F benrebicEintracht Frankfurt schießt sich durch ein 2:0 gegen Benfica Lissabon ins Europapokal-Halbfinale, Spielbericht

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Zuerst das Ergebnis, nach dem 4:2 für Lissabon im Auswärtsspiel, führt das 2:0 im Heimspiel beim Torverhältnis 4:4 dennoch zum direkten Weiterkommen der Frankfurter, weil die Auswärtstore mehr zählen. Es war also das Entscheidende, neben den Toren, daß der eigene Kasten sauber blieb, so daß nach 39 Jahren die Eintracht erstmals wieder in einem europäischen Wettbewerb zu den besten vier Mannschaften zählt.

Bildschirmfoto 2019 04 19 um 13.44.29Das mal vorneweg. Aber das, wovon lange lange die Rede sein wird, war die Atmosphäre im Stadion, das die Eintrachtsfans mit einer schwarz-weißen Choreographie phantastisch vorbereitet hatten und mit Gewedel und Anfeuern tatsächlich das ganze Spiel hindurch durchhielten, was nur Bildschirmfoto 2019 04 19 um 13.46.16ging, weil die Eintrachtelf auf dem Rasen aber auch keine Minute ausließ, wild und entschlossen, mutig und verwegen, kämpfer- und spielerisch, kraftvoll und torgefährlich das Fußballspiel ihres Lebens zu liefern: einen mitreißenden Fußballkampf um den Sieg und das Weiterkommen, einen Fußballrausch wie man ihn nie mehr vergessen wird, wenn man dabei war. Übrigens wird dies auch mit tiefer Dankbarkeit geschrieben, denn Dabeisein ist natürlich nicht alles, aber angesichts eines Bildschirmfoto 2019 04 19 um 13.46.59solchen Erlebnisses fühlt man Dank, dies miterlebt haben zu dürfen.

Denn auch, wenn der Sieg und das Weiterkommen das Entscheidende sind, ist auch das nicht alles, sondern die Art und Weise, wie eine entfesselte E benfirebicEintracht den hochrangigen Gegner in die Knie zwang. Im Ernst, in der ersten Halbzeit konnte Benfica keinen einzigen Torschuß auf das durch Kevin Trapp endlich wieder entschlossen verteidigte Tor landen, die E benficarebicMannschaft, die die portugiesische Liga anführt. Noch in der Pressekonferenz mit dem portugiesischen Trainer konnte man diesem die Verblüffung ob eines solchen Spiels anmerken, das die Besonderheit hatte, daß die Lissabonner einfach nicht zum Spielen kamen. Denn, auch das ist klar, jede Sekunde war die Gefährlichkeit der Benficaspieler zu gegenwärtigen, sie kamen nur nicht dazu, ihre rein spielerische Überlegenheit auch im Waldstadion zu zeigen, sozusagen gebremster Schaum. Die Bremse war die nicht wankende Entschlossenheit der Frankfurter, in heimischer Atmosphäre in Europa weiterzukommen. Sicher haben auch Ungerechtigkeiten im Lissabonner Spiel diese Energie entfesselt.

E benalleSo paßt es, daß diesmal beim 1:0 in der 36. Minute - den Abpraller hatte Filip Kostic reingeschlenzt, nachdem Mijat Gacinovic zuvor ein Pfostenschuss gelang - eigentlich ein Abseits vorlag, das der italienische Schiedsrichter nicht gesehen hatte. Wiedergutmachung, dachten wir, denn der fehlende Videobeweis hätte auch im Vorspiel ein anderes Ergebnis gebracht; beim Endspiel in Baku wird es ihn dann geben, diesen Beweis.

