F Podiumsdiskussion Paulskirche OB Feldmann Copyright Maik ReussOberbürgermeister Feldmann eröffnet den Dialog zur Zukunft der Paulskirche als Demokratiezentrum

Eric Fischling

Frankfurt am Main (Weltexpresso) - Mit 200 Bürgern hat Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann am Mittwoch, 22. August, im Kaisersaal des Römers den Dialog zur Zukunft der Paulskirche als Demokratiezentrum eröffnet. „Frankfurt ist die Wiege der Deutschen Demokratie mit der Paulskirche als starkem Symbol“, sagte der Oberbürgermeister. Was sie jetzt schon sei, nämlich repräsentativer Gedenk- und Veranstaltungsort, solle die Paulskirche auch in Zukunft bleiben.
„Doch sie muss sich öffnen für alle, für Mieterinitiativen, für Schüler und Vereine. Auch Attac soll in Zukunft hier tagen können und muss nicht erst die Paulskirche zu diesem Zweck besetzen“, betonte Feldmann.

Demokratie brauche Orte der Debatte, wo die Gesellschaft fragt: Was ist Demokratie, was zeichnet sie aus? „Demokratie ist eben nicht selbstverständlich, wir müssen sie uns immer wieder neu erkämpfen“, betonte Feldmann.

F Publikum Podiumsdiskussion Paulskirche Copyright Maik ReussWenn man, wie die Journalisten, die über Belange der Stadt oder die bisherigen Veranstaltungen in der Paulskirche schreiben, sich diese Veranstaltungen anschauen, sind es sehr ehrbare, auch politische, kulturpolitische und Kulturveranstaltungen, die in der Regel dasselbe Publikum ansprechen, wobei die meisten Einladungen direkt von der Stadt ausgesprochen werden, weshalb man dort auch immer wieder dieselben Gesichter sieht, das, was man so Stadtgesellschaft nennt. Anderen Bürgern die Paulskirche zu öffnen, ist von daher erst einmal eine sehr gute Idee, wenn man unter dem Hort der Demokratie nicht nur Veranstaltungen der oberen Gesellschaft und der gesellschaftlichen Repräsentanten versteht. Daß gleichzeitig die Würde des Hauses eine Richtschnur für potentielles Geschehen in der Paulskirche ist, gilt dabei genauso. 

Bevor man an die Planung des Demokratiezentrums „Paulskirche“ gehen könne, brauche es einen intensiven und professionell aufgezogenen Beteiligungsprozess, erläuterte Friedbert Greif, Partner im beratenden Büro AS+P. Greif präsentierte in seinem Vortrag keine fertigen Pläne für ein „Haus der Demokratie“. Frei nach dem Bonmot „Die größten Fehler werden am Anfang gemacht“ plädierte Greif für eine gründliche Auseinandersetzung mit dem „Demokratieort Paulskirche“. „Bis zur Mitte des kommenden Jahres wollen wir uns dafür Zeit nehmen, mit vielfältigen Formaten, in Workshops, auch eine digitale Beteiligungsplattform ist vorgesehen, über die ganz Deutschland mitreden soll“, sagte Greif.

In der anschließenden, von Katja Marx vom Nachrichtensender hr-info moderierten Podiumsdiskussion, ging es dann auch weniger um Architektur. Vielmehr wurde immer wieder die Frage nach den dort zu besprechenden Inhalten eines möglichen „Demokratiezentrums Paulskirche“ gestellt. Für Nicole Deitelhoff, Leiterin des Leibniz-Instituts Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung, ist der Weg dorthin das Interessante: „Wir haben keine Ahnung wie die Zukunft der Demokratie in Deutschland aussehen wird, aber im Kern wissen wir um ihre Bedeutung. Demokratie bedeutet Auseinandersetzung zwischen mündigen Bürgerinnen und Bürgern, bedeutet streiten über die Werte und Regeln, die unser Zusammenleben tatsächlich bestimmen sollen“, sagte die Politikwissenschaftlerin. Beim anstehenden Beteiligungsprozess rief Deitelhoff, dass nicht wieder nur die „üblichen Verdächtigen“ zu Wort kämen. „Gehen Sie in die Schulen, gehen sie zum Museumsuferfest, zur Eintracht und sprechen da die Leute an“, appellierte Deitelhoff.

Susanne Gesser, Leiterin des Jungen Museums Frankfurt, sagte: „Die Paulskirche zu erweitern ist eine sehr schöne Idee - dieser Ort wäre für mich ein Ort, in dem wir nicht nur die Geschichte der Demokratie lernen, sondern lernen, wie sie funktioniert, wir streiten lernen, Auseinandersetzung lernen.“

Oberbürgermeister Feldmann erwartet nicht, dass bis zum Paulskirchen-Jubiläumsjahr 2023 schon alle Ideen realisiert werden. „Mir ist aber wichtig, dass wirklich alle mitreden, alle mitgenommen werden, vom Bundespräsidenten bis zum Stadtschülersprecher. Der Dialog zur Zukunft des 'Demokratiezentrums Paulskirche' hat begonnen.“

Fotos:
Applaus im Publikum bei der Podiumsdiskussion zur Paulskirche
OB Feldmann stellt während der Podiumsdiskussion seine Gedanken zur Zukunft der Paulskirche vor 
© Stadt Frankfurt, Maik Reuss