Eintracht Frankfurt gegen BVB Dortmund: Ein hinreißendes Fußballspiel endet mit 1.1, Spielbericht
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Es gibt so Spiele, die man für lange, vielleicht für immer im Gedächtnis behält und über die man eigentlich nicht viel schreiben muß, weil ihr Hauptmerkmal pure Spannung ist, herausragende Mannschaftsleistungen, individuelle Klasse und eine Situation auf dem Feld, die man mit ‚Augenhöhe‘ beschreibt, was ein dummer Ausdruck, wenn es um Fußballerbeine geht, aber halt trotzdem stimmt. Ja, wir sprechen vom Samstagnachmittagsspiel in Frankfurt, wo sich Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund ein echtes Duell lieferten.
Man kann dies Spiel auch so beschreiben: die erste Halbzeit geht an Dortmund, die zweite an Frankfurt. Oder so: Die erste Viertelstunde, ach was, die ersten zwanzig Minuten war die Eintracht am Drücker, dann bestimmten die Borussen die Szene, machten das erste Tor (22. Minute, natürlich Marco Reus) und es sah ganz danach aus, daß das zweite sogleich folgt. Doch völlig überraschend kamen die Frankfurter mit Luka Jovic in der 36. Minute zum Ausgleich 1: 1, Pausenstand und Endstand.
Man kann es aber auch so sagen, nach der Pause kam die Eintracht frischer aus den Umkleidekabinen als die Borussen. Auf jeden Fall ging ein Feuerwerk los, das insgesamt zu 15 Torschüssen der Eintracht führte und zu 13 der Dortmunder. Wie das? So viele Torschüsse und nur je ein erzieltes Tor. Darum kann man dieses Spiel auch so beschreiben. Die beinharte Abwehr der Eintracht – die Neuverpflichtung von drei Spielern, Martin Hinteregger hatte gerade mal einen gemeinsamen Trainingslauf und spielte aus dem Stand, als ob er immer dabei gewesen sei, der ‚alt-neue‘ Sebastian Rode sowieso - verhinderte, daß aus Torschüssen, insbesondere die von Marco Reus, auch Tore wurden; umgekehrt machten die Stürmer der Eintracht zu viele Fehler beim Abschießen, so daß aus den guten Torchancen keine Tore wurden. Oder war es umgekehrt, daß das Schußversagen bei den Dortmundern, und wieder voran: Marco Reus lag. Nein, wir meinen, daß die Abwehr den Dortmundern den Zahn gezogen hat und daß die Frankfurter gezielt das Toreschießen üben müssen.
Wir sagen auch: wäre das Spiel fünf Minuten länger gelaufen, wäre das zweite Tor für Eintracht Frankfurt gefallen. Es lag in der Luft. Die Dortmunder können mit dem Unentschieden zufrieden sein und sind es auch, erst recht nach dem Patzer der Bayern in Leverkusen. Und das war das Interessante an diesem mitreißenden Spiel, wie es kommt, daß mal die einen, dann die anderen am Drücker sind. Denn nach der Pause spielten die Frankfurter so auf, als ob sie die Tabellenspitze zu verteidigen hätten. Einerseits souverän, wie es ein erster Platz mit sich bringt, dann aber auch leidenschaftlich, diesen Platz zu verteidigen. Das ist so wichtig zu betonen, weil die erste Halbzeit wirklich die der Borussen gewesen war, mit vielen Torschüssen, insbesondere durch Marco Reus.
Das schrieben wir ja schon. Aber genauer geschaut war es so, daß Reus nach einer exakten Vorlage von Guerreiro traumwandlerisch nur den Fuß hinstreckte und der Ball war zum 0:1 drinnen. Ein fließendes Tor, direkt aus der Luft, unhaltbar ins leere Tor. Und es ist wirklich Künstlerpech, daß zwei Minuten später erneut Reus, nach einer Einladung durch Axel Witsel, den Ball so hart an die Latte schoß, daß er weit in die Zuschauermenge flog. Auch den folgenden Freistoß bekam er nur über, nicht in das Tor. Aber für alles anderen verhinderten Tore war die Frankfurter Verteidigung zuständig.
Im Gegenzug war die Trefferqualität des gefürchteten Trios Sebastien Haller, Luka Jovic und Ante Rebic auch nicht vorhanden. Aber sie spielten eben so, als ob das nächste Tor gleich fiele. Das ist vielleicht das erste Spiel, bei dem ich konstatiere, daß nicht die Tore das Entscheidende waren, sondern die Qualitäten des Kampfes. Ein Druck, eine Leidenschaft, keine Verspanntheit, sondern Lust am Fußballspielen und auch das Vermögen, dies in Spitzenqualität zu können. Das wurde dann zunehmend in der zweiten Halbzeit wie ein Rausch und man konnte zusehen, wie Ebenbürtige miteinander um das Siegestor ringen. Später wird Marco Reus sagen, daß dies das beste Spiel der ganzen Saison war und daß er vor Eintracht Frankfurt einen Heidenrespekt hat. Und auch, wenn das große Wort sind, wollen wir nicht verhehlen, daß wir das genauso auf Eintrachtseite sehen, das beste Spiel der Saison. Es war ein großes Fußballspiel, das beiden Mannschaften zur Ehre gereicht.
Deshalb fiel heute der Bericht vom Spiel auch etwas anders aus als sonst. Aber nicht vergessen soll sein, daß erneut das Stadion mit 51 500 Zuschauern total ausverkauft war.
Und jetzt die Bedenken. Die Eintracht hätte den Sieg gebraucht. Denn ihr Punktestand von 32 auf dem 5. Rang ist nicht beruhigend. Vor ihr steht fünf Punkte voraus, also mit 37 Punkten, der RB Leipzig. Fünf Punkte weniger, also 27 Punkte, zeigt auf den 11.,Platz – das gilt vor dem Sonntagspiel - noch Mainz auf Rang 11. Fünf Punkte sind aber im Fußball sehr schnell von anderen überholt. Es bleibt Eintracht Frankfurt nichts anderes übrig, als am nächsten Samstag in Leipzig gegen den Bundesligavierten, den RB zu gewinnen, wollen sie oben mitmischen. Schau‘n wir mal.
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