
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Vom ‚Brennen im Stadion, das einst Peter Fischer, den Präsidenten der Frankfurter Eintracht, öffentlich in die Bredouille brachte, und natürlich nur die emotionale Beteiligung von Spielern und Publikum gemeint hatte, blieben am Sonntagabend nur noch die Rauchwolken in Rot und Grau der törichten Unverbesserlichen übrig. Obwohl das stimmt nicht! Die Masse der Fans brannten weiterhin und unterstützten verbal ununterbrochen ihr Mannschaft. Nur die Spieler, die waren ausgebrannt.


Deshalb helfen hier keine Wenns weiter, es müssen sich alle mit der ungewohnt düsteren Situation für Eintracht Frankfurt auf den Bundesligaplätzen beschäftigen, die in STIMMEN ZUM SPIEL aufgelistet wurde. Selten hat es das gegeben, daß erst das letzte Spiel in der Ersten Liga entscheidet: über die Meisterschaft genauso wie über den Restplatz in der Champions- und die Plätze in der Europa League. Auf jeden Fall sind der FC Bayern, Borussia Dortmund und RB Leipzig in der Spitzenliga dabei und Borussia Mönchengladbach und Bayer o4 Leverkusen in der Europa League. Das Hauen und Stechen findet zwischen Eintracht Frankfurt, Wolfsburg und Hoffenheim statt, wobei bei gleicher Punktzahl Hoffenheim den Vorrang hätte, die das bessere Torverhältnis haben, jetzt 20 Torüberhang gegen 16 der Eintracht, die einst so viele Tore gesammelt hatten. Perdu.

Was zudem auffällig war, war die Häufigkeit, mit der den Frankfurter der Ball abgenommen wurde, bzw. wie oft ein errungener Ball gleich wieder verloren ging. Da war keine Kontinuität, ja eigentlich überhaupt kein Spielaufbau, es war ein Geholze, wie man das nennt, wenn die Bälle errungen und weithin abgeschlagen werden, aber nicht sinnvoll auf einen Eintrachtfuß, sondern regelmäßig auf den eines Mainzer Spielers. Das war schon irre, das mitzuerleben. Und dann die Hilflosigkeit, wenn denn doch ein Spieler den Ball bekommen hatte, zurück Richtung Tormann oder Verteidigung war die bevorzugte Handlungsweise, doch so halbherzig und hasenfüßig erzielt man einfach keine Tore.
Als dann in der Zweiten Halbzeit in der 53. Minute das erste Tor von Anthony Ujah – Vorlage von Jena-Philippe Mateta - fiel und gleich darauf in der 57. Minute – Vorlage von Jean-Philippe Gbamin - das zweite zum Endstand 0:2, kam einem das überhaupt nicht zwingend vor. Die Verteidigung der Heimmannschaft hat ganz schön geschlafen und sich – leider, leider – so ins Geschehen gefügt, als sei es unvermeidlich. Dabei war es vermeidbar.
Aber es läßt sich an der Schreibmaschine, also über der Tastatur, natürlich sehr großsprecherisch über das Geschehen auf dem Rasen berichten. Was wirklich los war, warum die Eintracht zunehmend in eine derartige Starre verfiel, die sich mit sinnlosen Aktivitäten wie weiten Bällen, abwechselte, kann nur konstatiert werden und nicht analysiert, wobei Letzteres alle tun, wenn sie vom Einfluß der wirklich unglücklichen Niederlage in London am letzten Donnerstagabend auf den Sonntagabend sprechen. Daß daran etwas dran war, sah man, aber man kann eben nicht analysieren, was und welche Strategien geholfen hätten, der Mannschaft neuen Rückhalt zu geben. Die Zuschauer versuchten es durch Zuruf und Appelle, und – so vermuten wir – der Trainer in der Pause auch. Aber beides war keine wirkungsvolle Hilfe.
Weshalb fast alle Spieler nach dem Spiel so entschieden über ihre Chance in München, nämlich zur siegreichen Bewältigung der Münchener sprachen, ist schon erstaunlich. Denn auch für den erfolgsverwöhnten FC geht es fast um alles. Einmal nicht Deutscher Meister zu werden, zumindest in der Ersten Liga und am besten im Pokal auch noch, ist für die Bayern sehr, sehr ungewohnt.
Was bleibt? Die Frage, warum eigentlich Sebastien Haller nicht früher eingewechselt wurde und der sich an diesem Tage selbst im Wege stehende Luka Jovic früher herauskam. Man mag bei einem Mann, der so viele so wunderbare Fußballmomente beschwor, einfach nicht hadern, wenn er völlig neben sich steht. So daneben hatten wir weder Jovic noch andere je gesehen. Und gleichzeitig gaben die Frankfurter nicht auf. In den letzten Minuten donnerten einige Torbälle dem Mainzer Schlußmann Florian Müller entgegen, doch gingen sie weit über ihn hinweg oder rechts und links am Tor vorbei. Damit soll nur dokumentiert werden, daß es die Frankfurter weiterhin versuchten. Damit wird auch die Statistik erklärt, die für die Eintracht immerhin 13 Torschüsse verzeichnet, für Mainz 15, davon zwei gelungene. Aber, und da staunt man dann, 54 Prozent der Ballaktionen gingen auf das Eintrachtkonto und nur 46 auf die Mainzer. Man hatte jedoch dauernd die Mainzer am Ball gesehen, bzw. wie die Eintracht den Ball verlor. Darum ist die Zweikampfquote aussagekräftiger und die zeigt das Gesehene: 52 Prozent für Mainz, 48 für Frankfurt. Daß die Ecken 9:6 für Frankfurt standen, ist angesichts der Niederlage auch erstaunlich. Meist gibt das Eckenverhältnis auch die Kräfteverteilung auf dem Platz an. Alles in allem bestärkt das einem in der Ansicht, nein, diese Niederlage war nicht nötig. Genauso wie bei den zuvor verlorenen Spielen gibt es bei der Eintracht einen Mechanismus, der sie ins Nichts laufen läßt. Das muß geknackt werden. Das allein mit der Niederlage von London, dem Ausgebranntsein, der fehlenden Erholung zu erklären, ist uns zu wenig, auch wenn die Überschrift so lautet. Da gibt es noch etwas. Daran arbeiten wir noch.
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