Serie: Der 1. FFC Frankfurt geht stark in die neue Bundesliga Jubiläumssaison 2019/2020, Teil 1
Claudia Schulmerich
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ohne den Manager des 1. FFC, Siegfried Dietrich, wäre der Frauenfußball in Deutschland nicht der, der er geworden ist. Noch immer ist der 1. FFC der Verein mit den meisten Meisterschaftstiteln in Deutschland (7!!), denn Dietrich hat zu einer Zeit auf Frauenfußball gesetzt, als dies noch nicht en vogue war. Wenn er nun auch noch die Eingliederung des Vereins in die Eintrachtfamilie in Frankfurt so sanft und zielstrebig bewerkstelligt, wie es aussieht, können ihm alle Fußballbegeisterten, Männlein wie Weiblein Kränze flechten.
Das meinen wir ehrlich. Und immer wieder haben wir über die gewisse Tragik geschrieben, die darin liegt, daß die beiden Vereine, die den Frauenfußball in eigenen Frauenfußballvereinen bundesligafähig gemacht haben, der 1. FFC und Turbine Potsdam, überholt worden sind von finanzstarken Männerfußballvereinen wie Bayern München oder Wolfsburg, die auf einmal den Frauenfußball als attraktiv erkannt, genug Geld investieren konnten, um Top-Spielerinnen zu kaufen, überhaupt einen Etat haben, über den reine Frauenfußballvereine einfach nicht verfügen. Deren Mitglieder sind zwar engagiert, aber doch in einer Größenordnung weit unterhalb der Männerfußballvereine.
Daß der 1. FFC nach 30 Jahren Frauenbundesliga (deshalb die Jubiläumssaison), in denen nur der 1. FFC immer dabei war, geplant für die Saison 2020/21 Teil von Eintracht Frankfurt wird, ist darum ein folgerichtiger Schritt, der, soweit wir wissen, von allen Beteiligten bejaht wird. Dietrich berichtete kurz und bekräftigte auf Nachfrage, daß diese Spielzeit noch ganz vom eigenständigen 1. FFC gehandelt werde, aber die Gespräche beginnen werden, wie man im nächsten Jahr verfahren könne. Auf jeden Fall werde er mit dem Verein und mit der Mannschaft dann Teil der Eintracht.
Und daß Siegfried Dietrich am 27. September nun das DFB-Amt des Vorsitzenden eines neuen Ausschusses Frauen-Bundesliga bekommen soll, ist ebenfalls angemessen (allerdings wäre eine Frau auch nicht schlecht gewesen. Aber, wenn ein Mann, dann Dietrich) . Schade nur, daß der ehemalige, durch Obama geförderte amerikanische Botschafter in Berlin,Philip D. Murphy , langjähriger Frankfurtbewohner und Mitbesitzer eines Frauenfußvereins in New York, dies alles und auch diese Pressekonferenz mitsamt dem ehemaligen Commerzbankchef Klaus-Peter Müller, nicht miterleben kann, was er schon tat, sondern vom unsäglichen derzeitigen Präsidenten der USA in die Heimat strafversetzt wurde. Denn Murphy hätte sich gefreut, welch mächtige Pflanze aus dem Stengelchen Frauenfußball in Deutschland schon geworden ist.
Und so geht es uns auch, wenn wir nun am Donnerstag, 8. August ganz oben im Commerzbank-Tower mit dem überwältigenden Blick aus den Fenstern über ganz Frankfurt sitzen und den eloquenten Ausführungen der ganz jungen Spielerinnen lauschen. Meine Güte, können die reden, können die sich ausdrücken, was die meisten ihrer älteren und sehr viel besser bezahlten Kollegen der Profimannschaft der Eintracht nur mit Neid konstatieren müßten, würden sie zuhören.
Und bevor sie zu Wort kommen, noch mal das Neueste zu Siggi Dietrich, der die Pressekonferenz eröffnete und leitete. Er hatte das montägliche Treffen beim DGB angekündigt, wo es dann auch um ihn ging, insgesamt aber um eine Aufwertung des Frauenfußballs innerhalb des DFB, was mit größeren Sendeanteilen von Fernsehaufnahmen korrespondiert. Daß beim beliebten TOR DES MONATS auch Tore aus der Frauenbundesliga dabei sind, gehört dazu. Es geht zwar langsam voran, aber es geschieht immer wieder etwas, was sich manchmal bündelt und einen richtig großen Schritt bedeutet. An diesem Moment sind wir derzeit.
