E 19 9 16 augsEintracht Frankfurt dümpelt mit 1: 2 vor sich hin beim Heimspiel gegen den FC Augsburg, Spielbericht

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Eines kann man wenigstens dem Eintrachttrainer Niko Kovacs nicht nachsagen, daß er nämlich nicht schonungslos die Fehler benennen würde, die zu solchen spielerischen Katastrophen wie dem zweiten Heimspiel der neuen Saison führen.

Für ihn lagen sie im mentalen Bereich. Aber für genau diesen ist ein Trainer zuständig. Was war los mit den Burschen, daß sie erst Mitte/Ende der zweiten Halbzeit aufwachten und den Fußball spielten, den alle sehen wollen und der der einzige Garant für gewonnene Spiele sein kann: Einsatz, Leidenschaft, der Wille zum Tor, aufeinander Eingehen und den Mitspieler im Auge haben. Eigentlich bleibt das Ausbleiben dieser Einstellung über zwei Drittel des Spiels unerklärlich. Denn genau mit dieser Haltung hatten die Frankfurter eine Woche zuvor die Mönchengladbacher Mannschaft demoralisiert. Und mit dieser Haltung kauften im Heimspiel nun die Augsburger der Eintracht den Schneid ab.

Gut, es kommt noch ein unglaubliches Versagen oder eine böse Fee des Schicksals hinzu: Man kann nämlich nicht sagen, die Spieler hätten keinen Drang, keinen Willen zum Tor gehabt. Mit 23 Torschüssen gaben die Eintrachtler so viele ab wie selten und vergleicht man das mit den gerade mal 11 Torschüssen der Augsburger, wird man ganz fassungslos, was da los ist. Denn der FC brauchte nur fünfeinhalb Versuche pro Tor, die Eintracht ganze 23 Versuche. Das ist ein Verhältnis von 1:4, soll heißen, die Eintracht mußte sich für ein Tor viermal so heftig anstrengen, es viermal öfter versuchen als die Augsburger.

Sicher kam dann hinzu, als die ersten Schüsse nicht ins Tor, sondern hoch in die Menge oder weit daneben fielen, daß die Spieler nervös wurden. Denn bei den allermeisten Torschüssen der Eintracht kann man nicht mal sagen, knapp vorbei, Pech etc. Nein, das war kein Pech, das waren ungenaue, hilflose, konzeptlose Torschüsse. Dabei hatte die Heimmannschaft lange ein sie anfeuerndes Publikum. Eigentlich erstaunlich, wie liebevoll die Fankurve auch dann noch agierte, als sie nur kopfschüttelnd zusahen, was vor ihren Augen auf dem Rasen passierte.

Und diesmal lag diese Fankurve mit den herrlichen Fahnen und dem treuen Begleiten besonders richtig: Als nämlich Simon Falette dem inzwischen Augsburger Marcel Heller zu nahe kam, entschied der Schiedsrichter unter unglaublichem Protestgeschrei für einen Freistoß, ziemlich nahe der rechten Ecke. Die Fankurve hatte die Gefahr mit dem lautstarken Protest vorweggenommen. Denn Philipp Max zwirbelte in der 20. Minute den Ball so genau ins lange Eck des Eintrachttores, daß sich alle Spieler nur verwundert umschauten, wie schnell so was geht, das 0:1.

Im Nachhinein kann man gut räsonieren, ob das Spiel anders ausgegangen wäre, hätte es dieses Tor nicht gegeben oder wäre mit der nächsten Aktion ein Ausgleich wieder hergestellt gewesen. Denn Boateng hatte die Minuten darauf einen Kopfball vor das Augsburger Tor gegeben, der, da Haller ihn nicht mehr erreichte, ins Aus ging. So dümpelte das Spiel vor sich hin und das eine Tor blieb lange bis in die 2. Halbzeit das einzige.

Das Spiel war ja auch deshalb wichtig, weil sich dadurch klären sollte, wie die beiden bisher mit Punkten ähnlich versehenen Mannschaften sich in der Bundesliga plazieren werden. Beide hatten nach den drei Spieltagen je vier Punkte. Und gemeinhin gelten Heimspiele als bessere Gewinnmöglichkeit für Mannschaften. Dann gab es aus Frankfurter Sicht noch einen gewissen Alfred Finnbogason, diesen gefährlichen Isländer, der allein am letzten Wochenende gegen Köln einen Dreier verbuchen konnte. Das immerhin gelang der Eintracht, diesen blitzgefährlichen Spieler in Schach zu halten, der dann in der 89. Minute ausgewechselt wurde.

Man hatte fast den Eindruck, daß das 0:2 in der 76. Minute durch Caiuby, der ebenfalls eingewechselt worden war und der von Max bedient worden war, das nun den Sieg der Augsburger festigten, daß dieses 2. Tor die Frankfurter Mannschaft aufweckte. Der Witz: Das Tor selbst wurde als Sonntagstor bezeichnet. Von ganz weit weg und vom Schicksal perfekt direkt hinter Hradecky ins Tor gesenkt. So einen Schuß kann man nicht planen. Auf jeden Fall begannen die Eintrachtler erst jetzt, richtig loszulegen. Jetzt kamen fast im Minutentakt Torschüsse und als der in der 67. Minute eingewechselte Luca Jovic nach einer Ecke tatsächlich in der 79. Minute zum 1:2 aufschloß, war richtig Dampf im Kessel, denn der Ausgleich lag nahe. Wenigstens ein Unentschieden. Für die Tabelle und für die Fans.

Aber es blieb trotz langer Nachspielzeit beim 1: 2.


Foto: © eintracht.de

Info:

Bilanz gegen die Augsburger aus Sicht der Eintracht: 10 Aufeinandertreffen, davon 2 Siege / 5 Remis / 3 Niederlagen, irgendwie also vielleicht ein Angstgegner?

Spieleraufstellung:

EINTRACHT FRANKFURT: Startelf: Hradecky - Abraham, Falette, Salcedo - de Guzman, Gacinovic – Chandler, Willems – Hasebe- K.-P. Boateng, Haller

Auf der Bank sitzen: Zimmermann (Tor), Rebic, Russ, Tawatha, M. Wolf, Hrgota, Jovic
Es fehlen: Bätge, da Costa, Regäsel, Besuschkow, Meier, D. Blum, Fabian, Mascarell


FC Augsburg: Mit dieser Aufstellung könnte das Team von Manuel Baum starten:
Hitz - Gouweleeuw, Khedira, Hinteregger - Opare, Max - D. Baier - Heller, Gregoritsch, Caiuby – Finnbogason

Auf der Bank sitzen: Giefer (Tor), Luthe (Tor), Callsen-Bracker, Danso, Framberger, Janker, Stafylidis, Ji, Kacar, Koo, Leitner, Moravek, Schmid, Teigl, Er. Thommy, Cordova
Es fehlen: S. Parker, Friedrich