E chandlerAufgedreht: Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund erkämpfen ein 2:2, Spielbericht

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Dieses bis zur letzten Sekunde spannende Spiel hätte auch 4:4 oder 7:7 ausgehen können, mit solchem Tordrang wurde von Anfang bis Schluß gespielt, wobei man lieber Fußballkampf als Fußballspiel sagen möchte, denn hier ging es für jeden Spieler ums Ganze – 93 Minuten lang.

Besser hätte man einen Fußballkampf nicht inszenieren können, wie er sich auf dem Rasen wie von selbst ergab. Unaufhörlich spielte sich alles vor den jeweiligen Toren ab. Sonst ist vor allem die Eintracht dafür berühmt-berüchtigt, daß sie sich im Mittelfeld aufhält, auch gerne die Bälle gekonnt hin und her wandern läßt und das Toreschießen links liegen läßt. Aber heute. Nach kurzem Schock, wie siegessicher die Borussen auftraten, die schon aus psychologischen Gründen nach den Pleiten der letzten Zeit unbedingt sich als Fußballmeister zeigen mußten, rappelten sich die Eintrachtmannen auf und gaben nicht nur Paroli, sondern hätten auch den ersten Torerfolg gehabt, wenn nicht auf Abseits entschieden worden wäre.

Das war in der 12. Minute und folgerichtig von Ante Rebic geschossen. Eigentlich möchte man diese Videobeweise gerne direkt und auf einer großen Stadionleinwand sehen, denn vom Presseplatz aus und auch von der Fankurve her ließ sich das nicht überblicken und Schiedsrichterpfiffe hört man schon gar nicht, wenn das ausverkaufte Stadion mit 51 500 Zuschauern überwiegend die Eintracht anfeuert. Doch kein Unmut kam bei dieser Abseitsentscheidung auf, weil es zudem rasant weiterging. Und genau in der Phase, als man endlich das gültige Eintrachttor erwartete, kam das 0:1 für Dortmund. Ein absolut schönes Tor, elegant hineingepfeffert von Sahin, der blitzschnell die Vorlage von Marc Barta in der Luft verwandelte und Lukas Hrádecky keine Chance ließ, der an diesem Tag eine Höchstform hatte wie auch sein Gegenüber Roman Bürki. Aber war da nicht auch ein kleines Abseits gewesen?

Nachher nahm man in der Statistik erstaunt zur Kenntnis, daß die Türschüsse dennoch ungleich verteilt waren. Zwanzig kamen auf die Dortmunder (besonders tüchtig, aber erfolglos Aubameyang), 14 auf die Eintracht, also ein Drittel weniger, was aber dann beim Endstand von 2:2 den Schluß zuläßt, daß dieses Mal die Eintrachtspieler besser trafen als ihre Gegner. Und dennoch, bei diesem Spiel bleiben die vergeblichen Torschüsse in Erinnerung, so als ob jede Minute einer erfolgt sei, weil die Dynamik des Spiels mitreißend war und tatsächlich in jeder Minute etwas hätte passieren können.

Nach dem 0:1 (Halbzeitstand) machte sich keine negative Stimmung im Stadionrund breit, aber doch die Ansage: „typisch“. Typisch für eine Eintracht, die doch selbst was versucht – übrigens manche Eintrachtspielzüge waren erste Klasse, intelligent, schnell und absolut ballsicher - und sich dennoch die Butter vom Brot nehmen läßt. Und als dann in der 57. Minute Maximilian  Philipp nach Vorlage von Mario Götze auf 0:2 erhöhte, stöhnte die Fankurve auch nur vor sich hin. Irgendwie war erwartet worden, daß nach den drei letzten Heimspielen gegen die Borussen, die alle von der Eintracht gewonnen worden waren, die waidwunden Dortmunder heute siegen mußten, um ihren Spitzenplatz halten zu können. Denn daß sie auf dem Papier besser, vor allem bei den Kosten der Spieler so rund fünfmal teurer sind, das müßte sich ja auch auf dem Platz zeigen.

Tat es aber nicht. Und die Qualität dieses intensiven Spiels für die Eintracht liegt im Kern darin, daß sie sich nicht aufgab. Wer bei 0:2 so weiterspielt, weiterkämpft, als ob es noch 0:0 stünde, hat schon ein wenig gewonnen, weil er sich die Chance läßt, zumindest das Anschlußtor zu erzielen. Das kam dann aber in der 63. Minute ganz anders. Meine Güte, da hatte Bürkli aber wirklich hingelangt und direkt vor dem Tor Ante Rebic grob zu Fall gebracht. Den Elfer schoß Sebastién Haller eiskalt ins Netz. Zu seiner psychologischen Kriegsführung gehörte auch, daß er erst zögerte, nachdenklich schien, was im Rund ankam, als ob er verunsichert sei. Das Gegenteil war der Fall. Der Ball war gekonnt platziert.

Und dann kam die Stunde der Eintracht. Eine Aufholjagd begann, die hüben und drüben zu Toren hätte führen müssen, wären nicht die Abwehrleute, der Tormann und auch das fehlende Glück dagegen gewesen. Aber zum Anschauen war das dramatisch genug, denn mehr als die fallenden oder nicht fallenden Tore waren es hier die Wucht des Siegenwollens, das die Zuschauer begeisterte, regelrecht fesselte. Und als vier Minuten nach dem Ausgleichstreffer von Marius Wolf, den  Mijat Gacinovic bedient hatte, das 2:2 fiel, sah es erst mal nach einem weiteren Eintrachttor aus. Das von Marius Wolf war insofern ein Glücktreffer gewesen, als der Ball an den linken Pfosten prallte, aber so, daß der Ball ins Netz sprang und nicht wie meistens ins Feld zurück. Ein Glückstor, das auf beiden Seiten viele folgenden Torschüsse fehlten. Das ging bis in die Nachspielzeit und da war man dann fast froh, daß kein Tor mehr fiel, denn selten kann man ein so ausgeglichenes Spiel sehen, wie diesmal am Samstagnachmittag in Frankfurt, wo sich zwei ebenbürdige Mannschaften begegneten, die beide gewinnen wollten.

Respekt für dieses mitreißende Fußballspiel, ein regelrechtes Spektakel, auf das auch römische Kaiser stolz gewesen wären, hätten sie damals schon Fußball gespielt, ein Spiel, das man sicher nicht vergessen wird und das zwei Gewinner hatte: Dortmund und Frankfurt.

Der Frankfurter Trainer kann dennoch etwas zufriedener sein, denn aus 0:2 einen Ausgleich herzustellen, ist was anderes, als mit 2:0 zu führen und dann mit 2:2 vom Platz zu gehen, was dem Dortmunder Trainer hörbar Probleme bereitet.

Probleme haben Timothy Chandler und die Eintracht, weil der Spieler in der 36. Minute verletzt vom Platz mußte und das alles nicht gut aussieht. Wir berichten, sobald wir etwas hören.

Foto: © eintracht.de

Info:

Das nächste Heimspiel am Freitagabend 3. November. Nächste Woche spielt Eintracht Frankfurt ein kleines Derby in Mainz.