Im Jahr 2011 findet am 30. Oktober der 30. Frankfurter Marathon für Männer und Frauen statt
Manfred Schröder und Helga Faber
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Offiziell geht es schon am Samstag, den 29,.Oktober los, wenn um 10.30 Uhr der Brezellauf und um 12 Uhr der Struwwelpeterlauf beginnen, deren Start und Ziel jeweils die Messe Frankfurt sind. Aber die Weltaufmerksamkeit ist dann auf den Sonntag gerichtet, wenn rund 15 000 Läufer die 40 195 Meter als Schnellster und Schnellste bewältigen wollen und darum als Erster und Erste an der Festhalle eintreffen. Das will bei den Männern Wilson Kipsang sein, der zudem einen Weltrekord laufen will, er oder ein anderer Kenianer, was alles wahrscheinlich ist, führten doch zwölf Kenianer die Weltbestenliste 2011 an!
Frankfurt erfand den Stadtlauf? Ja, tatsächlich. Davon gleich. Aber den Marathonlauf haben diese Städter am Main natürlich nicht erfunden. Dieser Lauf ist historisch und ganz und gar nicht aus Spaß und Sportlichkeit wie heutzutage unternommen worden, sondern aus wichtigen, ja staatswichtigen Gründen. Es war der griechische Geschichtsschreiber Herodot, der von diesem Boten Pheidippides berichtet hatte, der im Jahr 490 v. Chr. zwei Tage lang von Athen nach Sparta gelaufen war, um von diesen Hilfe im gewaltigen Kriege gegen Persien zu suchen.
Aber das ist nur der geschichtliche Kern. Denn 500 Jahre danach machten sich die beliebten Stückeschreiber Plutarch und Lukian von Samosate diese Laufleistung zu eigen und strickten daraus eine bis heute währende Legende, dernach sich dieser Läufer nach der gewonnenen Schlacht bei Marathon durch die Athener auf den Weg gemacht habe, den Sieg zu Hause zu verkünden, die fast 40 Kilometer durchgelaufen sei, auf der Agora von Athen noch laut gerufen habe: „Wir haben gesiegt!“ und dann tot zusammengebrochen sei.
Im zu Ende gehenden 18. und dem 19. Jahrhundert wurde Sportlichsein ‚in‘. Es war ein neues Körperbewußtsein entstanden und auch ein verändertes Verhalten zur Konstellation Mensch und Welt. Die ersten Läufer, die insbesondere aus der englischsprachigen Welt kamen, liefen gegeneinander. Es war der Wettkampfgedanke, der sie anfeuerte, keine irgendwie geartete historische Reminiszenz. Das war noch kein Massensport, diese Meilenlauferei, sondern individuelles Verhalten, weshalb die Stoppuhr als Gegner wichtiger wurde, als der andere Mensch. Man lief gewissermaßen gegen die Uhr. Die Strecken entsprachen Distanzen zwischen 32 und 48 Kilometern. Schon 1898 lief ein gewisser Blewet 38,63 Km in einer Zeit von 2:34 Stunden. Auf die heutige Marathondistanz berechnet wäre dies eine Zeit von 2:48 Stunden. Damti wäre er heute unter ‚ferner liefen‘.
Die heutige Marathonlauflänge nun wiederum ist dann doch historisch, denn man hatte 1890 bei Ausgrabungen Gräber der gefallenen Athener aus der Schlacht von Marathon gefunden, weshalb diese Legende wiederauflebte und 1896 bei den Olympischen Spielen von Athen , die Pierre de Coubertin ins Leben gerufen hatte, der erste Olympischen Marathon (allerdings etwas kürzere Strecke) gelaufen wurde, der somit die längste olympische Laufdisziplin ist, aber auch der erste moderne Marathonlauf wurde. Seit 1984 dürfen auch Frauen den olympischen Marathon laufen. Wie aber kommen nun die Frankfurter dazu, in der Stadt einen Marathonlauf auszutragen, der sich als Siegeszug des Langlaufens inzwischen über die Welt verbreitet.
