Bildschirmfoto 2018 12 03 um 10.20.48In einem harten Kampfspiel unterliegt Eintracht Frankfurt dem VfL Wolfsburg mit 1:2, Spielbericht

Claudia Schulmerich

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Schön ist anders. Wohl elf Gelbe Karten sagen aus, was heute auf dem Platz los war. Ein Verhinderungsfußball. Denn die Wolfsburger Gäste zeigten sich recht als Wölfe, so wie das Vorurteil diese tollen Tiere kennzeichnet: sie bissen zu, sie bissen sich fest, und das auch noch verbissen.

Bildschirmfoto 2018 12 03 um 10.22.01Doch diese Einschätzung kam erst mit der Hälfte der ersten Halbzeit auf, denn den Beginn markierte Eintracht Frankfurt in der Art und Weise, wie sie in den letzten Monaten auftreten: spielerisch, gut drauf, Tordrang und exzellentes Zusammenspiel. Sie waren auf das schnelle Tor aus, das merkte man und das hatte ihnen in den letzten Spielen in Verbund mit den anfeuernden Fans die Kraft und Entschlossenheit gegeben, das Toreschießen durchzuziehen. Als das nicht gleich gelang, befürchtete man ein Nachlassen. Aber gut 20 Minuten spielte die Eintracht ihr Spiel überlegen, übrigens mit vielen Torchancen: Luka Jovic, Bildschirmfoto 2018 12 03 um 10.21.19Ante Rebic, Jonathan de Guzman an den Pfosten. Und dann der Elfer, der keiner wurde. Die Nummer 2 der Wolfsburger, William, hatte in der 9. Minute am Strafraum Ante Rebic zu Fall gebracht. Der Schiedsrichter gab Elfmeter, doch dann schaltete sich der Video-Assistent ein, Sascha Stegemann ruderte zurück, kein Straßstoß. Im Nachhinein kann man sicher sein, daß der Spielverlauf bei einem Tor ein anderer gewesen wäre, einer für Eintracht Frankfurt.

Und so kam es, daß diese Aktion die Gegenwehr der Wolfsburger aktivierte. Sie verteidigten bis aufs Blut. Bildschirmfoto 2018 12 03 um 10.22.20Sie erstickten die Spielabläufe beim Entstehen. Man konnte förmlich sehen, wie nach und nach Eintrachtspieler mit dem Verhinderungsfußball nicht mehr zurechtkamen. Es kamen Fehlpässe, aber genauso gab es Räume, wo überhaupt kein Spieler war, aber hätte sein müssen. Und so stellte sich nach und nach ein Bild her, daß auf der einen Seite unglaublich viele Ballverluste den Drang der Frankfurter Spieler zum gegnerischen Tor aushebelten, gleichzeitig Bälle, die geschickt wurden, von keinem Eintrachtler angenommen, sondern stets von Wolfsburgern kassiert wurden. Da bei den Zweikämpfen zudem große Härte herrschte, kamen einem die Frankfurter Spieler entmutigt zu. Sie versuchten es ja, kamen aber nicht durch.

Stattdessen nutzten die Wolfsburger das Kassieren des Balls immer wieder zu schnellen Kontern. Das zeigte in der 31. Minute durch Admir Mehmedi Erfolg: 0:1! Und das für dieses Spiel Typische ist, daß es Bildschirmfoto 2018 12 03 um 10.21.34beim 0:2 in der zweiten Halbzeit in der 68. Minute just die selbe Situation war. Man sah die Eintracht stürmen, ohne Unterlaß nach vorne marschieren, das Geschehen spielte sich vorwiegend in der Wolfsburger Hälfte ab, und statt endlich das erwartete Tor für die Eintracht auch zu schießen, kam ein Wolfsburger daher, nahm ab, gab weiter, hinten war dem Gegner Tür und Tor geöffnet, ja man muß sich wundern, daß nicht mehr Tore fielen, derart war die Eintracht nach vorne orientiert, was ja genau den Charme dieser Mannschaft ausmacht.

Bildschirmfoto 2018 12 03 um 10.22.54Dazwischen lag nach der Pause eine erneut spielerisch auftrumpfende Eintracht. Es ist sehr schwer, zu analysieren, woran es wirklich gelegen hat, daß insbesondere der Dreier Rebic, Jovic und Haller nicht das beherrschende Dreieck wurde, wie sonst. Wenn in der Pressekonferenz Wolfsburgs Trainer Bruno Labbadia, der übrigens so mächtig stolz auf seine Abwehrjungens war, als wäre er selbst auf dem Platz gestanden, dann sprach: „Wir haben brutal verteidigt“, hat er das rechte Wort gewählt, das man als Berichterstatter gerne meidet. Es lag etwas Brutales in der Luft. Beide Trainer entschuldigten dann Fragen nach der Härte und Nickligkeiten im Spiel mit Floskeln wie: Leidenschaft wolle man doch im Sport. Das, was auf dem Platz abging, ging aber eindeutig über Leidenschaft hinaus. Da war Unsportliches und Angstmachen in einem auf dem Platz.

Bildschirmfoto 2018 12 03 um 10.23.15Man konnte den Eindruck gewinnen, daß die Frankfurter regelrecht eingeschüchtert wurden, will sagen, sich auch einschüchtern ließen, bis auf einmal – denn sie gaben nie auf, bis zum Schluß stürmte Eintracht Frankfurt und Wolfsburg verteidigte – endlich zumindest Luca Jovic durchkam und zum 1:2 in der 87. Minute einschoß. Sebastien Haller hatte ihn entsprechend bedient. Da war nicht nur der Jubel groß, sondern es ging noch mal los, denn die alte Stimmung des Gewinnenwollens lag in der Luft. Man sah den Ausgleich quasi schon vor sich. Und auch ein Sieg wäre bei 5 Minuten Nachspielzeit noch drinnen gewesen.

Doch nach kurzem Aufbäumen und echten Chancen, legten die Wolfsburger erneut einen Konter vor, der in der allerletzten Minute noch eher ein Tor für sie als den Ausgleich gebracht hätte.

Schwieriges, irgendwie unbefriedigendes Spiel, das auch schwer zu analysieren und zu beschreiben ist.

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