E kocacEintracht Frankfurt beschert letztplazierten Kölnern ein 4.2, Spielbericht

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Heute kann man es wirklich kurzmachen. Die Eintracht lernt aus ihren Fehlern. Nicht alles auf einmal, aber jedesmal mehr. Insofern war das nachmittägliche Samstagspiel ein echtes Lehrspiel.

Wieviel das alles mit Augsburg, der heftigen Niederlage vom letzten Mal: dem Mittwoch in der englischen Woche, zu tun hat, werden wir sicher im Blick behalten. Trainer Niko Kovac auf jeden Fall vergißt dieses 3:0 gegen Frankfurt nicht und wird alles tun, damit seine Mannschaft die notwendige Kraft und Entschlossenheit aufbringt, das Heft des Handelns auf dem Platz in der Hand zu halten – besser: auf dem Fuß. Schon in den ersten Minuten entfalteten die Frankfurter ein Feuerwerk, das dicht vor dem Kölner Tor endete oder an ihm vorbei oder darüberging. Nimmt man es ernst, spielte sich die gesamte erste Halbzeit in der Hälfte der Kölner ab.

In der anschließenden Pressekonferenz konnte man hören, daß es stimmt, daß sich Mannschaften, die gegen Frankfurt spielen, am Spiel der Augsburger orientieren, was Kovac weiß und was ihn zwingt, vom Ergebnis mal ganz abgesehen, eine veränderte Strategie und Taktik zu nutzen. Das Ergebnis dieser ersten Halbzeit spricht für sich, in der in 15. Minute Ante Rebic den Ball ins Kölner Tor hineinschob, weil die Mitspieler ihm hintereinander diese Chance serviert hatten, als letzter Luka Jovic. Das war so ein Tor, das Zuschauer einfach lieben, weil es spannend anzusehen ist, was da intelligent geplant und erfolgreich ausgeführt wurde.

Nur – es fehlte der zweite Schritt. In den Minuten danach hätte das 2:0 folgen müssen. Zwar waren die Eintrachtler weiterhin besser, chancenreicher auch – aber die letzte Konsequenz fehlte. Es wird für die nächsten Spiele entscheidend sein, daß die Mannschaft das endlich durchzieht, was der Trainer natürlich auch im Visier hat: den Deckel zuzumachen. Zwar bleibt Fußball auch nach einer 2:0 Führung unwägbar und wie man mehrfach weiß, hilft auch ein 4:0 nicht, dann noch 4:5 zu verlieren. Aber das 2:0 ist einfach sinnvoller, als sich die ganze erste Halbzeit abzurackern und dann – wie passiert – in der 57. Minute durch einen Elfer mit einem Unentschieden 1:1 zu begnügen.

Das war ein Elfer von der unnötigen Art. Auch nicht richtig schlimm und schon gar nicht die Verhinderung eines möglichen Tores. Aber es gab den Elfer und man konnte erleben, daß auch der Elfmeterkiller Hradecky in die falsche Ecke springen kann und Simon Terrode ganz schön kaltschnäuzig den Ball in die richtige Ecke schoß.

Aber – und alles spricht für Augsburg – das war der Aufwacher und Wecker für die Eintracht. Denn in zehn Minuten wechselte das 1:1 in ein 4:1. Das sind so Minuten, wo jeder, der Zuschauer, der oft frustriert nach Hause fährt, weiß, warum er sich das immer wieder antut, im Stadion anzutanzen und für die seinen zu brüllen. In 7 Minuten und ein paar Gequetschte drei Tore zu erzielen, das macht einfach Spaß, der Mannschaft und den an die 48 000Zuschauern, von denen man allerdings sofort die rund 3 000 Kölner abziehen muß, die sich später dann aber noch mal freuen durften.

Also: Es war ein Freistoß von Marius Wolf – der sowieso eindringlich präsent auf dem Platz war -, den dieser vors Kölner Tor gab und der direkt auf dem Kopf des nach oben gesprungenen Marco Russ landete, der nichts weiter machte, als den Ball herunterzunicken, direkt ins Tor. Unhaltbar. Und wieder eine Aktion, die man sich gerne im Video wiederholt anschauen möchte. Was Marco Russ vielleicht nicht mal tun wird, obwohl wir ihm dieses Tor besonders gönnen. Denn es ist das erste, das dem 32jährigen und Kapitän der Mannschaft nach seiner Krebserkrankung gelang. Es war nämlich schwierig für ihn geworden, der nach seiner Rückkehr von dieser schlimmen Krankheit nicht so richtig einschlug und nach und nach immer weniger eingesetzt war. Das wird sich ändern, vermuten wir mal. Russ war zudem der Spieler auf dem Platz mit den meisten Ballaktionen und der, dessen Zweikampfquote mit 88 Prozent am höchsten lag.

Der nächste Torschütze war Simon Falette in der 65. Minute und dann kam endlich auch der so rührige Marius Wolf (Vorlage Danny da Costa) zum Schuß und dem 4:1.

Was sich aber ändern muß, ist der Schlendrian, der nach dem 4:1 einsetzte. Zugegeben, es waren alle: Spieler und Zuschauer wie besoffen von dem, was zwischen der 59. und 67. Minute passiert war. Aber das Tor für Köln, das abermals von Simon Terrode in der 74. Minute kam, das war ein ganz seltsames. Erst ein Versagen der Abwehr, dann konnte Lukas Hradecky den Ball zwar abwehren, aber nicht halten, er sprang zurück und schon stand es 4:2. Endstand. Da fehlte bei den Frankfurtern eindeutig die Konzentration, die sie aber nach diesem Tor wiedererlangten und den verdienten Sieg über die Runden retteten.

Letzten Endes hätten es aber mehr Tore sein können, denn auch die Statistik spricht absolut für die Frankfurter. Auf der anderen Seite hat es das selten gegeben, daß bei 13 Torschüssen tatsächlich vier erfolgreich waren. Für die Kölner war es bei 9 Torschüssen zwei echte Tore. Und noch was, was selten passiert, aber wichtig ist: die Eintracht bekam kein einziges Abseits.

Am Samstagabend bedeutete das der vierte Platz in der Bundesliga. Aber laut soll da besser nicht darüber gesprochen werden, damit die nächsten Gegner sich doch eher auf eine Mannschaft im Mittelfeld einrichten. So auf jeden Fall agiert der ganz schön listige Eintrachttrainer, der alles tut, damit den Spielern das nicht zu Kopf steigt – und den Fans auch nicht. Nach kurzem Sonntagstraining bekommt die Mannschaft bis Mittwoch frei.

Foto:
Das war einfach fällig, daß Trainer Niko Kovac die Richtung für die Eintracht zeigt © eintracht.de

Info:
Nächstes Spiel der Eintracht in Leipzig am Montag, 19.2., um 20.30 Uhr. Die Kölner empfangen zu Hause am Samstag, 17.2., Hannover 96.