Wer Frankfurt am Main kennt, weiß, daß es sich um eine kleine dynamische Stadt mit Riesenumland in Rhein-Main handelt, das aber als Stadt durch seine Stadteile geprägt ist und lebt. Ausgerechnet in Frankfurt-Höchst, dieser nun wirklich eigenständige, ganz im Westen gelegenen, zwar durch die Farbwerke Hoechst, aber nicht durch Sport hervorgetretenen Gemeinde, entstand 1981 die Idee und die Tat, aus dem Laufen weniger einen Spaß für viele zu machen und es wurde im Mai des Jahres der erste Stadtmarathon veranstaltet, von den Farbwerken unterstützt. Die gibt es nun nicht mehr, dafür aber den Marathon Frankfurt, der sich von damals 3169 Läufern auf die auf 15 000 begrenzte Läuferinnen und Läufer steigerte. Mehr ist logistisch nicht unterzubringen, sagen die Verantwortlichen. Die Sponsoren wie BMW sind es nicht, die die Zahlen begrenzen, denn für sie ist jeder Läufer und jede Läuferin ein Sympathieträger. Darum machen sie das ja.
Am Sonntag geht es um 10 Uhr los. Nach der Winterzeit, denn in der Nacht zuvor wird die Uhr um eine Stunde zurückgestellt. Wer dies nicht tut, kommt zu spät? Aber nein, der muß eine Stunde warten, bis es los geht. Wichtig, daß gemeinsam gelaufen wird: Männer und Frauen. Und dies ist seit 1981 der Fall. Bei den Frauen haben viele Deutsche gesiegt: Katrin Dörre Heinig gleich dreimal von 1995-1997, im letzten Jahr mit 2:26:48. In den Jahren 204-2006 haben dreimal hintereinander Russinnen gewonnen, Spitzenzeit: 2:25:12. Dann kamen zweimal wieder Deutsche nach vorne, in den letzten beiden Jahren siegten Agnes Kiprop mit 2:26:57 und Caroline Cheptanui Kilel mit 2:23:25, beide aus Kenia.
Bei den Männern siegen die Kenianer seit dem Jahr 2002, dreimal war es Wilfred Kigen von 2005-2007. Im letzten Jahr Wilson Kipsang mit der Bestzeit von 2:04:57. Bedenkt man, daß der Sieger vor 30 Jahren, der Schwede Kjell Erik Stahl noch 2:13:20 brauchte, fragt man sich, wo das noch hingehen soll mit den schnellen Beinen und dem mentalen Laufbegleiten. Aber, das alles war bisher eine absolut westliche Darstellung des Marathons, die danach fragt, wer der Schnellste und somit der Beste ist. Das aber ist nicht das Wichtigste am Marathon. Auch nicht am Frankfurter Marathon.
Viel wichtiger ist, dabei zu sein. Das im doppelten Sinne. Entweder mitzulaufen oder zuzuschauen, anzufeuern, sich mit zu freuen und an diesem Volksfest, zu dem der Frankfurt Marathon geworden ist, teilzunehmen. Damit es viel zu schauen und zu feiern gibt, gibt es am Sonntag auch den Staffelmarathon und den Mini-Marathon. Die Strecke selbst geht wirklich rund in Frankfurt. An der Friedrich-Ebert-Anlage ist der Start. Dann geht es Richtung Bahnhof, vorher aber am Platz der Republik nach links in die Mainzer Landstraße, am Opernplatz Richtung Eschersheimer Landstraße, hinauf und hinunter, zurück zur Innenstadt, über die Bleichstraße zur Alten Brücke, über Sachsenhausen, Niederrad, Goldstein, Schwanheim auf der anderen Seite des Mains, dann bei der Schwanheimer Brücke wieder hinüber nach Nied, nach Höchst und von dort die lange Strecke über die Mainzer Landstraße zurück über die Hauptwache bis zur Festhalle. Viel Glück und viel Spaß. Das Wetter macht mit.
Info: 069-75546777
Busse und Bahnen: 069-21323333