Bildschirmfoto 2019 10 20 um 14.40.57Eintracht Frankfurt besticht beim Sieg über Bayer Leverkusen 3:0, Spielbericht 1

Hartwig Handball

Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Ein persönliches positives Drama wie aus dem Kino! Erst bringt ihm seine Frau einen gesunden Buben namens Theodor zur Welt (sicher kennt er nicht den hier so passenden deutschen Ohrwurm: Der Theodor, der Theodor, der steht bei uns im Fußballtor), dann gelingt es dem dänischen Torhüter Frederik Rönnow tags darauf, mit abenteuerlichen, ja absolut spektakulären Abwehrparaden das Eintrachttor sauber zu halten, wobei er immer wieder Szenenapplaus der Zuschauer erhielt und mehr und mehr begeisterte „Rönnow, Rönnow...“-Rufe das Stadion erfüllten.

Er selbst sprach davon, er habe in der Nacht, die zwischen beiden Ereignissen liegt, überhaupt nicht geschlafen. Schieben wir es also auf das Adrenalin.

Menschlich gesehen hat das Frederik Rönnow nicht nur gut getan, sondern muß auch das aufwiegen, was ihm und mit ihm im letzten Jahr passiert ist. Als er damals von Eintracht Frankfurt erst einmal mit großem Aplomb geholt, sprich vom Bröndy IF abgekauft wurde, waren seine Erwartungen und die der Fans groß. Schließlich war mit dem finnischen Schlußmann der Eintracht, Lukas Hradecky, gerade der Mann mit weit höherem Gehalt nach Bayer Leverkusen gegangen, der mit der heute ebenfalls in alle Winde verstreuten Büffelherde Ante Rebic, Sebastien Haller, Luka Jovic, für die Eintracht den Pokalsieg gegen Bayern München unter Niko Kovac herausgespielt hatte, denen die herrlichen Europaspiele folgten. Allerdings ohne Rönnow, denn der hatte das Pech, sich früh und langwierig zu verletzen, weshalb als deus ex machina der zuvorige Torhüter Kevin Trapp, gut nach Paris verkauft, zurückgekauft wurde, so daß dieses Spiel tatsächlich erst das neunte Pflichtspiel für Rönnow bedeutete, mit dem er sich nicht nur in die Herzen der Eintrachtgemeinde eingrub, sondern auch deutlich machte, daß er einen Anspruch auf Einsatz hat. Denn – so ist das Leben und der Fußball erst recht – möglich war diese Besetzung im Eintrachttor am heutigen Tage nur, weil Kevin Trapp verletzt ist.

Die Heldentaten von Frederik Rönnow zeigen auf, daß das 3:0 der Eintracht wirklich sein Verdienst ist, was die Null ausmacht, denn das Spiel hätte beispielsweise auch leicht 3: 5 enden können, auch wenn der Sieg der Eintracht, das sei schon mal gesagt, auch in der Höhe mit 3 Toren Differenz absolut in Ordnung geht. Zehnmal parierte Rönnow gefährliche Schüsse der Leverkusener, von denen mindestens diese drei seiner Aktionen Spitzentorwartleistungen waren: In der 43. Minute der Drehschuß von Lucas Alario, in der 66. Minute dessen Kopfball kurz vor dem Tor, und in der 76. Minute die gefährliche Situation in der Eintrachtabwehr durch Gelson Fernandes mit Kai Havertz‘s Spontanreaktion. Seine Mitspieler, insbesondere die Abwehrspieler von Eintracht Frankfurt feierten Rönnow schon auf dem Platz und erst recht anschließend mit dem Prädikat, er habe perfekt gespielt.

Aber natürlich langt ein guter Tormann nicht zum Sieg! Die Eintracht ist als Mannschaft endlich wieder da, wo sie hingehört, als rasantes Spitzenteam, die den Gegner einfach durch Leidenschaft und nicht nachlassendes Gewinnenwollen quasi zu überrennt. Das Gefühl, die alte Spitzeneintracht ist wieder da, erfüllt viele. Die zu diesen Zeitpunkt die Bundesliga anführenden Leverkusener müssen verblüfft gewesen sein, was ihnen da widerfuhr. Eine Entfesselung, die sich aufbaute und einfach nicht aufhörte. Dabei half das Glück. Denn daß Gonzalo Paciencia schon in der vierten Minute als Konter das 1:0 erzielte, ist so wichtig für die Moral der Mannschaft, die in den letzten Wochen tatsächlich viel Pech hatte, von schlechten Leistungen abgesehen.

Wir freuen uns auch für den Portugiesen, daß es so gut läuft und er eine Viertelstunde drauf einen Elfer zum 2: 0 verwandelte. Er spielt sich richtig in die Position des Spielmachers hinein und man kann sein wachsendes Selbstvertrauen und seine Führungsqualität buchstäblich mitverfolgen. Und auch ohne weitere Torerfolge blieb dies ein mitreißendes Spiel, in dem der, der eigentlich zum Toreschießen geholt wurde, und leider durch Verletzung die letzten Spiele ausgefallen war, genau dies tat: Mittelstürmer Bas Dost. Er legte in der 80. Minute eine Sohle nicht aufs Parkett, sondern in die Luft, indem er im Fallen den Ball so genau plazierte, das Lukas Hradecky machtlos blieb.

Das nämlich ist die witzige Pointe, daß der von der Eintracht nach Leverkusen gewechselte Hradecky, sich hier eine 3:0 Klatsche abholen mußte. Es gibt noch Gerechtigkeit im Leben, sangen danach einige Fans, die immer noch nicht verkraftet hatten, daß ihr Hradecky damals des schnöden Geldes wegen zum heutigen Fußballgegner weggegangen war. Aber die haben ja nun mit Kevin Trapp und Frederik Rönnow gleich zwei gute Tormänner. Braucht die Eintracht jetzt eigentlich nur verläßliche Torjäger. Der Anfang ist gemacht.

Foto:
Ein Bild, das den wirklich vor Freude fast platzenden Frederik Rönnow zeigt
© Eintracht Frankfurt

Info:
Bayer 04 Leverkusen muss sich am Dienstag beim Champions League Spiel bei Atl. Madrid beweisen und am Samstag empfangen sie dann SV Werder Bremen.
Die Eintracht muss am Donnerstag zum Europapokalspiel nach Lüttich fahren. Am Sonntag geht es dann zum Spitzenreite nach Gladbach.