Eintracht gewinnt mit müden Beinen gegen den stark abstiegsbedrohten 1.FC Nürnberg mit einem knappen 1:0, Spielbericht
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nein, klagen darf man nicht über dieses Spiel, das verdient gewonnen wurde, ja sogar ‘überverdient‘, wenn es das gäbe, denn mit Volldampf wurde auf beiden Seiten Fußball gespielt, die Nürnberger mit der Kraft der Verzweiflung, also auch etwas holzhackermäßig, die Eintracht mit schönen Spielzügen, überlegt, kompakt, immer noch schnell von hinten nach vorne, nur: die Tore fehlten, trotz so vieler toll herausgearbeiteten Torchancen.
Das sagt schon die Statistik, die mit 24 Torschüssen für die Eintracht so viele verzeichnet wie selten. Aber nur ein Schuß ging ins Tor. Das ist einfach bedenklich, denn es passiert nicht das erste Mal. Auch im Achtelfinale Europa League in Mailand war das eine Tor der Eintracht zwar spielentscheidend, aber die vielen anderen Möglichkeiten blieben ungenutzt. So lange die Mannschaft siegt, ist das nur halb so schlimm, aber man denkt ja daran, was ist los, wenn es Gegentore gibt. Die Relation: 24 Versuche und ein Erfolg ist deshalb so irre, weil ja dahinter Mut und Kraft, Können und Wollen der Eintrachtler steht. Was tun?
Erst einmal durchatmen, sagt Trainer Adi Hütter, der seinen Mannen Ende der Woche in der Länderspielpause drei Tage frei gibt. Denn allein die körperliche Leistung, jede Woche gleich zwei Höchstleistungsspiele durchzustehen (und zu gewinnen) ist zu bewundern. Derzeit kann man konstatieren, daß das Vermögen und die Lust, weiterzuspielen, eben auch aus dem Erfolg kommt. Solche Ergebnisse zu erzielen, Tausende von Menschen – am Sonntag waren es 51 000 – glücklich zu machen, das gibt Energien, die der ausgelaugte Körper gar nicht mehr zu haben schien. Das Adrenalin richtet es.
Doch, zum Spiel kommt auch etwas. Das war eine richtige Arbeit. Das sah man. Und man sah – leider – auch harten Fußball. Da wurde seitens der Nürnberger Spieler am Mann gearbeitet, was Folgen hatte: 13 Fouls. Das sind zu viele, die die Eintracht mit 4 Fouls erwiderte. Manche passieren einfach im Drang des Spiels, aber hier unterbrachen sie den Spielverlauf auffällig oft. Und wie die Eintracht platzbeherrschend spielt, ersieht man aus einer weiteren Statistik, die die Bewegungen und Schüsse der Spieler zuordnet und qualifiziert: 27 Flanken kamen bei der Eintracht aus dem Spiel, nur 4 bei den Nürnbergern. Das gibt dem Eintrachtspiel diese Leichtigkeit, auch die Platzbeherrschung, denn man sah einfach viel mehr Eintracht- als Nürnbergerspieler. Eine optische Täuschung, sie bewegten sich einfach mehr kreuz und quer über den Platz, waren überall zur Stelle und in diesen Kontext paßt auch gut, daß nach der ersten verpaßten Chance für ein Tor am Anfang dann endlich Martin Hinteregger in der 31. Minute das 1:0 erzielte.