Und jetzt zu den zur PK gekommenen FFC-Spielerinnen auf dem Podium von links: Géraldine Reuteler, Letícia Santos, Laura Feiersinger, Sophia Kleinherne, dazwischen die Herren und Tanja Pawollek als neue Kapitänin des 1. FFC Bundesliga. Sie, eine Mittelfeldspielerin, wurde zuerst vorgestellt, ist vier Jahre beim FFC dabei, 20 Jahre alt („eine der ältesten, haha“) und wird das Amt im Triumvirat ausüben. Das sei mit den beiden anderen Spielerinnen abgesprochen. Insgesamt ist der Anteil der deutschsprachigen Spielerinnen überwiegend, von denen vier aus Österreich und zwei aus der Schweiz kommen – wie man dann Géraldine Reuteler (Schweiz, seit dem Vorjahr dabei) und Laura Feiersinger (Österreich, auch seit 2018 beim 1. FFC) anhörte, die so selbstbewußt wie kenntnisreich vom Training und der kommenden Spielzeit sprachen. Insbesondere Géraldine Reuteler überraschte durch ihre selbstsichere Wortwahl, mit der sie ihre Trainings- und Spielsituation charakterisierte: „ICH MÖCHTE MICH LOGISCHERWEISE IMMER STEIGERN“
Erstaunlich dann auch die 'schon' 24jährige Letícia Santos aus Brasilien, die ganz neu dabei ist. Abgesehen davon, daß sie auf Deutsch redete - was sowohl Siegfried Dietrich wie Trainer Niko Arnautis verblüffte, denn sie sprechen nur Englisch mit ihr, was sich ändert sollte, dann wird sie noch besser in Deutsch - ist man einfach erstaunt, mit welcher Souveränität ein eigentlich doch noch so junger Mensch über Werdegang und Frauenfußballsituation spricht. Sie hat in Brasilien tatsächlich schon 2007 zu spielen angefangen, kam 2015 nach Norwegen und ging 2018 zum SC Sand. Nach Spielen in den U-20 Meisterschaften (Südamerika 2013 und WM 2014), hat sie auch in der brasilianischen Nationalelf gespielt. Daß sie immer wieder mit Marta zusammen spielte und diese für sie einfach ein Vorbild darstellt (127 Spiele Nationalmannschaft, 116 Tore) , betonte sie ausdrücklich, auch, weil jeder das von ihr wissen will.
Aus allen Spielerinnen sprach die Überzeugung, daß das Training und die allgemeine Befindlichkeit des Teams heuer sehr viel stärker seien als im Vorjahr, wo der Beginn der Bundesliga ja eine Enttäuschung nach der anderen brachte, sprich eine Niederlage nach der anderen, bis ein Ruck durch die Mannschaft ging und ein achtbarer fünfter Platz die letzte Saison beendete (nach VfL Wolfsburg, Bayern München, SC Freiburg, Turbine Potsdam). Daß der Trainingszustand erfreulich sei, bekräftigte Trainer Niko Arnautis, der in der 5. Trainingswoche feststellt, daß diese junge Mannschaft außerordentlich dynamisch sei und sich alle viel vorgenommen hätten, andererseits auch gelassen in die neue Saison gingen, einfach weil man gut vorbereitet sei und die Mischung Leidenschaft und Coolness es bringen werde.
Das alles hörten Manager Dietrich, der Gastgeber und Ehrenvorsitzende der Commerzbank, Klaus-Peter Müller, der fast alle Pressekonferenzen als Hauptsponsor begleitet hatte und jetzt die Aktiven der Commerzbank vertritt, sowie der FFC-Vorsitzende Jürgen Ruppel gerne. Natürlich auch Kim Kulig, die ganz außen saß, aber nicht mehr als Spielerin, sondern als Mittrainerin der jungen Spielerinnen der U-Mannschaften dabei ist.
So ganz am Rande verlautbarte Dietrich, daß der Etat des FFC Frankfurt 1,5 bis 1,6 Millionen betrage. Wie die Mannschaft aufgestellt ist und was die nächste Saison bringt, entnehmen Sie den folgenden Artikeln, die im Detail darauf eingehen. .
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