maximal zu entfalten vermag, weil der Rahmen nun mal gesteckt ist mit Pappe, Papier und Folie - auf dem Grundriss des Schuhkartons. Indes greift der Landschaftscharakter mit dem versetzten Stapeln von Räumen doch auf die große Linie über, auch auf ein Außerhalb des Innenraums. Jugendliche wollen nichts Mickriges, Enges, sondern ins Weite und Volle gehen.


Bauen und Wohnen prägt die menschliche Lage enorm

Wenn entworfen wird, kommt immer etwas wie die größere Idee zur Geltung, besonders bei Jugendlichen. Sie lassen der Phantasie freien Lauf, wollen möglichst viel neu erfinden. Dann bemerkt der Betrachter wieder einmal, dass das Bauen der Gegenwart den menschlichen Möglichkeiten nicht gerecht wird, weil die Vorgabe des Sich-Rechnens durch eine inhumane Investorenzunft zur gesellschaftlichen Fessel wurde. Wie zu begutachten an den abweisenden neuen Klotzbauten auf der dem Museum gegenüberliegenden Uferseite des Mains.

In den Goldenen Sechzigern, den Zeiten sicherer Jobs und aufsteigender Entwicklung war es auch dem mittleren bis höheren Bankangestellten gut möglich, sich einen Bungalow nicht nur auszudenken, sondern auch zuzulegen. In diesem wurde die neue großzügige Wohnlandschaft als Ausdruck des geänderten Lebensgefühls des aufstrebenden Mittelstands verwirklicht. Die Gattin blieb zu Hause, räkelte sich auf steilen Sitz- und Liegegelegenheiten für die Tage und die Nacht, auf Stücken, die gleichsam wie nach einer Idee der ‚Bedroom Ensembles‘ von Claes Oldenburg geformt waren und schaute im Fernsehen Sonny & Cher, im Rahmen der modernen Ehe, die noch immer den Mann vornehmlich im Beruf und die Frau zu Hause verortete.


Die Jugendlichen wurden professionell angeleitet

Die Klasse lernte zunächst in den ‚Stilräumen‘ der historischen Villa Metzler die vorindustrielle Wohnkultur kennen. Einen Gegenpol dazu lieferte der Museumsbau des MAK von Richard Meier und weitere Betrachtungen verschiedener Projekte der Klassischen Moderne. Nach dieser erfolgten hz lessing0Propädeutik wurde die eigene Wohnsituation in den Blick genommen, die Gestaltung kam in Gang, mit Unterstützung von zwei beratenden Gestalterinnen aus dem Vermittlungsteam der Museumsabteilung ‚Create‘. Es bildeten sich ‚fiktive Wohngemeinschaften‘ für das gemeinsame Entwickeln.

Den Schülerinnen und Schülern ging es, wie sie bekundeten, vor allem um eigene Herangehensweisen. Es entstanden auf diese Weise überraschend vielgestaltige und phantasievolle Entwürfe, die auf eine Mischung aus spontanen Regungen und bewussten Vorgehensweisen zurückgehen. Das ergab die Mischung, die eine Welt zu gestalten vermag, wenn man die Jugend nur lässt und Menschen nicht nur zu Zuschauern und Statisten macht.

Fotos:Titel  © Anja Jahn  Foto im Text: © Heinz Markert

Info:

Fiktive Wohnlandschaften. „Ein Projekt der Abteilung Create des Museum Angewandte Kunst unter der Leitung von Yvonne Pietz und Magdalena Steinhauser, in Kooperation mit der Kunstpädagogin Petra Stilper vom Lessing-Gymnasium. Das Projekt wurde ermöglichte dank der finanziellen Unterstützung des Programms für kulturelle Bildung KUNSTVOLL des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, der FAZIT-Stiftung und des Elternbeirats des Lessing-Gymnasiums“.

Zur Eröffnung sprachen Matthias Wagner K, Direktor des Museum Angewandte Kunst und Bernhard Mieles, Schulleiter des Lessing-Gymnasiums.
museumangewandtekunst, Schaumainkai 17, 60594 Frankfurt am Main Öffnungszeiten: Di, Do-So 10-18 Uhr, Mi 10-20 Uhr