N.N.
Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Herr Dietrich, vor 20 Jahren wurde der 1. FFC Frankfurt gegründet. Was fällt Ihnen zuerst ein, wenn Sie an zwei FFC-Jahrzehnte denken?
Es gibt nicht das eine Ereignis, das mir spontan einfällt – dafür ist die Fülle an Bildern, Emotionen und Visionen einfach zu groß. In den letzten 20 Jahren haben wir großartige Erfolge feiern können, aber auch bittere Niederlagen hinnehmen müssen. Auf allen diesen Wegen standen uns treue und verlässliche Partner zur Seite und ganz besonders wichtig sind mir auch die persönlichen Freundschaften, die daraus entstanden sind.
Rechnet man Ihre Zeit bei der SG Praunheim hinzu, sind Sie schon über 25 Jahre im Frauenfußball tätig. Hätten Sie das damals für möglich gehalten?
Meine eigene Biographie ist das beste Beispiel dafür, dass das Leben voller Zufälle steckt. Als in der Schule nach meinem Berufswunsch gefragt wurde, habe ich nicht mit „Frauenfußball-Manager“ geantwortet. Und wenn ich nicht zufällig mit Monika Staab im gleichen Club Tennis gespielt hätte, wäre mein persönlicher Weg wohl auch in anderen Bahnen verlaufen.
Können Sie das näher erläutern?
Nun ja, ich habe Moni bei der TSG Nordwest durch die damalige Abteilungsleiterin der SG Praunheim Gabriele Löhr kennengelernt – als ehrgeizige Kämpferin, die keinen Ball verloren gibt. Damals war ich als Promoter von Eiskunstlauf-Galas mit Katarina Witt tätig und es war mir eine Freude, Moni und ihre Mannschaft von der SG Praunheim zu einer solchen Gala einzuladen. Dann kam es auch zum Gegenbesuch auf dem Nidda-Sportplatz an der Praunheimer Hohl. Ich war total begeistert, es war ein interessantes Spiel vor 2500 Zuschauern gegen den FC Bayern München. Und ich erinnere mich an das Verkehrschaos. Schon da stieß der Verein an Grenzen.
Und dann wurden Sie Manager bei der SG Praunheim?
So schnell noch nicht. Eigentlich wollte ich nur einen Werbepartner und anschließend das Weite suchen. Das mit dem Werbepartner ist mir gelungen, das andere bekanntlich nicht. Wir haben uns auf eine Form der Zusammenarbeit verständigt, bei der ich für die Bereiche Presse und Marketing sowie für die strukturelle unternehmerische Weiterentwicklung zuständig war. Im sportlichen Bereich hatte Moni ja alles fest und erfolgreich im Griff. Schnell merkte ich aber, dass eine Professionalisierung nur mit neuem Namen und neuer Spielstätte möglich war. Und so besprachen wir eine klare Vision, die letztlich auf breite Zustimmung stieß und in der Gründung des 1. FFC Frankfurt e. V. am 27. August 1998 mündete.
Hätten Sie gedacht, dass sich der Erfolg so schnell einstellen würde?
Im Sport gibt es bekanntlich keine Garantien, aber wir wussten durchaus um unsere Stärke. Umso schöner, dass wir uns mit dem Double 1999 gleich die ersten beiden Titel auf den Briefkopf schreiben konnten. Die Erfolge in den Anfangsjahren machten Hunger auf Mehr, und dann wurde ja 2002 der UEFA Women’s Cup eingeführt...
...mit dem Premierensieger 1. FFC Frankfurt.
Ja, und mit dem letzten Spiel überhaupt im altehrwürdigen Waldstadion. Schon damals sind wir neue Wege gegangen, haben mit der Austragung in einem großen „Männerstadion“ Neuland betreten. Mit dem ersten Triple-Gewinn in jenem Jahr wurde die Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschlands plötzlich ganz anders wahrgenommen – und das immer in Verbindung mit dem besonderen Geschäftsmodell 1. FFC Frankfurt. Damals reifte auch die Erkenntnis, dass der Wert des sportlichen Erfolgs auch immer daran bemessen wird, wie er wahrgenommen wird. Also war es immer auch mein Ziel, Visionen zu entwickeln, um die Plattformen der Wahrnehmungen zu erweitern. Diesen Weg haben wir bis heute unbeirrt verfolgt, auch gegen manche Widerstände.
Mit welchen Widerständen genau hatten Sie denn zu kämpfen?
Ein gutes Beispiel ist das UEFA-Cup-Finale 2008. Als ich erstmals die Überlegung geäußert hatte, mit der Austragung des Rückspiels in die Commerzbank Arena zu gehen, wurde ich von einigen Seiten belächelt. Da meinte so mancher Experte, ich sei größenwahnsinnig geworden. Der Rest ist bekannt – das europäische Highlight wurde sportlich und als Event ein voller Erfolg. Auch meine schon früh geäußerte Forderung in meiner Rolle als Liga-Sprecher, dass sich Lizenzvereine im Frauenfußball engagieren sollten, stieß hier und da auf Unverständnis.
Mittlerweile wurde der 1. FFC Frankfurt aber genau von diesen Lizenzvereine in die zweite Reihe gedrängt...
Wir sollten nicht nur den eigenen Verein, sondern darüber hinaus das Gesamtprodukt Frauenfußball im Blick haben – das ist ja gerade der Kern meiner Philosophie! Nur ein attraktives Gesamtprodukt gewährleistet, dass der Frauenfußball wahrgenommen wird und sich Unternehmen im Frauenfußball engagieren! Und Frauen-Ableger bekannter „Marken“ – man denke neben Lyon und Paris auch an die jüngsten Entwicklungen bei Manchester City, dem FC Barcelona oder Juventus Turin – stehen für den nächsten Entwicklungsschritt sowie die weitere gesellschaftliche Integration des Frauenfußballs. Wir sollten diese Entwicklung als Chance begreifen und Strategien erarbeiten, wie wir davon profitieren können.
Wie könnten solche Strategien konkret aussehen?
Es geht darum, Ideen zu entwickeln, mit denen wir einen neuen Horizont aufzeigen können. Mit unserem bisherigen Wirken haben wir viele Steine ins Rollen gebracht, aber nun stehen wir vor der Aufgabe, den Verein und den Frauenfußballstandort Frankfurt in eine richtungsweisende Zukunft zu führen! Mit Blick auf die fortschreitenden Entwicklungen in Deutschland und Europa gilt es, sich optimal aufzustellen und neue Wege zu gehen – so wie wir es vor 20 Jahren schon einmal getan haben!
Blicken wir abschließend auf die kurzfristige Zukunft, schließlich beginnt in wenigen Wochen die neue Saison in der Allianz Frauen-Bundesliga. Wie hat sich der 1. FFC Frankfurt für die neue Spielzeit aufgestellt?
Unser zentraler Baustein ist auch in der Saison 2018/19 das mit viel Eigendynamik und Zuversicht entwickelte Konzept, mit einer guten Mischung aus Erfahrung und Nachwuchsarbeit auf gutem Niveau die Basis für zukünftige sportliche Erfolge zu legen. Diese von Trainer Niko Arnautis und mir entwickelte Perspektiv-Orientierung ist der rote Faden in der vor uns liegenden Spielzeit und darüber hinaus in unserer Zukunftsphilosophie, in der natürlich auch die Jugendarbeit bis in die U15 eine wichtige Rolle spielt.
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Info:
https://ffc-frankfurt.de/home.html
Dieses Interview stellte der 1. FFC der Presse zur Verfügung
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