E usa2Eintracht Frankfurt unterwegs in den USA

MR

Columbus (Weltexpresso) - Während in den nahe gelegenen Großstädten Baseball, Football und Basketball die Massen begeistert, ist Columbus die einzige Stadt weit und breit, die mit MLS-Fußball lockt. Die nächsten „Nachbarn“ aus Chicago, Toronto und Washington D.C. sind ohne Weiteres nur per Flugzeug zu erreichen, weshalb sich die Columbus Crew großer Beliebtheit in der Region erfreut.
Zumal das Team zu den zehn Gründungsmitgliedern der Major League Soccer gehört (und außerdem als erstes Team überhaupt eine Startlizenz in der damals neu gegründeten MLS erhielt) und seit der Premierensaison 1996 ununterbrochen in der höchsten Spielklasse Nordamerikas mitmischt. In dieser Zeit konnten sich „The Black & Gold“ einmal den MLS Cup und drei mal den MLS Supporters’ Shield sichern. Besagte Meisterschaft 2008 war gleichzeitig der erste Titel überhaupt in einer der großen Sportarten, die von einer Mannschaft aus Columbus gewonnen werden konnte.

Ende 2014 präsentierte man der Öffentlichkeit sein überarbeitetes Klublogo und erweiterte den Teamnamen außerdem um den Zusatz „SC“, wodurch man seitdem offiziell als Columbus Crew Soccer Club geführt wird. Mit Einführung des neuen Logos trennte man sich auch von den drei Bauarbeiter-Silhouetten (!), die im vorherigen Klubwappen zu sehen waren und es zu einer ziemlich einmaligen Angelegenheit machte. Da Columbus aber längst nicht mehr nur als Arbeiterstadt bekannt ist, macht diese Änderung durchaus Sinn.

Wenn unsere SGE am 17. Juli zum Spiel gegen den Klub aus der Eastern Conference aufläuft, betritt sie im Bezug auf US-Soccer historischen Boden. Denn die einst „Columbus Crew Stadium“ getaufte und 2015 nach einer gewöhnungsbedürftig klingenden spanischen Versicherungsgruppe in „MAPFRE Stadium“ umbenannte Heimstädte der Crew ist das erste Stadion in den Vereinigten Staaten, das als reines Fußballstadion gebaut und 1999 eröffnet wurde. Mit seinen rund 20.000 Plätze gehört es zwar nicht zu den größten Fußballarenen des Landes, dafür war es mit durchschnittlich knapp 17.000 Besuchern pro Heimspiel 2016 ähnlich gut ausgelastet wie in den Jahren zuvor. Seit 2008 fehlt die nördliche Hintertortribüne teilweise, da man dort eine dauerhafte Konzertbühne installiert hat, um den Wegfall des örtlichen „Germaine Amphitheater“ zu kompensieren. Seither dient das Stadion auch als Veranstaltungsort für Open Air Konzerte und Festivals, darunter das bekannte „Rock on the Range“-Festival.

Mal sehen wie viele Fans kommen werden, um das Match gegen den deutschen Pokalfinalisten zu sehen, auf Seiten der Heimmannschaft sollte man jedenfalls den einen oder anderen Spieler auf dem Zettel haben. Von denen haben zwei prominente Namensvetter, während der in Deutschland mit Abstand bekannteste Namen in Reihen des Columbus Crew SC nicht selbst auf dem Rasen, sondern an der Seitenlinie stehen wird.

Nämlich der Trainer, ein gewisser Gregg Berhalter. Der 43-jährige, der zuvor schon Übungsleiter bei Hammarby IF in Schweden war (als erster US-Amerikaner überhaupt bei einem europäischen Erstligisten) und für den Columbus die zweite Station als Trainer ist, war als Spieler unter anderem 15 Jahre in Europa aktiv, darunter vier Jahre bei Energie Cottbus und zweieinhalb bei 1860 München. In Bundesliga, 2. Bundesliga und DFB Pokal machte Berhalter für die beiden Traditionsvereine, bei denen er jeweils auch Kapitän war, ingesamt fast 200 Spiele. Anschließend wechselte er noch mal für zwei Jahre in die Heimat zu LA Galaxy, wo er auf der Zielgeraden seiner Karriere doch noch mal einen Titel gewinnen konnte, nämlich den MLS Cup 2011. Seit 2013 ist der ehemalige Verteidiger, der auch 44-mal für die A-Nationalmannschaft der USA auflief, Sportdirektor und Cheftrainer in Personalunion beim Columbus Crew SC. Aktuell befindet man sich auf Playoff-Kurs, doch eins wird dem Defensivspezialisten überhaupt nicht schmecken: Dass seine Jungs die schlechteste Abwehr der Eastern Conference stellen (32 Gegentore in 19 Spielen).