Daß die ganze Mannschaft für diesen Sieg steht, erkennt man auch daran, daß wichtige Spieler fehlten und sich zwei ganz besonders hervortaten. Martin Hinteregger trug noch E benficaBlessuren, weshalb Simon Fallete zum ersten Mal seit Januar mitspielte und so spielte, als ob er nicht ausgesetzt hätte, jeden Gedanken mitdachte, jeden Ball antizipierte, fortsetzte oder in Gang setzte. Phantastisch. Ihn wird Trainer Hütter, der tiefbewegt diesen Abend auch als den Höhepunkt seiner persönlichen Trainerlebens bezeichnete, was sicher nicht des Sieges wegen, sondern des leidenschaftlichen Spiels im begeisterten und begeisternden Fußballrund so ist, also Fallete wird Hütter zusammen mit Ante Rebic als die Allerbesten unter den elf Besten erklären. Stimmt. Wobei das Entscheidende eben auch war, daß der portugiesische Gegner in Ante Rebic den Hauptgegner sah, der von so vielen Benficaspielern bewacht wurde, daß andere Eintrachtler freies Spiel haben konnten. Deshalb zeigen wir hier vor allem Bilder, auf denen Ante Rebic glänzt, aber oben und links ist auch Sebastian Rode dabei, der wirklich überall war und ...

Sebastian Rode, der wirklich zu den Allerbesten gehörte und  wieder einmal umsichtig und leidenschaftliche  eine feste Größe auf dem Platz war, für den man sich mitfreute, als ihm in der zweiten Halbzeit der entscheidende Treffer zum 2:0, erstaunlicherweise Endstand, gelang.


E alleVerblüfft fragte man sich selbst, wo eigentlich Joao Félix geblieben war, das junge Supertalent, das in Lissabon für Schrecken und Tore gesorgt hatte. Der zuverlässige und auch robuste Makoto Hasebe hatte ihn – den an diesem Abend Unglücklichen (infelix) - fest im Griff und so kommen insgesamt auf 15 Torversuche der Eintracht gerade mal 7 von Lissabon. Nur in einem wird uns die Statistik überraschen. Der Ballbesitz war zu 52 Prozent auf portugiesischer Seite, nur 48 Prozent fallen auf die Eintracht. Man hatte aber – psychologisch hochinteressant – 80:20 gesehen oder so ähnlich.

Es soll nicht verschwiegen werden, daß in der Schlußphase die Lissaboner ein Feuerwerk Bildschirmfoto 2019 04 19 um 13.48.37entfachten – das die Ränge mit unglaublichem Gekreische für Frankfurt begleiteten - und beispielsweise einmal nur der Pfosten das Tor für Benfica verhinderte. Aber das ist ja das Entscheidende an diesem Spiel, es hätte auch anders laufen können, denn der Gegner war eine international erfahrene, kampf- und spielsichere Mannschaft. Es ist wirklich das unbedingte Siegenwollen, was hier die Tore erzielte. Glückwunsch. Vor allem dem letzten deutschen Verein im diesjährigen europäischen Fußballwettbewerb.

Es geht nun also gegen Chelsea FC, im Hin- und Rückspiel und im Bundesligaalltag am Feiertag Ostermontag zum VFL Wolfsburg, wo dieses Spiel Rückenwind bedeuten sollte, genauso wie die vorherige Niederlage in Lissabon gegen Augsburg fortgesetzt wurde.

Vorbei. Neues Spiel. Neues Glück. Von dieser Mannschaft ist noch viel zu erwarten.

Gleichzeitig hält der Traditionsverein als letzter international verbliebener Bundesligist die deutschen Hoffnungen aufrecht. Daß das Eintrachtmitglied Nico Kovac nicht dabei war, bedauerte so mancher, aber daß er auf dem Bildschirm zugesehen hat und sich gewundert hat, zu welchen Höhenflügen seine alte Mannschaft inzwischen fähig ist, glaubt jeder, der weiß, wie Kovac tatsächlich an den Frankfurtern hängt.

Fotos:
alle Spielerbilder © eintracht-frankfurt.de
alle Stadionbilder © Redaktion 

Info:

Halbfinale
in Frankfurt am 2. Mai 
in London am  9. Mai 

Eintracht Frankfurt schaltete zuvor aus: Olympique Marseille, Apollon Limassol, Lazio Rom, Schachtar Donezk, Inter Mailand und Benfica Lissabon.
Chelsea blieb erfolgreich gegen PAOK Saloniki, BATE Baryssau, Vidi FC Szekesfehervar, Malmö FF, Dynamo Kiew, Slavia Prag.

.