Eintracht Frankfurt kommt über ein 2:2 gegen Hertha Berlin nicht hinaus, Spielbericht
Claudia Schubert
Frankfurt am Main (Weltexpresso) – Nach den Bundesligaspielen finden Pressekonferenzen statt, auf der die Trainer der jeweiligen Mannschaft sich zum Spiel äußern und Fragen beantworten. Üblicherweise hat aus Höflichkeit der Gast das erste Wort. So auch Jürgen Klinsmann, der später noch lachend sagte, er sei seit einer Woche im Geschäft, als neuer Trainer der Berliner.
Wir waren wirklich ganz objektiv und daß sich Jürgen Klinsmann auch heute noch so jungenhaft gibt, ist alles erlaubt. Nicht aber, daß falsches Zeugnis abgelegt wird. Denn tatsächlich fand er den Spielausgang mit 2:2 in Ordnung, verdient, er entsprach dem Spiel. Wie das? 50 000 Zuschauer hatten etwas anderes gesehen. Man war einfach verblüfft. Daß er sich freuen darf, mit einem Unentschieden davongekommen zu sein ist auch erlaubt, und grundsätzlich ist Fußball keine moralische Anstalt, sondern ein Sport, der durch das Ergebnis definiert ist. Sich aber nach diesem Spiel hinzusetzen und das Ergebnis adäquat dem Spiel zu erklären, ist schon ein starkes Stück.
Nur deshalb, vermuten wir, hat auch Eintrachttrainer Adi Hütter, der immer ausgesucht höflich und zurückgenommen ist und eigentlich immer seinem Kollegen der gegnerischen Mannschaft zustimmt, geäußert, daß er das anders sehe. Wir auch. Und damit zum Spiel.
Zwar war Eintracht Frankfurt bald am Ball, aber der Ball kam nicht unbedingt in die Nähe des Tors, weil Hertha für dieses Spiel Riegel aufgebaut hatte, mal Manndeckung, mal Raum, es war – zugegeben – wenig Spielraum für die Frankfurter. Doch hatten sie nach zähen 20 Minuten mehrere Male Chancen auf das erste Tor: Daichi Kamada, Almamy Touré, Hinteregger; doch Torwart Thomas Kraft war wirklich ein Hüter seines Tores. Er war immer zur Stelle. Und als jetzt im Dauerfeuer die Eintrachtler gegen das Berliner Tor liefen, geschah es, was sich gut dreißig Minuten später wiederholte: es fiel völlig aus dem Nichts das 0:1 für Hertha! Das war in der 30. Minute und es war in der Tat der erste durchgezogene Angriff der Berliner, der dann gleich mit dem Torerfolg von Dodi Lukébakio endete.
Nein, die Eintracht mauerte nun nicht, sondern spielte weiterhin offensiv und auf Ausgleich. Und Minuten später in der 38. Minute war es soweit: Daichi Kamada hatte endlich Glück und der Ball ging rein. Großer Jubel, jetzt würde das Spiel erst richtig losgehen. Stattdessen Pause. Videobeweis. Aberkennung des Tores. Die Vorlage von Filip Kostic hätte der unter Rempeln, ja sogar zu Boden Reißen von Niklas Stark geschossen. Also weiter aufs Berliner Tor spielen. Aber es tat sich nichts und so war das 0:1 Halbzeitstand.
Man hatte sich ein Machtwort vom Trainer erhofft – und er sprach es später auch aus, als er seiner Mannschaft zum Kraftakte gratulierte, aus dem 0:2 noch ein 2:2 gemacht zu haben. Gut, aber das verschleiert nur, daß dieses Spiel beispielsweise 4:0 oder 5:1 hätte ausgehen müssen, würde man nach dem, woran sonst Spiele gemessen werden, vorgehen: den Ecken, den Torschüssen, den Vorlagen.
Dazu gleich, erst aber die Wiederholung der Situation vom 0:1. Das war in der 63. Minute, als – gefühlt – der zweite Angriff der Berliner stattfand und wie der erste direkt im Tor mündete. Man kann Frederik Rönnow noch nicht einmal einen Vorwurf machen, das waren Tore, die einfach fallen. Aber zwei Minuten später landete der Ball wirklich im Berliner Tor. Es war Martin Hinteregger, der sich, wenn die Eintracht schon keinen Sturm mehr hat, auf den Weg machte und den Eckball unhaltbar ins Tor köpfte. Weiter so, dachte man und so geschah es auch. Es sah alles nach einem Durchmarsch der Eintracht aus. Sebastian Rode, der inzwischen eingewechselt war, hatte einen herrlichen Ball vors Tor platziert, den Goncalo Paciencia in der 71. Minute ins Tor schoß. Großer Jubel, endlich Ausgleich zum 2: 2 und dann natürlich die nächsten Tore zum Sieg.
Pustekuchen würden Kinder sagen. Das war hier wirklich das Spiel, das man mit dem Feldstecher verfolgen müßte. Denn auch dieses Tor wurde aberkannt, nein, es wurde gleich nicht anerkannt, stattdessen erhielt der Torschütze eine Gelbe Karte. Er soll gefoult haben, was von oben einfach nicht zu sehen war. Also immer noch im Rückstand, die Eintracht. Doch Rode, der zusammen mit Hinteregger die Mannschaft zusammenhielt und nach vorne trieb, landete dann in der 86. Minute endlich einen Treffer, an dem das Trainerteam mal nichts auszusetzen hatte. Spielstand 2:2.
Obwohl auch danach ein spielerisches Feuerwerk abging, und die Eintrachtler echt kämpften – es war kalt, kalt, kalt – blieb es bei diesem für die Eintracht unverdienten, für die Berliner mehr als schmeichelhaften Unentschieden.
Sehr ernüchtern für die Frankfurter, die jetzt in der Ersten Liga einen Mittelplatz haben, der niemandem nutzt. Sehr ernüchternd auch, daß bekannt wurde, daß wegen der Berliner Dummheiten von Eintracht Ultras, die das Zündeln nicht lassen können, erneut eine Geldstrafe von 18 300 Euro auf die Eintracht zukommt, die sich wegen der weiteren Dummheiten in Mainz auf eine noch höhere Geldstrafe einstellen muß. Es gab schon bessere Zeiten.
Aber schießt die Eintracht auch derzeit zu wenig Tore – es fehlt der Sturm, denn es hätten wirklich viele Tore fallen können -, so ist die Kampfmoral doch hoch und sollte langen, wenn es nächsten Donnerstag in der Euro-League gegen die Portugiesen geht. Hier im Stadion!
Ach so, wir hatten Zahlen versprochen. Die braucht man nicht kommentieren, die sprechen für sich:
Torschüsse: 27 von der Eintracht; 8 von den Berlinern
Ecken: 16 auf Eintrachtseite; 1 von Berlin
Flanken aus dem Spiel: 22 zu 4
Dafür aber 10 Fouls der Eintracht und 15 der Berliner
Zwei anerkannte, ein zurückgenommenes, ein nicht gegebenes Tor für die Heimmannschaft
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- Kategorie: Heimspiel