Mit Jonathan Mensah ist dem Crew SC zum Beginn der Saison ein kleiner Coup gelungen. Mit dem 26-jährigen Innenverteidiger sicherte man sich nämlich einen namhaften und zugleich erfahrenen Spieler. So kommt Mensah nicht nur bereits auf 56 A-Länderspiele für Ghana (inklusive zwei WM-Teilnahmen), sondern hat sich auch bereits in Frankreich (FC Evian), Spanien (Granada), Russland (Anzhi) und Südafrika (Free State Stars) seine Sporen verdient. Nach einem etwas holprigen Start für seinen neuen Arbeitgeber (Platzverweis im zweiten Spiel, gefolgt von einer mehrwöchigen Verletzungspause), ist die Nr. 4 im Abwehrzentrum seitdem gesetzt. In Columbus trifft Mensah übrigens auf Landsmann Mohammed Abu. Auch der Name sagt euch etwas? Vermutlich weil der Mittelfeldspieler 2012 für zwei Monate auf Leihbasis bei unserer Eintracht vorspielen durfte, bevor Manchester City ihn nach Norwegen weiter verlieh. In der MLS läuft es für den Wandervogel deutlich besser als in Deutschland, denn in seiner ersten Saison kommt er bisher auf elf Einsätze - und damit elf mehr als im Trikot der SGE.

Schon seit 2016 geht ein anderer Nationalspieler für die Crew auf Torejagd, nämlich der Norweger Ola Kamara. Der zur letzten Saison von Austria Wien verpflichtete Stürmer ist derzeit auf einem guten Weg, seine mit 16 Treffern und 2 Vorlagen bereits erfolgreiche Debütsaison noch zu übertreffen, denn der Angreifer mit Wurzeln in Sierra Leone hat bisher 9 Tore und 5 Assists auf der Habenseite.

Eine verlässliche Größe im Spiel der Schwarz-Goldenen ist Justin Meram, der bereits seit 2011 in Ohio seine Fußballschuhe schnürt. Der Linksaußen, der auch die Irakische Staatsbürgerschaft hat und für die Nationalmannschaft des arabischen Landes spielt, zählt bereits seit ein paar Jahren zu den umtriebigsten Offensivkräften im Team. Auch 2017 hat der Mann, der einst von der University of Michigan nach Columbus getraded wurde, schon wieder 8 Tore und 5 Assists auf der Habenseite. Historisch: 2015 erzielte Meram das schnellste Tor in der Geschichte der MLS Playoffs. Benötigte Zeit für seinen Treffer nach dem Anstoß gegen die New York Red Bulls: Handgestoppte neun Sekunden.

Des Weiteren lassen zwei Namen im Kader von Columbus Crew SC europäische Fußballfans aufhorchen. Der eine ist Higuaín, genauer gesagt Federico Higuaín. Das klingt nicht zu unrecht nach der großen weiten Fußballwelt, denn Namensvetter Gonzalo - der argentinische Torgarant, der Real Madrid, den SSC Neapel und aktuell Juventus Turin in der Vita stehen hat - ist der Bruder des 32-jährigen Spielmachers der Crew. Zwar reichte es bei Federico nicht zur ganz großen Karriere, aber in Columbus ist der Mann aus Buenos Aires trotzdem längst eine lebende Legende. Seit seiner Verpflichtung 2012 kommt Higuaín auf 150 Spiele, 50 Tore und 33 Vorlagen im Trikot des CCSC. Ein kreativer Spielmacher mit Zug zum Tor, auf den die Defensive der SGE ein besonderes Auge werfen sollte.

Als Fan der Eintracht fällt einem natürlich auch der Name Trapp sofort ins Auge, allerdings besteht im Fall von Wil Trapp kein Verwandtschaftsverhältnis zum einstigen Schlussmann der Adlerträger. Was die Nr. 20 der Crew nicht davon abhält, hoch in der Gunst der Fans zu stehen. Denn Wil Trapp ist ein Eigengewächs, ein „Homegrown Player“, in Columbus geboren und bereits als Jugendlicher in der Akademie des Clubs ausgebildet. 2016 wurde Trapp, mittlerweile Kapitän, zum ersten Eigengewächs der Columbus Crew, das ins All-Star Team berufen wurde. Seit der U-14 hat der Mittelfeldspieler alle Nationalmannschaften der USA durchlaufen und auch bereits 2 A-Länderspiele absolviert. Seinen Ritterschlag erhielt er aber bereits 2014 von niemand geringerem als Thierry Henry, der nach einer 3:1-Niederlage seines Teams gegen Columbus zu Protokoll gab: „Trapp hat heute allen die Show gestohlen. Eigentlich bekommt Higuaín immer die ganzen Lorbeeren, aber heute hat Wil Trapp den Unterschied gemacht. Ihr Amerikaner solltet euch freuen, er hat eine tolle Zukunft vor sich.“

Foto: Da glaubt man doch gleich, man sei bei Borussia Dortmund. Sind aber die USA. Querverweis auf die lange, deutsche Tradition in Columbus: Der harte Kern der Crew-Fans steht in der "Nordecke". © eintrachtfrankfurt
Info: Text und Foto Abdruck aus www.eintracht.de