E paciEintracht Frankfurt besiegt den FC Flora Tallinn erneut mit 2:1 und spielt nächste Woche in der dritten Runde gegen Vaduz, SPIELBERICHT

Claudia Schubert

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Sagen wir es gleich: Toll waren nur die Zuschauer. Glaubte man nach den wirklich wichtigen und wuchtigen Euro-League-Spielen der letzten Saison noch stärker enthusiasmierte FFF, sprich: Frankfurter Fußball Fans, wären gar nicht möglich, so zeigte das ausverkaufte Rund im Stadion: es geht immer noch mehr, es geht immer noch solidarischer.

E.tallinn fansDenn in der Rundumarmung der Fans, die überwiegend weiß gekleidet waren, kam auch der besiegte Gegner nicht zu kurz. Die Mannschaft von Flora Tallinn wurde ebenfalls abgefeiert, aber das Ganze hatte nichts Einstudiertes oder Wiederholtes, sondern kam vom Herzen, was alle berührte, vom Trainer angefangen, vor allem aber den auf der Tribüne neben Chef Bobic sitzenden Martin Hinteregger zu Tränen rührte. Denn publikumsgerecht hatte die Eintracht am selben Tage seine Festverpflichtung – und damit die Transfersumme nach Augsburg überwiesen – bekanntgegeben und der Österreicher sprach ins Stadion hinein vom Nachhausekommen nach Frankfurt, nachdem er ja erst vor einem halben Jahr ausgeliehen worden war, aber so einschlug, daß er für die Fans längst einer der Ihren ist – und umgekehrt. Martin Hinteregger wird in der nächsten Woche wohl dabei sein, wenn er nachgemeldet werden kann.

E tallinnpunOb es dann besser wird? Denn wir wollen nicht lange herumreden, daß das Ziel, das Weiterkommen, zwar erreicht wurde, aber die Mittel dürftig waren. Schaut man allerdings auf die letzte Woche, das Hinspiel in Tallinn, dann kann man Hoffnung schöpfen, denn im Rückspiel war die Eintracht schon viel besser als dort. Was immer spannend anzuschauen ist, das ist, wie sich Spieler weiterentwickeln, wenn andere fehlen. Denn natürlich bleibt die Frage, wer nach dem Verlust von Jovic und Haller die Tore schießen soll. Daß der neue Dejan Jovelic nicht so zum Zuge kam, zeigt einerseits, daß er eben noch Anfänger in dieser Güteklasse ist, zeigt aber andererseits auch, daß er empfindsam reagiert. Denn sein Tor in der 11. Minute wurde wegen eines angeblichen Abseits annulliert, das aber gar kein Abseits gewesen war. Und auch sein Versuch in der 19. Minute und der starke Kopfball in der 25. Minuten gingen daneben. Wir wetten, daß er, hätte sein doch reguläres Tor gegolten, der Spielverlauf und eben sein persönlicher anders gewesen wäre.

E meinvereinSo wurde das Spiel eines von Goncalo Paciencia, dessen Doppelpack in der 37. und in der 54. Minute den Sieg der Eintracht sicherte. Das erste Tor war nach perfekter Flanke von Danny da Costa ein herrlicher Kopfball, das zweite ein gefährlicher und unberechtigter Elfmeter. Warum das? Als der estnische Spieler beim Freistoß der Eintracht am Arm angeschossen wurde, konnte er so wenig dafür, wie jeder, der einem Ball im Wege steht, der aber auf ihn als Person gerichtet ist. Die neuen Regeln besagen, das sei ein Handspiel. Also gab‘s den Elfer. Wie gesagt: ungerecht.

Daß dieser Elfer von Paciencia gefährlich getreten wurde, hat einen kurzen Herzaussetzer eingebracht. Er schoß ihn nämlich in die linke Ecke – vom Tormann aus -, wohin dieser nach dem Abschuß auch gesprungen war, aber der Ball war so weit links, daß er ihn nicht mehr erreichte. Aber eben drinnen war. Denn die Gefahren, die der Zuschauer vor Augen sah, waren gleich doppelt. Einmal hätte der Tormann den Ball fast bekommen, ein andermal hätte der Ball auch rechts am Tor vorbeijagen können. Aber es war der Abend des Goncalo Paciencia und alles ging – im Gegensatz zu seinem verschossenen Elfer , der die Niederlage gegen den FC Chelsea im Europa-League-Halbfinale bedeutet hatte – gut! Es waren seine eigenen Geschenke an ihn selber zum 25. Geburtstag – und man hätte ihm noch den Hattrick gegönnt. Sein Fallrückzieher in der 62. Minute war wunderschön, ging nur am Tor vorbei.

Fehlschüsse der anderen gab es mehrere. Aber, wie gesagt: Luft nach oben bedeutet ja, daß es am nächsten Donnerstag in Vaduz, Liechtenstein, besser werden kann, besser werden muß. Noch ist die Mannschaft nicht auf Bundesliganiveau, die Ende August losgeht.

Und jetzt hätten wir fast den Essig im Wein vergessen. Denn gleich nach der Führung in der 37. Minute erfolgte der Ausgleich zum 1: 1 in der 40. Minute durch ein richtig schönes Tor von Vlasiy Sinyavskiy., was eindeutig auf die Schlafmützigkeit von Almamy Tourè zurückging, der das ganze Spiel über eher eine Einladung zum Schießen für die Tallinner, denn eine Verhinderung ausstrahlte.

Fotos:
So entschlossen wie im Bilder spielte Goncalo Paciencia auch an seinem 25. Geburtstag Fußball.
Die Fans waren wieder mit ihrer Choreographie einfallsreich. Man kann erst von weitem lesen, was sich hinter der Gewurtschtel versteckt
alle Fotos© eintracht.de

Info:

Eintrachtaufstellung:
Wiedwald - Toure, Hasebe, Ndicka – Kohr (75. Fernandes), Torró – da Costa (85. Durm), Kostic – Kamada – Joveljic (67. Gacinovic), Paciencia

Tore:
1:0 Paciencia (37.)
1:1 Sinyavskiy (40.)
2:1 HE Paciencia (54.)

Qualifikationsrunde
Gegner in der dritten Qualifikationsrunde ist am kommenden Donnerstag (8. August) ab 20.30 Uhr der FC Vaduz, der zunächst Heimrecht genießt. Eine Woche später fällt in Frankfurt ab 20.30 Uhr die Entscheidung, wer in die Playoffs (22./29. August) einzieht. Vaduz setzte sich am Abend mit 2:0 nach Verlängerung gegen den Fehérvár FC aus Ungarn durch (Hinspiel 0:1).