Martin Hinteregger? Der ist doch Verteidiger, aus Augsburg ausgeliehen und die Verteidigungsbombe, die der Eintracht gerade noch fehlte. Seit er da ist, hat es noch kein Gegentor gegeben! Und dieser Verteidiger schießt ein Tor, das Tor – trotz der Büffelherde Ante Rebic, Luka Jovic, Sebastién Haller, die alle – allerdings teils – hintereinander auf dem Platz war und doch die Torschützenkönige sind. Gerade an diesem Tor sieht man die Mannschaftsleistung aller und vielleicht ist das die Erklärung für die gegenwärtige mitreißende Leistung dieser Mannschaft. Es ist eine Mannschaft, keine einzelnen Begabungen, sondern ein Miteinander für den Sieg. Hinteregger wird später sagen, daß sein Tor zu 90 Prozent seinen Zuspielern gilt, er habe es nur noch reingeschoben. Das stimmt. Erst war es Luka Jovic, der einen Paß auf Filip Kostic gab, der wiederum elegant den nach vorne gelaufenen Hinteregger bediente. Filip Kostic – hoffentlich ist seine Verletzung am Schluß, deretwegen er hinausmußte, nicht gravierend – ist überhaupt längst einer der Pfeiler des Eintrachtspiels. Er allein schickte 13 Flanken aus dem Spiel, auf Nürnberger Seite kam Robert Bauer auf 2. Das nur, um die Verhältnisse, die auf dem Platz herrschten, von den Zahlen her zu dokumentieren.
Es gab noch viele Chancen und auch eine erfolgversprechende Nürnberger Aktion, die von Kevin Trapp – die sind irgendwie alle in der Form ihres Lebens – überragende gehalten wurde. Es fehlte das 2. Tor am Ende der ersten Halbzeit, das zumindest den Zuschauern die Sicherheit des Sieges hätte geben können. Die Spieler hatten diese Sicherheit wohl stärker, zumal die ganze Angelegenheit immer einseitiger wurde, das Spiel fand in der Hälfte der Nürnberger statt. Deren Tor wurde belagert. Und dann fiel es das Tor. Natürlich Ante Rebic, der wuchtig für Jovic in der 76. Minute hineingekommen war. Wieder eines seiner direkten, selbstverständlichen Tore. Doch der Torjubel endete jäh, denn es war – leider, leider – ein Abseitstor. „Wir hätten das zweite Tor machen müssen“, befand auch Kapitän Gelson Fernandes. So blieb es beim 1:0. Da gleichzeitig die Mitkonkurrenten um die vorderen Plätze verloren, bzw. unentschieden spielten, blieb die formale Position in der Tabelle zwar gleich, aber dieser fünfte Platz ist nur noch einen Punkt vom vierten entfernt.
Zeit, etwas anderes mitzuteilen. Noch beraten die Organe der Europäischen Fußballunion über die Konsequenzen der Untaten dieser Unverbesserlichen vom Eintracht-Ultra-Lager im Mailänder Stadion. Die Pyrotechnik, die diese Raudis auf Menschen losließen, sind kein Scherz, sondern ein menschengefährdendes Verbrechen. Abgefeuerte Leuchtspuren unterliegen keiner Kontrolle mehr. Darum sind sie ja auch verboten. Wer sich Fan nennt und dann das macht, was der eigenen Mannschaft und all den anderen Anhängern am allermeisten schadet, ein so sadistisches und masochistisches Verhalten gleichzeitig, muß geahndet und wird geahndet werden. Wieder werden die am meisten bestraft, die nichts getan haben, aber voraussichtlich von den nächsten Europaspielen ausgeschlossen werden, dabei sind die anfeuernden Rufe der Fans das, was die Eintrachtspieler vorwärtspeitscht. Das sagen sie immer wieder. Das erlebt man auch so.
Nun haben sich beim Nürnbergerspiel die Ultras auf Plakaten entschuldigt.... „Das war scheiße und ist durch nichts – gar nichts – zu entschuldigen. Wir übernehmen die Verantwortung dafür und ziehen daraus interne Konsequenzen.“ Wenn es nur wahr wäre und richtige Folgen hätte.
Foto:
Das 1:0. Man sieht, wie Verteidiger Martein Hinteregger den Ball nur noch reingeschoben hatte. Aber wie!
© eintrachtfrankfurt
Info:
Nächstes Spiel der Eintracht, wieder ein Heimspiel, am Sonntag, 31. März, 18 Uhr gegen den VfB Stuttgart
Nächstes Spiel der Nürnberger, die derzeit mit 13 Punkten Schlußlicht der Bundesliga sind, am Samstag, 30. März um 15.30 Uhr in Nürnberg gegen den FC Augsburg